Prozess um beinahe tödlichen sexuellen Missbrauch in Wien fortgesetzt
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Chronik

20 Jahre für fast tödlichen Missbrauch

Ein Prozess wegen Mordversuchs ist am Donnerstag im Landesgericht mit hohen Strafen zu Ende gegangen. Drei Männer sollen eine Frau missbraucht und dabei so schwer verletzt haben, dass sie beinahe verblutet wäre. Der Hauptangeklagte wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Der Hauptangeklagte – ein 34 Jahre alter Beschäftigungsloser – fasste die 20 Jahre wegen versuchten Mordes und sexuellen Missbrauchs einer wehrlosen Person aus. Die Mitangeklagten – ein 39 Jahre alter Maler und ein 24 Jahre alter Fußballprofi – erhielten 14 bzw. sieben Jahre Haft, wobei der Ältere im Sinn der Anklage auch wegen Mordversuchs in Form unterlassener Hilfeleistung schuldig erkannt wurde.

Der Fußballprofi, der zuletzt für einen drittklassigen Verein gespielt hatte, wurde demgegenüber ausschließlich wegen Missbrauchs verurteilt. Sämtliche Wahrsprüche der Geschworene fielen einstimmig aus. Die Urteile sind allesamt nicht rechtskräftig.

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Die Angeklagten werden in den Gerichtssaal geführt

Gutachter: Schwere psychische Folgen beim Opfer

Die betroffene Frau war nach der Einnahme von Alkohol, Amphetaminen und Kokain zum Tatzeitpunkt schwer beeinträchtigt. Wie Gerichtspsychiater Peter Hofmann am zweiten Verhandlungstag darlegte, hatten die konsumierten Substanzen eine tiefgreifende Bewusstseinsstörung bewirkt. Sie war den Männern, die sie am frühen Morgen in einem Lokal getroffen und dann in eine Wohnung in Meidling begleitet hatte, wehrlos ausgeliefert.

Dort wurde sie über einen Zeitraum von mehreren Stunden von diesen abwechselnd missbraucht, wobei laut Anklage der Hauptangeklagte Tathandlungen setzte, mit denen er den Tod der Frau billigend in Kauf nahm. Dem Opfer wurden schwere Verletzungen im Vaginalbereich zugefügt, die einen starken Blutverlust bewirkten, was die Mitangeklagten aus Sicht der Anklagebehörde zur unverzüglichen Hilfeleistung verpflichtet hätte.

Die Betroffene leidet seither an einer posttraumatischen Belastungsstörung, die der psychiatrische Sachverständige einer schweren Körperverletzung gleichsetzte. „Ich gehe davon aus, dass das ein Dauerzustand sein wird. Die Frage ist, ob das in den nächsten Jahren und Jahrzehnten anzupassen ist, dass halbwegs eine Lebensqualität möglich ist“, hielt Hofmann fest.

Wehrlose Frau missbraucht: 20 Jahre Haft

Ein Prozess wegen Mordversuchs ist am Donnerstag im Landesgericht mit hohen Strafen zu Ende gegangen. Drei Männer sollen eine Frau missbraucht und dabei so schwer verletzt haben, dass sie beinahe verblutet wäre. Der Hauptangeklagte wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Mutter: Tochter musste aus Wien wegziehen

Die Mutter der 29-Jährigen schilderte als Zeugin, ihre Tochter sei infolge des Mitgemachten aus Wien weggezogen, „weil sie es hier nicht mehr aushält“. Ihr Kind benötige psychotherapeutische Behandlung und Medikamente.

Die 29-Jährige musste sich dem Verfahren nicht unmittelbar als Zeugin stellen. Sie war im Ermittlungsverfahren kontradiktorisch vernommen worden, die Videoaufzeichnung mit ihrer rund eineinhalbstündigen Befragung wurde im Großen Schwurgerichtssaal abgespielt.

Die Angeklagten hatten sich beim Prozessauftakt am 16. Juni zum Missbrauch schuldig bekannt. Den Mordversuch stellten sie in Abrede und belasteten sich diesbezüglich wechselseitig. Der 34-Jährige räumte ein, eine schwere Körperverletzung begangen zu haben. Seine DNA war an Stellen gefunden worden, die bei der Tatbegehung eine Rolle gespielt hatten.