Chronik

Wien-Anschlag: Razzien in Deutschland

Acht Monate nach dem islamistischen Anschlag in Wien mit vier Toten haben deutsche Ermittler Wohnungen von zwei mutmaßlichen Mitwissern in Deutschland durchsucht. Die beiden Islamisten sollen von den Attentatsplänen gewusst haben.

Im Visier der Ermittler stehen nach Angaben des deutschen Generalbundesanwalts vom Mittwoch der kosovarische Staatsangehörige Blinor S. sowie der Deutsche Drilon G., deren Wohnungen in Osnabrück und Kassel gestürmt wurden. Ihnen wird vorgeworfen, die Sicherheitsbehörden nicht gewarnt zu haben.

Wien-Anschlag: Razzien in Deutschland

Acht Monate nach dem islamistischen Anschlag in Wien mit vier Toten haben deutsche Ermittler Wohnungen von zwei mutmaßlichen Mitwissern in Deutschland durchsucht. Die beiden Islamisten sollen von den Attentatsplänen gewusst haben

Bereits länger Kontakt mit Attentäter

Am 2. November 2020 hatte der 20-jährige Kujtim F. in der Wiener Innenstadt mit mehreren Schusswaffen vier Menschen getötet und zahlreiche weitere teilweise schwer verletzt. Der Attentäter wurde von der Polizei erschossen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat im Anschluss für sich. Die beiden nun in Deutschland der Mittäterschaft beschuldigten Männer verfolgen laut Generalbundesanwalt ebenfalls eine radikalislamische Gesinnung. Sie standen demnach schon längere Zeit vor der Tat in Wien in Kontakt mit dem Attentäter.

Beide Beschuldigte seien im Juli 2020 für mehrere Tage nach Wien gereist und hätten auch in der Wohnung des Attentäters übernachtet, so die Bundesanwaltschaft. Es sei zu Treffen weiterer Personen aus dem islamistischen Spektrum Österreichs und der Schweiz gekommen.

„Aufgrund der engen persönlichen Beziehung zum Attentäter und ihrer gemeinsamen radikalislamischen Gesinnung hielten es die beiden Beschuldigten spätestens seit diesem Besuch zumindest für möglich, dass Kujtim F. seine bereits zuvor gegenüber Dritten offen geäußerten Anschlagsabsichten in die Tat umsetzen würde“, so die Sicherheitsbehörde. Das hätten die Beschuldigten „billigend in Kauf“ genommen. Zudem hätten sie damit begonnen, ihre Verbindungen zum Täter zu verschleiern, indem Inhalte auf Mobiltelefonen und in sozialen Netzwerken gelöscht worden seien.

Waffe kurz vor Treffen gekauft

Der Kosovare und der Deutsche gerieten schon kurz nach dem Attentat ins Visier der deutschen Ermittler. Am 6. November 2020 hatte die Bundesanwaltschaft die Wohnungen von insgesamt vier Männern im Alter von 19 bis 25 Jahren durchsuchen lassen, die Verbindungen zu dem Attentäter gehabt haben sollen. Damals wurden aber noch alle als Zeugen geführt, es ging um die Sicherstellung möglicher Beweise.

Wie die deutsche Bundesanwaltschaft nun mitteilte, kaufte der spätere Attentäter kurz vor den Treffen in Wien das beim Anschlag genutzte Schnellfeuergewehr. Das DNA-Profil einzelner Teilnehmer der Treffen habe später auf der Waffe und auf dem IS-Siegelring nachgewiesen werden können, den der Attentäter bei der Tat getragen hatte.

Ermittlungen gegen 33 Verdächtige

Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien handelt es sich um ein originär deutsches Ermittlungsverfahren. Ein Amtshilfeansuchen aus Österreich gab es zu den beiden Verdächtigen nicht. Die Informationen werden laut einem Behördensprecher aber abgeglichen.

In Österreich laufen Ermittlungen gegen 33 Verdächtige. Sieben davon befinden sich nach Angaben eines Behördensprechers vom Mittwoch aktuell in Untersuchungshaft. Der Verdacht lautet auf kriminelle Organisation, terroristische Vereinigung sowie Beitrag zu terroristischem Mord. Die heimischen Behörden kooperieren unter anderem mit Kollegen in Italien, Deutschland und der Slowakei.