Ärztin mit Spritze
APA/Barbara Gindl
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Coronavirus

Rasches Durchimpfen gegen Delta-Variante

Die Delta-Variante des Coronavirus mischt laut Meinung des Wiener Impfexperten Herwig Kollaritsch die Karten neu. Er schloss in „Wien heute“ zwar eine vierte Welle aus, betonte aber, dass wohl nur eine Vollimmunisierung gegen diese Variante schütze.

Die Delta-Variante sei nicht wesentlich gefährlicher, was den Krankheitsverlauf betrifft, aber um 60 Prozent ansteckender. "Man sollte überdenken, ob man künftig erst nach dem Zweitstich offiziell als geimpft wird“, sagte Kollaritsch. Man wisse, dass die erste Impfung nur zu 33 Prozent wirke. Es werde sich erst herausstellen, ob das Virus oder die Menschen die besseren Karten haben. „Im Moment sind wir gewarnt. Wir haben gesehen, dass auch in Ländern, die mit der Impfung weiter sind, die perfekten Zahlen verschlechtert werden.“

Er verwies dabei etwa auf Israel, wo Lockerungen zurückgenommen werden mussten. Die Delta-Variante treffe vor allem jüngere Menschen, so Kollaritsch: „Die Durchimpfungsrate bei uns ist nicht homogen verteilt. In der jüngeren Bevölkerung haben wir kaum eine Durchimpfungsrate, dort kann sich das Virus fast ungehindert ausbreitern.“

Schlampige oder gar keine Kontrollen

Einer Öffnung der Nachtgastronomie steht Kollaritsch aus diesem Grund auch kritisch gegenüber. Solange „so schlampig und teilweise gar nicht kontrolliert“ werde, habe er ärgste Bedenken. Er würde auch die Maskenpflicht beibehalten, ergänzte er unter Hinweis auf die Situation im vergangenen Sommer. Da habe es ebenfalls Lockerungen gegeben und im Herbst sei dann die dritte Welle gekommen.

Auch die gerade wieder Schwung aufnehmende Reisetätigkeit werde eine Rolle spielen. Heuer sei man aber wegen der Impfungen besser aufgestellt. Es gebe zwar das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, „aber es wird keinen Flächenbrand mehr geben und das ist das Wesentliche.“ Es werde von der Reaktionsgeschwindigkeit abhängen und von der Konsequenz der Reaktion, ob man mit diesem Problem mehr oder weniger gut fertig werde. Eine vierte Welle schloss Kollaritsch aus.

So viele Zweitstiche wie möglich bis Ferienende

Als Rezept empfahl Kollaritsch danach zu trachten, die impfbare Bevölkerung bis zum Ende der Ferien geimpft zu haben. Das hänge aber unter anderem davon ab, ob es genügend Impfstoffe geben werde und ob alle Menschen auch ihre Impftermine wahrnehmen: „Mit der Deltavariante würde ich nicht mehr unterschreiben, dass man 22 Tage nach dem Erststich als geimpft gilt. Man sollte überdenken, dass im Sommer oder Herbst zu ändern“, so Kollaritsch.

So sei bei der Wildtypvariante noch eine Durchimpfungsrate von 70 Prozent notwendig gewesen: „Bei der Deltavariante gehen wir davon aus, dass wir 90 Prozent bräuchten. Das können wir gar nicht erreichen, weil ein Teil der Bevölkerung nicht impfbar ist und ein weiterer Teil nicht impffähig ist.“ Eine Herdenimmunität könne also nicht erreicht, eine stabile Situation aber sehr wohl erreicht werden.