„Das Problem der Einsamkeit in einer Großstadt hat auch schon vor Corona existiert, gar keine Frage. Aber Corona hat das besonders verschärft und in den Vordergrund gerückt. Das war der Punkt, an dem wir uns überlegt haben, selbst Gesprächsangebote zu organisieren“, erklärte Ex-Bürgermeister Michael Häupl, nunmehr Präsident der Volkshilfe Wien.
48 Prozent aller Haushalte in Wien seien bereits Single-Haushalte, so Häupl weiter. Selbst wenn nur ein Drittel oder ein Viertel davon unter Einsamkeit leide, müsse man sich dessen annehmen. Es sei tatsächlich ein „Leid“, einfach einsam zu sein und das Gefühl zu haben, niemand hilft einem, niemand ist da für mich, ich kann mit niemandem reden: "Dem wollen wir entgegentreten. (…) 01 35 844 – das ist die Telefonnummer, die man anrufen kann, wenn man mit jemandem reden will – und wenn man nur Schmäh führen will, ist’s auch recht“, sagte Häupl.
Reden tut gut über Altersgrenzen hinweg
Das Projekt in Kooperation mit dem Projektpartner HELP Mobile richtet sich nicht nur an Senioren. Das Problem Einsamkeit gehe quer durch die Bevölkerung, stellte Harry Kopietz, Landespräsident des Pensionistenverbandes Wien, fest. „Leider sind auch Jugendliche schon einsam“, ergänzte Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien.
01 35 844
Reden tut gut
Man sieht sich dabei aber nicht als Konkurrenz zu „Rat auf Draht“, einer bereits existierenden Telefonberatungs-Hotline für Kinder und Jugendliche. Bei „Reden tut gut“ könne man „anrufen, plaudern, sich austauschen, einen Anschluss finden – vielleicht schon bevor es einem echt schlecht geht", so Wehsely, "vielleicht können wir da eine Vorstufe sein, um einmal Dampf abzulassen, um einmal Hallo zu sagen.“
30 Telefonisten für mehrsprachiges Angebot
Für die Hotline wurden 30 Telefonisten aus allen Altersgruppen aus dem Freiwilligen-Pool der drei Dachorganisationen ausgewählt, darunter zehn türkischsprachige. Dabei sei großer Wert auf Qualität gelegt worden. „Wir haben eine Einschulung, bei uns wird jeder Ehrenamtliche genau überprüft und auch darauf geschaut, dass die Leute psychisch stabil sind“, so Wehsely.
Wenn das Projekt gut angenommen wird, ist angedacht, das Service auch in bosnischer, serbischer und kroatischer Sprache ins Angebot aufzunehmen. Ursprünglich stammt das Konzept zu „Reden tut gut“ von der Volkshilfe Steiermark, die im Herbst des Vorjahres damit gestartet ist. Als nächstes überlegt auch die Volkshilfe Oberösterreich, das Konzept zu übernehmen.