CORONAVIRUS

Genesene: Zweite Impfung prinzipiell möglich

Rund 140.000 Menschen gelten derzeit in Wien offiziell als Genesene nach einer Coronavirus-Infektion. Immunologisch reicht für sie eine Impfdosis – für Reisen ins Ausland allerdings nicht immer. Prinzipiell ist daher eine zweite Impfung möglich.

Das Nationale Impfgremium empfiehlt seit kurzem Impfungen für Genesene schon rund vier Wochen nach der Infektion – zum Schutz vor ansteckenderen Virusvarianten wie Delta. Bei den davor zirkulierenden Varianten ging man noch davon aus, dass Genesene sechs bis acht Monate geschützt seien. Daher hatte das Impfgremium eine Impfung bisher erst nach dieser Zeit empfohlen.

Eine Impfdosis reicht für Genesene aber nach wie vor, auch bei Impfstoffen mit zwei Teilimpfungen, betont Heidemarie Holzmann vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien, auch Mitglied im Impfgremium. „Wir sehen, dass die neutralisierenden Antikörper wirklich sehr, sehr stark ansteigen und dass auch die zelluläre Immunantwort sehr, sehr stark ist. Also, immunologisch gesehen reicht eine Impfung vollkommen“, so Holzmann gegenüber Radio Wien.

Für Reisen teilweise zwei Impfungen notwendig

„Die Immunantwort nach einer durch gemachten Infektion ist sehr stark. Und dann kommt praktisch noch einmal ein Booster, also sozusagen eine Erinnerung des Immunsystems“, erklärt die Virologin. Die Immunantwort bei Genesenen sei nach einer Impfung oft sogar stärker als bei zweimal geimpft Menschen, die noch keine Infektion hatten.

In Österreich gelten Genesene mit einer Impfung auch bereits als voll immunisiert. Anders ist das jedoch zum Teil im Ausland – für die Einreise schreiben einige Länder auch für Genesene beide Teilimpfungen vor. „In solchen Fällen kann bzw. soll eine 2. Dosis aus formalen Gründen gegeben werden, was auch der Zulassung entspricht und darf nicht vorenthalten werden“, stellt dazu das Nationale Impfgremium in seinen aktuellen Empfehlungen klar (Stand 5. Juli).

Mehr Impfreaktionen möglich

In Wien bekommen Genesene auf Wunsch einen zweiten Impftermin beispielsweise über die Hotline 1450. Das Nationale Impfgremium weist jedoch auch darauf hin: Allerdings heißt es weiter: "Bei einer zweimaligen Impfung kann eine erhöhte Rate an Impfreaktionen bei Genesenen nicht ausgeschlossen werden.“

Bei diesen Impfreaktionen handle es sich um die klassischen Reaktionen wie Kopfschmerzen Übelkeit, Gliederschmerzen und hohes Fieber, erklärt Virologin Holzmann. Diese würden rasch wieder vergehen und müssten auch nicht auftreten. Eine mögliche Erklärung für häufigere Impfreaktionen bei einer zweimaligen Impfung von Genesenen sei, dass deren Immunsystem in Bezug auf das Coronavirus dann schon sehr stark entwickelt sei: „Dann reagiert das Immunsystem natürlich stark.“

Wichtig: „Die Komplikationsrate ist in dem Fall nicht erhöht", betont Holzmann. "Auch in den Zulassungsstudien waren ja schon solche Personen eingeschlossen, die eine Infektion durchgemacht hatten, und da ist auch nichts aufgefallen.“