Beratung in Muttersprache bei ÖGB
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CHRONIK

Beratung in Muttersprache droht Ende

Rund 3.500 Personen haben in den vergangenen zwei Jahren bei einem ÖGB-Projekt in ihrer Muttersprache Hilfe in rechtlichen Fragen erhalten. Nun droht das Ende, weil das Arbeitsministerium Förderungen reduziert.

Krasimir Kanchev hat von der Beratung profitiert: 58 Stunden pro Woche hat der Elektriker aus Bulgarien als Leiharbeiter bei einer großen Firma in Wien gearbeitet, faire Bezahlung gab es dafür aber nicht: „Ich habe Geld für Überstunden nicht bekommen. Jetzt spreche ich ein bisschen besser Deutsch, aber in der Vergangenheit waren meine Deutschkenntnisse sehr schlecht, und dann habe ich auf Bulgarisch Beratung gemacht und mein Geld gekriegt.“

Arbeitsministerium kürzt Förderungen für muttersprachliche Beratung

Das Projekt ASOARBA „Muttersprachliche Beratung“ wurde bisher vom Arbeitsministerium finanziert. Es bietet Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen aus dem arabischen Raum, Bulgarien, Rumänien und Moldawien kostenlose arbeits- und sozialrechtliche Beratungen und Hilfestellungen. Nun droht dieser Initiative das Aus.

Konkret ist es um 850 Euro gegangen: Das bekannte Unternehmen hat im Endeffekt gezahlt, Krasimir aber gekündigt. Das Team von ASOARBA steht Menschen, die nicht gut Deutsch können, zur Seite. Hilfe in sozial- und arbeitsrechtlichen Angelegenheiten gibt es vom Team auf Bulgarisch, Arabisch, Rumänisch und Russisch. „Die ArbeitgeberInnen glauben sehr oft, dass wenn der Kollege oder die Kollegin kein Deutsch spricht, dass er oder sie nicht mit den Rechten vertraut ist und keine Hilfe bekommt.“

Beratung in Muttersprache bei ÖGB
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Rund 3.500 Personen haben in den vergangenen zwei Jahren Hilfe bekommen

Förderung soll reduziert werden

Das Arbeits- und Sozialministerium hat ASOARBA bisher mit 400.000 Euro Förderung finanziert. Ab August soll es nur noch 20.000 Euro geben. In einer Stellungnahme von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) gegenüber „Wien heute“ wurde auf budgetäre Gründe „aufgrund der erhöhten Ausgaben im Rahmen der Covid-Krise“ verwiesen. „Dennoch steht nach wie vor ein ausreichendes mehrsprachiges Angebot zur Verfügung“, hieß es.

Mehrsprachige Beratungen sollen etwa vom Arbeitsmarktservice (AMS) oder durch die Arbeiterkammer angeboten werden. Für ASOARBA ist das nicht genug. „Die Arbeitnehmer finden nicht so eine Anlaufstelle wie bei uns hier. Wir beraten sie über alle sozial- und arbeitsrechtlichen Angelegenheiten. Wir begleiten sie auch zu Behördenwegen, wir arbeiten eng mit der Finanzpolizei, eng mit den Magistraten“, so Beraterin Marina Emektas.

Außerdem würde auch der Staat von der Beratungsstelle profitieren, hieß es. Denn durch legale Beschäftigungen würden mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer auch in die Steuerkassen einzahlen.