Naghme Kamaleyan-Schmied
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Wien impft

Ärztin: Wiens Impfstrategie „definitiv falsch“

Die Wiener Ordinationen rufen derzeit viel weniger CoV-Impfstoff ab als sie könnten. Es gebe zu wenige Impfwillige, argumentiert Naghme Kamaleyan-Schmied, Sprecherin der Hausärztinnen und -ärzte: „Die Impfstrategie der Stadt Wien war definitiv falsch.“

„Das Problem ist in Wahrheit, dass wir viel zu spät mit Impfstoff beliefert worden sind“, konstatiert Kamaleyan-Schmied im Interview mit „Wien heute“. Erst Ende April habe man Impfstoff bekommen – und dann jenen von AstraZeneca, vor dem sich Patienten gefürchtet hätten. „Und wir haben allen Impfstoff verimpft in der Ordination“, so die Ärztin. Das zeige, dass das System in der Ordination sehr gut funktioniere.

Großzügig mit Impfstoff beliefert worden seien die Hausärztinnen und -ärzte in Wien dann erst, „als die Willigkeit der Patienten und Patientinnen quasi schon am Ende war“, kritisiert Kamaleyan-Schmied. Den Rückgang an Impfwilligen könne man auch in den Wiener Impfstraßen sehen, obwohl inzwischen massiv für die Impfung geworben werde. „Es tröpfeln ab und an Patienten in die Impfstraßen“, meint Kamaleyan-Schmied.

„Das ist wirklich ein Impfversagen“

Die Nicht-Impfwilligen seien „sehr schwer zu überzeugen.“ Zu einem Großteil seien diese mit Schulschluss auch schon „in die Heimat“ zurückgefahren und nun nicht mehr erreichbar, sagt die Ärztin, die unter anderem bei der Nationalratswahl 2019 für die ÖVP kandidierte. In den Ordinationen werde viel Überzeugungsarbeit geleistet: Über den E-Impfpass würden die Hausärztinnen und -ärzte sehen, ob jemand geimpft sei. „Und so suchen wir das Gespräch“, erklärt Kamaleyan-Schmied in „Wien heute“.

Wien hätte jedenfalls „viel früher“ auf Impfungen im niedergelassenen Bereich setzen müssen, ist die Ärztin überzeugt: „Dann wäre das auch etabliert.“ Sie ortet in Wien nun sogar ein „Impfversagen“. In der Bundesländer-Statistik würde Wien derzeit den letzten Platz belegen, das mache sie traurig: „Ich hoffe, dass wir nicht als einziges Bundesland dann runterfahren müssen im September.“

Wien laut Ministerium auf Platz sechs

Laut Zahlen des Gesundheitsministeriums liegt Wien bei den CoV-Impfungen allerdings auf Platz sechs bei den Erststichen – und auf Platz sieben bei den Vollimmunisierungen. Eine Impfpflicht sieht Kamaleyan-Schmied unterdessen kritisch: „Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist.“