Die Aktivist*innen Fälle sexueller Belästigung in Wien und schreiben diese direkt am Ort des Geschehens nieder.
ORF
ORF
Chronik

Mit Kreide gegen sexuelle Belästigung

Anzügliche Sprüche, Pfiffe, Kussgeräusche: Die Initiative „Catcalls of Vienna“ will auf verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum, sogenanntes „Catcalling“, aufmerksam machen. Mit bunter Straßenkreide werden die Orte der verbalen Übergriffe markiert.

Vary Kalupina und Niko Eder sind Mitglieder der Initiative „Cat Calls Of Vienna“. Sie machen mit Kreide verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum direkt am Ort des Geschehens sichtbar: „Die Geschichte, die wir hier an der Mariahilfer Straße gekreidet haben, an der Buslinie 13A: Da war ein zwölfjähriges Mädchen. Die ist im Bus gefahren und dann wurde ihr von einem älteren Herren ‚du geile Sau‘ zugerufen“, erzählte Vary Kalupina, die Gründerin von „catcallsof.vie“ im Gespräch mit „Wien heute“. Seither möchte das Mädchen nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Die Aktivist*innen Fälle sexueller Belästigung in Wien und schreiben diese direkt am Ort des Geschehens nieder.
ORF
Die Aktivist*innen Fälle sexueller Belästigung in Wien und schreiben diese direkt am Ort des Geschehens nieder.
ORF
Die Aktivist*innen Fälle sexueller Belästigung in Wien und schreiben diese direkt am Ort des Geschehens nieder.
ORF
Die Aktivist*innen Fälle sexueller Belästigung in Wien und schreiben diese direkt am Ort des Geschehens nieder.
ORF

Von New Yorker Pendant inspiriert

Die Wiener Aktivistinnen und Aktivisten wurden vom New Yorker Pendant „Catcalls of New York City“ inspiriert. Seit zwei Jahren kreidet ein derzeit achtköpfiges Kernteam ihm gemeldete Vorfälle sexueller Belästigung in den Straßen der Stadt an und postet sie auf Instagram. „Meistens fallen die Reaktionen positiv aus und wir kriegen Lob ausgesprochen. Hin und wieder werden wir jetzt auch erkannt. Ab und zu gibt es auch die andere Seite, vor allem ältere Herrschaften sind da nicht ganz so unterstützend. Und dann sprechen wir etwas länger und gehen auf Dialog“, sagte Kalupina.

Mit Kreide gegen sexuelle Belästigung

Anzügliche Sprüche, Pfiffe, Kussgeräusche: Die Initiative „Catcalls of Vienna“ will auf verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum, sogenanntes „Catcalling“, aufmerksam machen. Mit bunter Straßenkreide werden die Orte der verbalen Übergriffe markiert.

Mit dabei ist auch ein Mann. Niko Eder hat sich lange mit dem Begriff „toxische Männlichkeit“ beschäftigt. „Es sind halt fast ausschließlich Frauen, die diese mentale Belastung tragen müssen, und sie wird fast ausschließlich von Männern übertragen“, sagte Eder. Die Mitglieder der „Catcalls of Vienna“ unterstützen auch eine Petition, in der es darum geht, sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum strafbar zu machen. „Denn das fehlt im Gesetzbuch noch. Beleidigungen sind strafbar, körperliche sexuelle Belästigungen sind strafbar, verbale aber eben nicht. Das kann aber genauso Angst auslösen.“

Aufmerksamkeit für zahlreiche Vorfälle erregen

Franziska Vesenmaier macht mit, weil sie selbst schon sexuell belästigt wurde: „Ich war beispielsweise vergangenes Jahr am Yppenplatz und ein Mann hat mir hinterher geschrien, dass Frauen ja auch ge… werden sollen“, erinnerte sich Vesenmaier. Aufmerksamkeit erzeugen für solche und zahlreiche andere Vorfälle ist das Ziel der Initiative. Catcalling soll im wahrsten Sinne des Wortes öffentlich angekreidet werden. Betroffene können sich auch an den 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien wenden.