Ein Mann kühlt sich an einem Sprühregen aus einem Wasserschlauch in Wien ab
APA/Roland Schlager
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Klima

Hitze und Tornado: Was passieren muss

Tote und Verletzte durch einen Tornado 100 km von Wien entfernt, Hagelunwetter, immer mehr Hitzetage: Dass sich das Klima ändert, wird immer deutlicher. Für Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb von der Boku Wien wäre der wichtigste Schritt die Reduktion von Emissionen.

In Österreich gibt es im Schnitt zehn Wirbelstürme im Jahr. Weil die Tornados aber wesentlich schwächer ausfallen und oft in unbebautem Gebiet auftreten, hielt sich der Schaden bisher in Grenzen. Seit den 2000er Jahren nehmen Wetterextreme wegen des Klimawandels zu. Dazu gehören in einer Stadt wie Wien etwa immer mehr Hitzetage: In den vergangenen 40 Jahren stieg die durchschnittliche Sommertemperatur um zwei Grad an.

Menschen vor Brunnen unter Nebeldusche
APA/Hans Punz
Abkühlung am Karlsplatz durch Sprühregen

Lang- und kurzfristige Gegenstrategien

Um Wien gegen die Hitze zu wappnen und klimafit zu machen, will die Stadt in den nächsten fünf Jahren 100 Millionen Euro für nachhaltige Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen investieren. Plätze und Straßenzüge werden begrünt. Bis 2025 sollen etwa 25.000 neue Bäume gepflanzt werden. Hinzu kommen der Ausbau von Parks und eine Photovoltaikoffensive. Auch Fassadenbegrünung an Neubauten gehört zur Klimastrategie.

Neben langfristigen setzt die Stadt aber auch auf kurzfristige Maßnahmen: Trinkbrunnen, Nebelduschen, Sprühschläuche oder Wasserspielplätze prägen zunehmend das Stadtbild. Weniger Asphalt, mehr Grün lautet die Devise. Kritisiert wird aber dennoch, dass oft zu viele Wohnbauten auf der grünen Wiese errichtet und somit neue Hitzeinseln geschaffen werden.

Klimaschutzmaßnahmen in Wien

Um Wien klimafit zu machen und die Temperaturen zu senken, will die Stadtpolitik in den nächsten fünf Jahren 100 Millionen Euro für nachhaltige Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen investieren.

Akut-Hitzeplan der Wiener Grünen

Die Hitzefolgen mildern soll auch ein fünfteiliger Akut-Hitzeplan wirken, den die Wiener Grünen am Freitag präsentierten. Dabei geht es um die Umsetzung von Klimaoasen in Parks und in Kooperation mit sozialen Einrichtungen um kühle Räume für ältere und weniger mobile Menschen. Tageszentren sollten ganzjährig öffnen, um Obdachlosen Möglichkeiten zum Duschen zu geben.

Vor Wiener Bädern sollten Fast Lanes eingerichtet werden, um Schwangeren, kleinen Kindern und chronisch Kranken schnelleren Eintritt zu ermöglichen. Die Coolen Straßen sollten fortgesetzt werden und analog zum Kältetelefon ein Hitzetelefon eingerichtet werden, unter anderem in Verbindung mit einem Abholservice, der an Hitzetagen Transfers ins Grüne biete.

Kromp-Kolb: „Emmissionen reduzieren“

Immer spürbarer für die Menschen werden also Folgen des Klimawandels, immer mehr Konsequenzen daraus muss die Politik ziehen. Im „Wien heute“-Interview betonte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, dass solche Maßnahmen durchaus Effekte hätten. Aber um Phänomene wie Tornados und Unwetter wirklich verhindern zu können, sei vor allem eines wichtig: die Emissionen zu verringern: „Und das betrifft in allererster Linie den Verkehr, aber durchaus auch die Gebäude. Wir haben nach wie vor sehr viele Gebäude, die mit fossilen Energien geheizt sind, also Kohle, Öl und Gas. Also hier müssen wir deutlich herunter.“

Beim Verkehr geht es laut Kromp-Kolb darum, „dass gerade in einer Stadt wie Wien, die so viel öffentlichen Verkehr hat und wo man so vieles auch zu Fuß erreichen kann oder mit dem Fahrrad erreichen kann, dass man hier wirklich die Zahl der Autos dramatisch reduziert“. Dafür müsste man Verkehrskonzepte nochmals überdenken, die schon Jahre alt sind und zu einer Zeit entstanden seien, wo es noch nicht wirklich diese Bereitschaft gegeben habe, das Pariser Klimaabkommen auch wirklich umzusetzen.

Wahrscheinlichkeit für Tornado in Wien gering

Damit Tornados wie am Donnerstag in Tschechien entstehen, müssen laut Kromp-Kolb sehr viele verschiedene Umstände zusammentreffen. Es müsse Tempo, Luftmassen unterschiedlicher Temperatur geben. Sie müssten sich auch gegeneinander bewegen. Eine der Luftmassen müsste heiß und feucht sein: „Also es gibt eine Menge von notwendigen Voraussetzungen und die sind nicht so leicht erfüllt. Aber sie sind natürlich natürlich möglich, dass sie auch in Wien erfüllt sein werden, irgendwann einmal. Das heißt, es ist möglich, dass auch bei uns Tornados in Wien auftreten“, so Kromp-Kolb. Die Wahrscheinlichkeit sei aber weiterhin eher gering.

Hubschrauber brachten Verletzte nach Wien

Die Wahrscheinlichkeit für einen verheerenden Tornado hat man wahrscheinlich wohl auch in Tschechien für eher gering gehalten. Bis Donnerstagabend. Nach dem verheerenden Tornado im Südosten Tschechiens ging die Suche nach möglichen Vermissten am Freitag weiter. Mindestens fünf Menschen starben, Hunderte wurden verletzt. Ganze Dörfer wurden verwüstet, viele Häuser sind einsturzgefährdet, Zigtausende Haushalte ohne Strom. Ministerpräsident Andrej Babis sprach von einer „Apokalypse“ für das Land – mehr dazu in Tornado „Apokalypse“ für Tschechien (noe.ORF.at)

Tornado in Tschechien: Wien hilft

Der Tornado im Südosten Tschechiens hat mehrere Ortschaften verwüstet, mindestens fünf Menschenleben gefordert und hunderte Verletzte. Zwei Schwerverletzte sind zur Behandlung nach Wien geflogen worden.

Das alles passierte gerade einmal 100 Kilometer von Wien entfernt. Zwei Schwerverletzte sind mit ÖAMTC-Notarzthubschraubern zur Behandlung nach Wien geflogen worden. Ein schwerverletzter Busfahrer wurde vom Katastrophenort ins Wiener AKH geflogen. Ein 15-jähriges Mädchen wurde von einem zweiten Hubschrauber in die Klinik Donaustadt gebracht und dort medizinisch versorgt.

„Der Notruf kam etwa um 21.18 Uhr, wir haben am Anfang etwa eine unklare Situation vorgefunden, dass es sich um mehrere Verletzte handelt, um eine große Anzahl an Verletzten“, schilderte Bernhard Saxinger von der Berufsrettung Wien den Einsatz. Er ist seit 21 Jahren bei der Flugrettung, Donnerstagabend erlebte er einen Einsatz, wie er ihn bisher nicht erlebt hatte: „Wir haben dort gesehen mehr oder weniger große Holzteile herumliegen, die meisten wurden natürlich schon weggeräumt, damit wir auch landen konnten. Ansonsten im nahen Umfeld konnten wir nicht mehr viel erkennen, da es schon dunkel war.“