Luftaufnahme zeigt Maturanten die am Strand ein „X“ bilden
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Chronik

Sexuelle Belästigung: Security angezeigt

Nachdem sich Vorwürfe rund um eine X-Jam-Maturareise in Kroatien erhärtet hatten, bei der es zu sexuellen Übergriffen gekommen sein soll, hat der Wiener Veranstalter einen Security-Mitarbeiter angezeigt. Zudem soll es 65 CoV-Infektionen gegeben haben.

Wie X-Jam am Mittwochabend mitteilte, wurde der Mann, der in Kroatien zwei Wochen als Ordner im Einsatz war, bei der Landespolizeidirektion Wien wegen sexueller Belästigung (§ 218 StGB) zur Anzeige gebracht.

Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Graz ein Ermittlungsverfahren gegen einen 19-jährigen Steirer aus dem Bezirk Deutschlandsberg bestätigt, dem Vergewaltigung vorgeworfen wird. Der Bursch soll als Teilnehmer der Maturareise ein Mädchen aus Oberösterreich in einem Hotelzimmer missbraucht haben. Die Betroffene hatte den Übergriff bereits in Kroatien gemeldet, nach ihrer Rückkehr erstattete sie in Begleitung ihrer Mutter auf einer Polizeiinspektion in Oberösterreich neuerlich Anzeige. In beiden Fällen gilt die Unschuldsvermutung.

Maturantinnen und Maturanten meldeten Übergriffe

Der Anzeige gegen den – vom Veranstalter nahe liegender Weise mittlerweile entlassenen – Security-Mitarbeiter waren „intensive interne Recherchen“ vorangegangen, hieß es seitens X-Jam. Der Verdächtige – ein österreichischer Staatsbürger – sei von mehreren Personen anhand von Fotos identifiziert worden. Dem Vernehmen nach soll er einem Mädchen auf ihr Zimmer gefolgt sein und sich zu ihr ins Bett gelegt haben, wo sie sich gegen seine Zudringlichkeiten zur Wehr setzen musste.

„X-Jam verfolgt eine Null-Toleranz-Politik, wenn es um sexuelle Übergriffe, Diskriminierung oder Gewalt geht“, bekräftigte X-Jam-Geschäftsführer Alexander Knechtsberger am Mittwochabend gegenüber. Bei einer von X-Jam eingerichteten Beschwerdestelle hatten bis Mittwoch 40 Maturantinnen und Maturanten Übergriffe bzw. ungebührliche Vorfälle gemeldet. In einigen Fällen gebe es „konkrete Anschuldigungen“ gegen Security-Mitarbeiter, hatte es zunächst geheißen. Nach der ersten Anzeige – dem Veranstalter zufolge gibt es „derzeit keine Hinweise auf weitere Tatverdächtige“ – versprach Knechtsberger „eine lückenlose Aufklärung“. X-Jam werte „alle übermittelten Informationen akribisch aus“ und setze „auf enge Zusammenarbeit mit den Behörden“.

Weitere Befragungen

Unterdessen führt die Staatsanwaltschaft Graz bereits ein Ermittlungsverfahren gegen einen Maturanten aus der Steiermark, der am 7. Juli auf der X-Jam eine junge Oberösterreicherin vergewaltigt haben soll. „Wir haben das steirische Landeskriminalamt mit Erhebungen beauftragt“, gab Christian Kroschl, der Sprecher der Grazer Anklagebehörde bekannt. Zudem warte man auf Übermittlung der Unterlagen der kroatischen Polizei, die den 19-Jährigen am 7. Juli vorübergehend festgenommen hatte.

Der Steirer wird in strafrechtlicher Hinsicht der vollendeten Vergewaltigung verdächtigt, vorerst befindet er sich auf freiem Fuß. Es sei noch zu früh, um beurteilen zu können, ob U-Haft beantragt wird, erläuterte Kroschl. Die genauen Tatumstände müssten geklärt werden. Eine weitere Befragung des 19-Jährigen, der in Österreich bisher nicht formell als Beschuldigter vernommen wurde, dürfte unmittelbar bevorstehen.

Vorwurf wird in Österreich geprüft

Der Bursch verantwortet sich Informationen zufolge mit einvernehmlichem Sex. Das Mädchen behauptet demgegenüber, es habe zunächst zwar Kontakt gegeben, sie habe sich dann aber widersetzt, als es intimer wurde, und ihm zu verstehen gegeben, dass sie keinen Sex wolle. Er habe trotzdem nicht von ihr abgelassen.

Der 19-Jährige war am 7. Juli von der kroatischen Polizei festgenommen worden. Am 8. Juli wurde er in Istrien einem U-Richter vorgeführt, der die Enthaftung des Verdächtigen anordnete. Zugleich wurde das Ermittlungsverfahren an Österreich abgetreten. Der 19-Jährige konnte darauf hin ausreisen und in die Steiermark zurückkehren.

65 CoV-Infektionen bei X-Jam-Maturareise

Bei der X-Jam-Maturareise in Kroatien hat es auch insgesamt 65 Infektionen mit dem Coronavirus gegeben. Das hat der Wiener Veranstalter am Mittwoch bestätigt.

Bei zwei Betroffenen konnte die Infektion noch an Ort und Stelle nachgewiesen werden, bei 63 nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatgemeinden. Von den 65 Fällen entfallen laut derzeit vorliegenden Informationen 28 auf Teilnehmende aus Österreich und 37 auf Teilnehmende aus Deutschland. Das Contact Tracing erfolgt durch die jeweils zuständigen Behörden.

Wie X-Jam-Geschäftsführer Alexander Knechtsberger betonte, wurden auf dem Party-Gelände – ein Ferienressort auf der Halbinsel Lanterna – über 30.000 Corona-Tests, davon 23.000 PCR-Tests durchgeführt. In zwei Fällen wurde SARS-COV-2 nachgewiesen.

„Die beiden Teilnehmerinnen sofort abgesondert“

„Bei diesen beiden Infektionen ist es in Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden gelungen, den Infektionsweg nachzuvollziehen und zu klären. Bei beiden Teilnehmerinnen aus Deutschland war der verpflichtende PCR-Test zwei Tage vor ihrer Abreise in Deutschland negativ und der beim Buseinstieg durchgeführte Antigen-Test ebenfalls negativ, obwohl – wie das Contact-Tracing in Deutschland ergab – die beiden bereits vor der Abfahrt in Deutschland infiziert waren“, erläuterte Knechtsberger.

Am Tag nach ihrer Ankunft in Kroatien sei bei beiden nochmals – entsprechend einem vom Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter erstellten und den kroatischen Gesundheitsbehörden genehmigten Präventionskonzept – ein PCR-Test durchgeführt worden. „Als die nun positiven Ergebnisse vorlagen, wurden laut dem uns vorliegenden Protokoll die beiden Teilnehmerinnen sofort abgesondert und in Quarantäne gebracht. Sämtliche K1-Personen wurden ebenfalls unter Quarantäne gestellt“, betonte Knechtsberger.

„X-Jam bedauert, dass es trotz des umfassenden Präventionskonzepts zu Infektionen gekommen ist. Hätten die vor der Reise durchgeführten Tests bei den beiden Teilnehmerinnen ein positives Ergebnis gezeigt, wären sie selbstverständlich von der Reise ausgeschlossen worden“, hielt der Maturareisen-Veranstalter fest.