Die Eingangstüre des Krankenhauses
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Politik

Hohe Kosten: RH rügt Sanatorium Hera

Der Rechnungshof (RH) zerpflückt in einem aktuellen Prüfbericht die Gebarung des Wiener Sanatoriums Hera. Der RH vermisste ein strategisches Grundkonzept, sah eine zu komplexe Verwaltung und staunte über zum Teil hohe Kosten.

Das Sanatorium Hera im Alsergrund ist das Spital der „Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien“ (KFA), also eine Einrichtung, die vorrangig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt zur Verfügung steht. Zunächst verweist der Bericht auf die in den vergangenen Jahren erfolgten Umstrukturierungen.

Mit dem Umbau habe man das Ziel verfolgt, die Gesundheitsvorsorge durch die Einrichtung eines Gesundheits- und Vorsorgezentrums auszubauen, den stationären Bereich zu verkleinern sowie den Ambulanzbereich zu erweitern. Auch die relativ große medizinische Angebotsvielfalt sollte reduziert werden. Nach dem Ende des 2013 abgeschlossenen Prozesses verfügte das Sanatorium Hera laut Rechnungshof über 102 Betten und fünf Stationen.

RH: Gesamtstrategie fehlt

Doch auch nach der Reform würden gesamtstrategische Überlegungen fehlen, wird bekrittelt. Die angestrebte Reduktion der medizinischen Vielfalt etwa wurde laut Bericht eher nicht erreicht. „Im Jahr 2018 war weiterhin fachärztliches Personal für nahezu sämtliche bereits im Jahr 2008 vorhandene Fachrichtungen beschäftigt“, heißt es. Und nicht nur das, auch der Mitarbeiterstand nahm zu: „Das ärztliche Personal erhöhte sich im Zeitraum 2008 bis 2018 um 50 Prozent.“

Das Sanatorium hera von außen
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Der Rechnungshof kritisiert eine fehlende Gesamtstrategie für das Sanatorium Hera

Zugleich nahm die Zahl der Eingriffe ab. „2008 fanden 5.305 Operationen statt, zehn Jahre später 5.081.“ Knapp die Hälfte davon fiel auf Belegärztinnen und -ärzte, die Betten des Hauses mit ihren Patienten belegen dürfen. Die vorgesehenen Leistungssteigerungen im stationären Bereich wurden laut Rechnungshof in keinem Jahr erreicht. Belegstage waren aber wiederum relativ teuer: Ein solcher kostete 2017 laut Prüfbericht im Sanatorium Hera 1.404 Euro, in vergleichbaren Krankenanstalten 842 Euro.

Höhere Bezüge für Personal

Die Prüfer sahen sich auch die Jahresbezüge von vollbeschäftigten, neuen Bediensteten an und stellten diese jenen des städtischen Spitalsträgers – einst Krankenanstaltenverbund (KAV), nun Gesundheitsverbund (WIGEV) – gegenüber. Der Vergleich ergab demnach, dass die Jahresbezüge für neu eintretendes ärztliches Personal oder auch für diplomiertes Pflegepersonal im Operationsbereich im Sanatorium Hera höher waren.

Zumindest in einigen Bereichen wurden Kostenvorteile gegenüber anderen Spitälern geortet. So kam man mit weniger Personalressourcen beim Pflegedienst aus, auch war die Verweildauer im Sanatorium geringer. „Dabei war aber zu berücksichtigen, dass das als Privatkrankenanstalt geführte Sanatorium Hera sein Leistungsangebot auf weniger komplexe, in der Regel planbare Eingriffe und Behandlungen beschränken konnte. So versorgte das Sanatorium Hera keine Intensiv-, Not- oder Akutfälle und legte einen Schwerpunkt auf tagesklinische Leistungen“, heißt es dazu im Bericht.

Verwaltung zu komplex

Durchaus Verbesserungspotenzial sehen die Prüfer auch in der Verwaltung. Das System sei komplex, wurde beklagt. So gebe es zwischen den IT-Systemen in der Hera-Rechnungsstelle und in der Buchhaltung der KFA keine elektronische Schnittstelle. Belege mussten demnach in Papierform mit der Dienstpost übermittelt werden.

Aus den Kritikpunkten ergaben sich auch Empfehlungen des Rechnungshofes. So wurde dem Sanatorium bzw. der Krankenfürsorgeanstalt nahegelegt, angesichts einer jährlichen Anzahl von zum Teil weniger als zehn Operationen je Fachrichtung zu prüfen, ob und in welchem Ausmaß eine weitergehende Spezialisierung möglich ist. Auch sollten „effizienzsteigernde und kostenoptimierende Maßnahmen“ erwogen werden.

KFA verweist auf fehlende Vergleichsmöglichkeiten

Die KFA verwies in einer im Bericht enthaltenen Stellungnahme unter anderem darauf, dass ihrer Ansicht nach ein Vergleich mit anderen Spitälern nur bedingt möglich ist. Man bilde im Unterschied zu den Fondskrankenanstalten kein ärztliches Personal aus und habe daher nicht die Möglichkeit, Aufgaben auf kostengünstige Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung zu übertragen, hieß es.