Sie hatte alle vor der Kamera: Topmodels, Schauspieler, Politikerinnen oder Nobelpreisträger. Elfie Semotans Karriere begann allerdings nach der Ausbildung in der Modeschule Hetzendorf nicht hinter, sondern vor Kamera – als Model. „Es war eine Frage des Überlebens. Ich bin nach Paris gefahren, mit 700 Schilling ungefähr. Und das Erste, was ich tat, war im Telefonbuch nach allen Couture-Häusern zu suchen, sie anzurufen und zu fragen: Brauchen Sie ein Modell, brauchen Sie ein Mannequin? Und bei ‚Lanvin‘ haben sie gesagt: Kommen Sie“, erzählte Semotan im Gespräch mit Elisabeth Vogel.
Sujets für Mineralwasser oder Unterwäsche provozierten
Nach einigen Jahren als Model wechselte Semotan während der 1970er Jahre die Seite hinter die Kamera. Sie fotografierte für alle großen Mode-Magazine wie „Vogue“ und „Elle“, und für die Werbung. Ihre Sujets für Mineralwasser oder Unterwäsche provozierten und führten sogar zu Auffahrunfällen: „Ich glaube, dass das damals unglaublich revolutionär war. Damals war es etwas Besonderes, eine Frau in Unterwäsche zu fotografieren, die dann so für sich steht. Ich verstehe allerdings das Argument der Feministinnen damals. Nur ich hätte keine Lösung dafür gehabt, wie man Unterwäsche anders fotografieren kann.“
Übergroße Perfektion tötet ihrer Meinung nach jede Spontanität. Auch Stars seien nicht immer perfekt, erinnert sie sich an ein Shooting mit Benicio del Toro: „Der hat mir ganz besonders gut gefallen, weil er sehr gut ausgesehen hat, aber trotzdem wie ein richtiger Mensch. Er kam ganz alleine, ohne großes Team, mit einer Tasche und zerknüllten Hemden.“ Heute kann jeder überall und jederzeit fotografieren: Perfektion sollte aber auch die „Generation Selfie“ mit ihren Filtern nicht suchen: „Warum fotografiere ich überhaupt jemanden, wenn ich ihn dann versuche, ihn anzupassen und zu ändern?“
Lebt heute in New York, dem Burgenland und Wien
Heute lebt Elfie Semotan in New York, in Jennersdorf im Burgenland und in Wien. Hier fühlt sie sich auch zu Hause. Man kann ihr auch beim Spazierengehen begegnen, hauptsächlich im Wald.