Christian Strasser
Peter Rigaud
Peter Rigaud
Wirtschaft

MQ-Chef Strasser wechselt zu Sozialbau AG

Erst Ende Mai war bekanntgeworden, dass Christian Strasser für weitere fünf Jahre an der Spitze des Wiener Museumsquartiers (MQ) stehen soll. Daraus wird nun doch nichts. Stattdessen wechselt er an die Spitze der Sozialbau AG.

Strasser folgt mit 1. Jänner 2022 als Generaldirektor auf den einstigen SPÖ-Kulturminister Josef Ostermayer, wie Strasser gegenüber der APA bestätigte. Bis dahin verbleibe er voller Energie an der MQ-Spitze. Das Angebot habe sich relativ kurzfristig ergeben, begründete Strasser seinen Schritt.

Dabei hätten ihn zwei Elemente zum Abschluss des Fünfjahresvertrages bewogen. „Nach zehn Jahren ist es gut, wieder einmal einen Wechsel zu machen“, so Strasser, der seit 2011 das Museumsquartier leitet. „Und auf der anderen Seite ist für mich immer wichtig gewesen, in meiner beruflichen Laufbahn sinnvollen Tätigkeiten nachzugehen.“

Immobilienerfahrung in Linz

Der gemeinnützige Immobilienmarkt trage in seinen Augen ganz wesentlich zur Lebensqualität der Menschen bei und sei in der aktuellen Situation gefragt, ein starkes Gegengewicht zum durch Spekulation getriebenen Immobilienmarkt zu bilden.

Dabei ist die Branche dem gebürtigen Oberösterreicher vertraut, der einst unter anderem zwölf Jahre lang den Immobilienbereich der Stadt Linz verantwortete, bevor er 2011 zum Geschäftsführer des Wiener Museumsquartiers bestellt wurde. Das Areal zählt mit rund 60 kulturellen Einrichtungen und 4,5 Millionen Besucherinnen und Besuchern jährlich zu den größten seiner Art. Aktuell sitzt der 58-Jährige bereits im Aufsichtsrat der Sozialbau AG.

„Mut, Entschlossenheit, Kreativität“

Diese bezeichnet sich selbst mit rund 53.000 Wohnungen als größtes privates und gemeinnütziges Wohnungsunternehmen Österreichs. Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Gugler streute Strasser in einer Aussendung Rosen: „Wir freuen uns, mit Christian Strasser einen vielseitigen und erfahrenen Immobilienmanager gewonnen zu haben, der mit unserem Haus in seiner Funktion als Aufsichtsrat seit fünf Jahren bestens vertraut ist.“

Rudolf Ertl als stellvertretender Vorsitzender des Personalausschusses hob die Herausforderung gemeinnützigen Wohnbaus in Zeiten galoppierender Immobilienpreise hervor: „Zur Bewältigung dieser Aufgabe im Wettbewerb mit finanzstarken Immobilieninvestoren braucht es Mut, Entschlossenheit, Kreativität und Durchsetzungsvermögen. Eigenschaften, die Christian Strasser in seiner Berufslaufbahn mehrfach bewiesen hat.“

Ostermayer macht früher Schluss

Der seit Anfang 2018 als Generaldirektor der Sozialbau AG fungierende Ostermayer, dessen Mandat eigentlich bis Ende 2022 gelaufen wäre, wechselt hingegen in die Geschäftsführung der Imfarr Beteiligungs GmbH. Der Wiener FPÖ-Landesparteiobmann Dominik Nepp sah im Rückzug von Ostermayer einen „mehr als überfälligen Schritt“. Er verwies auf die Causa Commerzialbank Mattersburg.

Die Sozialbau-Gruppe bangt um mehr als 70 Mio. Euro, die in dem Pleite gegangenen Institut deponiert waren. „Nach den horrenden Veranlagungsverlusten des Sozialbau-Verbundes in Mattersburg war Josef Ostermayer defacto nicht mehr tragbar“, befand Nepp in einer Aussendung.

FPÖ fordert Sonderprüfung

„Sein Rückzug entbindet SPÖ-Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal jedoch nicht davon, endlich für volle Aufklärung der Veranlagungsverluste zu sorgen“, bekräftigte Nepp die freiheitliche Forderung einer Sonderprüfung der betroffenen Unternehmen. Der Wiener FPÖ-Chef bedauerte zudem, dass die Sozialbau AG ihre „Chance der Entpolitisierung des Vorstands“ allem Anschein nach nicht genutzt habe, wie er befand.