Coronavirus

Wien bleibt bei Maskenpflicht im Handel

In Wien muss im gesamten Handelsbereich weiter ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, ebenso bei Kulturveranstaltungen in Innenräumen. Der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter verteidigte die Maßnahmen.

Ab Donnerstag sind von Bundesseite Lockerungen geplant, etwa die Einschränkung der Mund-Nasen-Schutz-Pflicht im Handel. Für Wien wird das nicht gelten, wie es in einer Aussendung der Stadt Wien hieß: „Die Maske wird weiter getragen – egal ob beim Einkauf von Brot, Milch, Kleidung, Schuhen, Möbeln, Büchern.“ Auch bei Indoor-Zusammenkünften, Kulturveranstaltungen oder im Kino muss der Schutz weiter getragen werden. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat sich in den vergangenen Tagen erneut mit Fachleuten beraten.

Maskenpflicht im Handel bleibt

In Wien muss im gesamten Handelsbereich auch nach dem 22. Juli ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, das hat die Stadt am Nachmittag bekanntgegeben. Auch bei Kulturveranstaltungen in Innenräumen gilt Maskenpflicht.

„Wir müssen gemeinsam alles daransetzen, die Infektionszahlen niedrig zu halten. Zu hohe Zahlen haben Auswirkungen auf den Wiener Wirtschaftsstandort und würden sich damit negativ auch auf die Beschäftigungszahlen auswirken“, so Ludwig am Dienstag.

Zahl der Tests sinkt

Weiterhin wird es demnach umfangreiche Kontrollen in der Nachtgastronomie geben. Die Stadt setzt zudem auf das Testangebot „Alles gurgelt“, für Wienerinnen und Wiener werden Gratis PCR-Gurgeltests zur Verfügung gestellt. Die Maßnahmen gelten vor allem als Schutz gegen die Delta-Variante des Coronavirus. Die Verordnung wird am Mittwoch kundgemacht.

Graphik zu Tests in Wien
ORF

Die Zahl der Tests in Wien geht etwas zurück: Mitte Juni wurden noch 699.002 Tests gezählt, Mitte Juli waren es 600.274. Die Stadt führt das zu einen auf die Urlaubszeit zurück, zudem würden jetzt schon mehr Menschen geimpft sein.

3-G-Regel soll strenger kontrolliert werden

Der Bund wünscht eine strengere Kontrolle der Einhaltung der 3-G-Regel. „Wien heute“ zeigt, wie die Kontrollen bislang abgelaufen sind und zu welchem Ergebnis sie geführt haben. Bislang gab es nur wenige Strafen.

Ausbau von Impfprojekten

Die Stadt Wien verspricht auch einen weiteren Ausbau des Impfprogramms. Neben der klassischen Impfung bei Ärzten und Impfboxen sollen demnach „innovative Projekte“ wie das Impfboot auf der Alten Donau ausgebaut werden. Impfungen werden weiterhin sowohl mit als auch ohne Anmeldung möglich sein.

Hutter: Öffnung der Nachtgastronomie wichtig

Im Beraterteam war der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, er hat in „Wien heute“ die Maskenregel bei Indoor-Veranstaltungen verteidigt: „Wir sehen ja schon aus Events, die jetzt stattgefunden haben, dass nur die 3-G-Regel nicht ganz ausreicht. Wenn die Kapazität praktisch jetzt nach oben hin offen ist, muss es irgendeine Maßnahme geben. Also entweder man reduziert die Kapazität oder man reagiert drauf und führt die Maskenpflicht ein.“

Bei Veranstaltungen würden Besucher zwei bis drei Stunden neben Menschen innerhalb eines Raumes sitzen, in der Gastronomie sei die Situation anders, weil es nach wie vor das Contact Tracing gibt und man mit einer Gruppe am Tisch ist, die man kennt, so Hutter. Für die Nachtgastronomie hat Wien keinen eigenen Weg vorgesehen, für Hutter ist vorerst wichtig, „dass die Nachtgastronomie offen ist und offen bleibt“. Er warnte vor Nachlässigkeiten, die zu Problemen führen könnten. Die 2-G-Regel in der Nachtgastronomie könnte eine „Umkehrrentabilität“ sein: „In dem Sinne, dass auch Jugendliche eher zum Impfen gehen“.

Zu Veranstaltungen im Freien verwies Hutter auf die notwendigen Präventionskonzepte der Veranstalter. „Es muss schlüssig und nachvollziehbar dargelegt werden, dass alles was getan wird, auch mit einem sehr geringen epidemiologischen Risiko einhergeht. Null Risiko wird man nicht schaffen, aber mit einem Präventionskonzept kann man viel schaffen.“ Wesentlich sei aber, dass es nach wie vor Kontrolle gibt.

Umweltmediziner Hutter über die CoV-Maßnahmen

Umweltmediziner Hans-Peter Hutter spricht über die Beibehaltung der Maskenpflicht in Wien, die Nachtgastronomie und die Ausbreitung der Delta-Variante.

Handelsverband für „Verschnaufpause“

Kritik an der Ankündigung der Stadt kam am Nachmittag vom Handelsverband. Geschäftsführer Rainer Will verwies auf die Probleme für „hunderttausende Handelsangestellte“, die „an ihre Belastungsgrenzen kommen, über Atemprobleme und Erschöpfungserscheinungen klagen, gerade bei hochsommerlichen Temperaturen, wie sie derzeit herrschen. Sie hätten sich wahrlich eine ‚Verschnaufpause‘ verdient“.

Ohne Maske hätte sich der Handel eine Stabilisierung ausgerechnet, nach den Verlusten in den letzten eineinhalb Jahren aufgrund des Coronavirus. Nun befürchtet Will „empfindliche Umsatzeinbußen für die Wiener Händler:innen“: „Wir gehen davon aus, dass viele Kund:innen auf Einkaufsmöglichkeiten außerhalb von Wien ausweichen werden.“

FPÖ: Schaden für Wien

„Ludwig richtet mit einer Politik der Angst und Panik in dieser Stadt einen horrenden Schaden an, weil die Wiener dann ins niederösterreichische oder burgenländische Umland ausweichen werden, wo sie keine Maske tragen müssen“, hieß es in einer Aussendung des Wiener FPÖ-Obmanns Dominik Nepp.

„In der SCS in Vösendorf hört man schon die Sektkorken bis nach Wien knallen. Leidtragende sind die Geschäftsbesitzer, die dann alleine in ihren Läden stehen werden“, so Nepp.