Warteschlange vor Impfbox beim Burgtheater, Rathausplatz
APA/Herbert Pfarrhofer
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Coronavirus

Ärztekammer: Impfen ohne Termin „zu spät“

Die Impfaktion ohne Anmeldung auf dem Rathausplatz erreicht laut Stadt besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund. Ab Samstag öffnet die Stadt auch eine Box auf der Donauinsel. Doch laut Ärztekammer hat Wien zu lange gewartet, Menschen mit Migrationshintergrund zu impfen.

Die zweite Impfbox, bei der man keinen Termin braucht, wird auf der sogenannten Sportinsel gegenüber dem Schulschiff eröffnet. Erreichbar ist sie mit der U6 bei der Station Donauinsel. Entgegen ersten Meldungen hat die Box nicht die ganze Woche, sondern nur von Freitag bis Sonntag geöffnet. Impfungen werden am Freitag von 14.00 bis 22.00 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11.00 bis 22.00 Uhr verabreicht.

Verimpft wird für über 18-Jährige der Impfstoff von Johnson & Johnson. Unter 18-Jährige bekommen Biontech/Pfizer und einen Zweitstich im Austria Center. Für die Immunisierung ist lediglich ein Personalausweis und – wenn vorhanden – eine E-Card notwendig. Die Stadt rechnet mit 100 bis 120 Impfungen pro Tag, sagte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Wer sich nicht gleich impfen lassen will, kann sich auch für einen späteren Termin anmelden.

Stadt will weitere Impfboxen ohne Termin

Die Stadt plant das Impfen ohne Termin noch auf weitere Orte in der Stadt auszuweiten. „Denkbar sind Märkte, Badeplätze oder andere öffentliche Plätze. Da ist aber noch nichts entschieden“, sagte der Sprecher des Gesundheitsstadtrates gegenüber Radio Wien. Angedacht wird angeblich etwa ein Impfboot auf der Alten Donau.

Das Angebot auf dem Rathausplatz werde besonders von Wienerinnen und Wienern mit Migrationshintergrund gut angenommen, hieß es von der Stadt. Doch die niederschwelligen Impfangebote kommen jetzt „definitiv“ zu spät, sagte Naghme Kamaleyan-Schmied, Obfrau der Sektion Allgemeinmedizin der Ärztekammer für Wien.

Impfen ohne Anmeldung auf der Donauinsel

Ab Samstag bietet die Stadt Impfen ohne Termin auf der Donauinsel an. Aber:

Hätte „viel früher breiter impfen sollen“

„Diese Gruppe, die in ihre Heimatländer gefahren ist, hat natürlich nur den Schulschluss abgewartet und wird erst kurz vor Schulbeginn wieder kommen. Man hätte diese Leute schon viel früher überzeugen müssen, sich impfen zu lassen, damit sie mit zwei Impfungen das Land verlassen und geschützt zurückkommen und uns das Virus nicht wieder hereinbringen“, sagte Kamaleyan-Schmied gegenüber Radio Wien.

Außerdem hätte man die „die Priorisierung viel früher aufheben und breiter impfen sollen, vor allem in den Ordinationen, damit wir genau dieses Klientel vorsorglich geimpft hätten“, so Kamaleyan-Schmied. Und laut der Obfrau hätte ein Termin vor dem Sommer auch noch Impfskeptiker überzeugen können, um für die Reise geschützt zu sein. Vom Gesundheitsdienst der Stadt Wien heißt es dazu, man werde eine Infokampagne für Personen mit Migrationshintergrund durchführen – etwa an Grillplätzen.

Digitale und bürokratische Hürde

Dass es Informationen zum Coronavirus und zur Impfung lange Zeit nur auf Deutsch gegeben habe, hatte Judith Kohlenberger vom Institut für Sozialpolitik an der Wirtschaftsuniversität Wien kritisiert. Denn auch dadurch sei es zu „einer Verzögerung“ gekommen.

Und gerade ältere Menschen mit Migrationshintergrund hätten neben der digitalen Barriere auch eine bürokratische zu Bewältugen, wenn es um die Impfung geht, sagte Kohlenberger. Dies könnte auch der Grund sein, warum gerade Wienerinnen und Wiener mit Migrationshintergrund das Impfangebot ohne Termin wahrnehmen.