Lars Feld mit verschränkten Armen
APA/dpa/Patrick Seeger
APA/dpa/Patrick Seeger
Wirtschaft

Lars Feld soll neuer IHS-Chef werden

Das Institut für Höhere Studien (IHS) hat seine Suche nach einem neuen wissenschaftlichen Leiter vorerst beendet. Lars Feld wurde zum Nachfolger von Martin Kocher designiert, der ja Arbeitsminister wurde. Feld war zuletzt etwa Chef der deutschen Wirtschaftsweisen.

„Das Kuratorium des IHS hat auf Basis der Vorschläge der Auswahlkommission entschieden, mit dem prominenten Ökonomen Lars Feld Verhandlungen über die wissenschaftliche Leitung des Instituts für Höhere Studien zu beginnen“, teilte das IHS am Mittwoch mit. Die Vertragsverhandlungen mit Feld könnten rund einen Monat lang dauern.

Ziel sei, die Verhandlungen „rasch zu finalisieren, um im Herbst Lars Feld am Institut begrüßen zu können“, erklärte IHS-Präsident Franz Fischer. Er leitet das Institut derzeit gemeinsam mit IHS-Generalsekretärin Eva Liebmann-Pesendorfer.

Auch Guntram Wolff und Frank Kalter auf Shortlist

Die Kandidatenhearings hatten Ende Mai stattgefunden. Aus dem damaligen Fünferpool wurden drei Personen in die engere Wahl genommen und von der Bestellungskommission ans IHS-Kuratorium übermittelt. Neben Feld fanden sich laut Ö1 auch Guntram Wolff, Leiter des Brüsseler Breugel Instituts, und Frank Kalter, Soziologe an der Universität in Mannheim, auf der Shortlist. Das IHS machte keine Namen öffentlich.

Der international renommierte Vorarlberger Wirtschaftswissenschafter Ernst Fehr soll als Wunschkandidat in Wirtschaftskreisen gegolten haben, bewarb sich aber nicht. Selbiges gilt für die Eco-Austria-Chefin Monika Köppl-Turyna.

Vertreter des Wirtschaftsliberalismus

Lars Feld wird im August 55 Jahre alt. Der gebürtige Saarländer ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Uni Freiburg in Baden-Württemberg. Feld war insgesamt zehn Jahre lang, von 2011 bis heuer, Mitglied des „Rats der Wirtschaftsweisen“ und stand diesem von März 2020 bis Februar 2021 vor. Das Gremium berät die deutsche Bundesregierung in Wirtschaftsfragen. Mehrmals fand er sich in Rankings von deutschen Topökonomen wieder.

Mit Feld soll ein Vertreter des Wirtschaftsliberalismus den IHS-Chefposten übernehmen, konkret gilt er als Vertreter des Ordoliberalismus. Das ist eine marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung, in der der Staat für einen Wettbewerbsrahmen, gleichzeitig aber auch für Freiheit auf dem Markt sorgt. Feld wird zudem als Gegner starker staatlicher Verschuldung und expansiver Fiskalpolitik gesehen und ist Verfechter von staatlichen Schuldenbremsen: „Die Konsolidierung kann auch vor den Sozialausgaben nicht haltmachen.“

Der Wissenschaftler steht auch dem Wirtschaftsrat der CDU vor. Das ist ein Berufsverband, der die Interessen seiner Mitglieder aus der Wirtschaft vertritt, aber eigentlich keine CDU-Sonderorganisation. Feld ist ebenso Sprecher des Kronberger Kreises, eines Zusammenschlusses von wirtschaftsliberalen Uniprofessoren in Deutschland. Außerdem schreibt er Gutachten für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, eine von deutschen Arbeitgeberverbänden finanzierte Lobbyingorganisation.

Auch WIFO bekommt neuen Leiter

„Mit Lars Feld wird künftig einer der renommiertesten Wirtschaftswissenschafter Europas an der Spitze des IHS stehen“, reagierte Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) und sah eine Bestätigung des guten internationalen Rufs der heimischen Wirtschaftsforschungsinstitute IHS und Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO).

„Schon bisher war das IHS ein wichtiger Impuls- und Ratgeber für das Finanzministerium, und ich persönlich freue mich auf den künftigen Austausch“, so Blümel. In seinen bisherigen Funktionen sei Feld für stabile und nachhaltige Fiskalpolitik sowie für eine soziale Marktwirtschaft eingetreten. Im Herbst bekommt auch das WIFO eine neue Leitung: Gabriel Felbermayr tritt im Oktober die Nachfolge von Christoph Badelt an.

IHS verstärkt interdisziplinäre Forschung

Das IHS kündigte am Mittwoch weiters vier interdisziplinäre Forschungsinitiativen für die kommenden vier Jahre an: Mikro-Makro-Verknüpfung, Analyse von Bildungs- und Erwerbsverläufen, Gesundheit und Wirtschaft – und Entscheidungen in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Dafür gibt es ein Budget von jährlich je 240.000 Euro.