Kultur

Performer Daniel Aschwanden gestorben

Der in Wien tätige Schweizer Performer, Choreograf, Regisseur und Kurator Daniel Aschwanden ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 62 Jahren, wie am Sonntag bekanntwurde. Aschwanden lehrte zuletzt an der Angewandten.

Aschwanden sei nach kurzer und schwerer Krankheit gestorben, teilten die Universität für Angewandte Kunst und die Künstler:innen Plattform Wiener Perspektive am Sonntag mit. Aschwanden hatte Ende der 1980er-Jahre mit „Tanzsprache“ das erste Festival der freien Szene Wien gegründet.

Daniel Aschwanden
APA/Barbara Nidetzky
Aschwanden gründete Ende der 1980er-Jahre das erste Festival der freien Szene

Zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum

Der Künstler wurde am 21. Jänner 1959 in der Schweiz geboren und kam 1984 nach Wien, um am Dramatischen Zentrum experimentelles Theater zu studieren. 1988 gründete er das Tanz- und Performance-Festival „Tanzsprache“ im WUK, das er bis 1994 leitete. Im Rahmen der gegründeten Gruppe „Bilderwerfer“ arbeitete er mit Tänzerinnen und Tänzern mit und ohne Behinderung. Mit ihnen erhielt er den Staatspreis des Österreichischen Bundesministeriums für Kunst für innovative und richtungsweisende Leistungen in diesem Feld.

In den folgenden Jahren verschob sich sein Arbeitsschwerpunkt hin zu Fragestellungen von (darstellender) Kunst im öffentlichen Raum mit partizipatorischen Ansätzen, aber auch zu Fragen nach der Rolle von Kunst in urbanen Entwicklungsprozessen. So widmete er sich u.a. dem Stadtentwicklungsprojekt Seestadt in Aspern und organisierte im Team mit content.associates die kulturelle Zwischennutzung unter dem Label „aspern Seestadt PUBLIK“. Von März 2016 bis März 2017 performte er ein Jahr lang täglich im Wiener Stadtraum und protokollierte zugleich seine urbanen Beobachtungen.

Mitinitiator und Leiter des Kabelwerks

Aschwanden war in zahlreiche Arbeitspartnerschaften, Plattformen und Kollektive eingebunden. Ende der 1990er-Jahre war er Mitglied der Choreografen Plattform Wien, die sich für die Realisierung eines Tanzhauses einsetzte, was 2001 mit der Gründung des Tanzquartiers Wien (TQW) schließlich auch geschehen sollte. Zudem fungierte er als Mitinitiator und künstlerischer Leiter des Kabelwerks.

Seit 2009 war er Gastdozent an der Universität für Angewandte Kunst mit Schwerpunkt Performance. Er unterstützte die Profilbildung des Studiums Social Design – Art as Urban Innovation, gestaltete das Studienfeld Performance an der Abteilung Kunst und kommunikative Praxis und wirkte zuletzt maßgeblich am Aufbau des Angewandte Performance Lab (APL) mit.

„Sensible Aufmerksamkeit für Ungleichverhältnisse“

„Mit Daniel Aschwanden verlieren wir einen im höchsten Maße wachen, achtsamen und empathischen Menschen, eine starke Künstlerpersönlichkeit mit klarem sozialen Engagement und einer sensiblen Aufmerksamkeit für Ungleichverhältnisse“, würdige die Angewandte den Künstler. 2020 wurde Aschwanden das goldene Verdienstzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Wien für seine künstlerische Lebensleistung verliehen.

„Unauslöschliche Spuren hinterlassen“

„Die freie Szene kann man sich ohne Daniel Aschwanden gar nicht vorstellen“, reagierte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) in einer Aussendung auf das Ableben des Performers. Als Festivalgründer, Leiter der Campany Bilderwerfer sowie als Mitinitiator des Tanzquartiers habe er die Stadt geprägt und in ihr unauslöschliche Spuren hinterlassen.

Für seine langjährigen Verdienste schlug die Kulturstadträtin Aschwanden für ein Wiener Ehrenzeichen der Stadt vor. Die Verleihung konnte jedoch CoV-bedingt nicht stattfinden. „Ich bedaure zutiefst, dass Daniel Aschwanden nun diese Form der offiziellen Anerkennung der Stadt für sein Wirken und Engagement nicht mehr erleben kann“, so Kaup-Hasler.