In „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ erzählt de Waal anhand von 264 Netsuke, kostbaren Miniatur-Schnitzereien aus Japan, die er von seinem Großonkel geerbt hat, die Geschichte seiner Familie. Sie führt von Odessa über das Paris der Belle Epoque bis ins Wien des Fin de siecle und weiter von Tokio nach London.
De Waal thematisiert in der 2011 auf Deutsch erschienenen Familienchronik auch den Nationalsozialismus als Wendepunkt in seiner Familiengeschichte. Darin schildert er etwa eindrucksvoll den „Anschluss“: „Es ist, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Geräuschrinnsale laufen unten auf der Straße zusammen, die Schottengasse hallt von Stimmen. Sie schreien: ‚Ein Volk, ein Reich, ein Führer!‘ und: ‚Heil Hitler! Sieg Heil!‘ Und brüllen: ‚Juda verrecke!‘ Eine Flut von Braunhemden. Taxis hupen, bewaffnete Männer sind auf den Straßen, und plötzlich tragen die Polizisten Armschleifen mit dem Hakenkreuz. (…)“
Autor kommt nach Wien
Edmund de Waal wurde 1964 in Nottingham geboren und studierte in Cambridge. De Waal wird bei seinem Wien-Besuch im Spätherbst auch sein neues Werk „Camondo“ im Gepäck haben. Diese „Familiengeschichte in Briefen“, wie das Buch im Untertitel heißt, erscheint am 27. September.
Victor de Waal, der Vater von Edmund de Waal, ist seit Anfang des Jahres wieder österreichischer Staatsbürger. Er war als Kind gemeinsam mit der Familie vor dem NS-Regime aus Wien geflüchtet.