Leere Klasse
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Bildung

Kürzungen auch an „Brennpunktschulen“

Immer mehr Kritik hagelt es am neuen System zur Lehrerzuteilung an Pflichtschulen. Viele Schulen haben durch die Umverteilung im Herbst weniger Stunden zur Verfügung. Auch sogenannte Brennpunktschulen, für die es von Seiten der Stadt keine Nachteile geben sollte, müssen mit Kürzungen rechnen.

Einen Wechsel zu einem „einfacheren, gerechteren und transparenteren“ System kündigte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr von den NEOS an. Für die eine Hälfte sollte es mehr Ressourcen, für die andere Hälfte weniger geben. Aktuell scheint es aber eher so, als müsse ein Großteil der Schulen durch die neue Reform mit Kürzungen und Einsparungen rechnen.

Auch sogenannte „Brennpunktschulen“ mit vielen Kindern aus sozial schwächeren Verhältnissen müssen im Herbst mit weniger Stunden auskommen. Zumindest ist das laut einer Direktorin, die anonym bleiben möchte, an einer solchen Volksschule in Wien so. Es gebe zwar mehr Stunden durch den „Mini-Chancenindex“, der mehr Stellen für Schulen vorsieht, an denen es besonders viele Schüler mit Förderbedarf gibt, durch andere Kürzungen müsse die Schule aber mit 29 Stunden weniger auskommen. Das entspricht einer Lehrperson plus sieben zusätzliche Stunden.

Mehr Schüler in den Klassen

Das Stundenkontingent sei von der Schüleranzahl abhängig, die kleinen Klassenräume an der Schule und Kinder mit besonderen Bedürfnissen würden in den neuen Berechnungen nicht berücksichtigt werden. Es werde davon ausgegangen, dass in eine Klasse 25 Schülerinnen und Schüler passen. An der Schule gebe es aber Räume mit nur 50 oder weniger Quadratmetern. Laut den Berechnungen würde die Schule von neun auf sieben Klassen kürzen müssen.

Unklar sei auch, ob die Mehrstufenklasse als Inklusionsklasse weitergeführt werden solle. Bei den Inklusionsklassen soll es gesetzlich nicht mehr möglich sein, ein Kind mit sozialpädagogischem Förderbedarf doppelt zu zählen und so die Klassen klein zu halten. In der Realität brauche ein Kind mit Autismus aber viel mehr Aufmerksamkeit und es sei mühsamer, wenn ab sofort noch mehr Kinder in den Klassen sein sollen.

Angekündigte Schulautonomie kaum umsetzbar

Laut Bildungsdirektor Himmer sollte durch die Reform auch mehr Autonomie für die Schulen selbst kommen. Die Schulleiter könnten laut Himmer in Zukunft viel freier entscheiden, was mit dem Geld an der Schule passiere, als bisher. Die Direktorin der Volksschule meint hingegen, dass diese Autonomie nicht umsetzbar sei. Wenn es weniger Stunden gebe, könne sie auch nicht entscheiden, dass in eine kleine Klasse wenig Schüler kommen.

Die Direktorin würde sich wünschen, dass die Stundenverteilung auf den Klassen und nicht auf der Schüleranzahl beruhen würde. Dann könnten die Schulleiter auch flexibler entscheiden und auf bauliche Gegebenheiten in der Schule Rücksicht nehmen. Faßmann??

Weniger Stunden trotz gleichbleibendem Kontingent

Auch von anderen Schulen gebe es nur Berichte von Kürzungen. „Es muss doch irgendwen geben, der mehr bekommt?“, so die Direktorin. Außerdem stehe die Frage im Raum, wie es weitergehen soll, wenn übernächstes Jahr auch noch der Übergangszuschlag wegfalle. Die Direktorin der Volksschule fordert, dass das Stundenkontingent wieder an der Klassenanzahl berechnet und auch Integrationskinder berücksichtig werden sollen.