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Coronavirus

Impfskeptiker schwer erreichbar

Fast alle impfwilligen Personen in Österreich sind bereits geimpft. Jetzt geht es darum, eine Durchimpfungsrate von 80 bis 85 Prozent zu erreichen. Dafür müssen auch Impfskeptiker angesprochen werden, das ist aber nicht so einfach.

Die CoV-Demos sind wohl nur das sichtbarste Zeichen einer Skepsis in Teilen der Bevölkerung. Sie sind gleichzeitig aber wohl nur die Spitze des Eisbergs, wenn man die aktuellen Zahlen zur Impfbereitschaft ansieht. Daten des Austrian Corona Control Panel (ACCP) zeigen, dass bereits ein erheblicher Teil der impfwilligen Bevölkerung geimpft ist.

Impfen keine „gesundheitliche Abwägung“

Beim Ausgehen und beim Reisen innerhalb der EU spart man sich PCR-Tests, wenn man geimpft ist. Das lässt die Bereitschaft zum Impfen steigen, aber dennoch gibt es bereits mehr Impfstoff als Impfwillige. Die Kritik der Impfskeptikerinnen und -skeptiker bleibt aber seit Anfang der Pandemie gleich: Man wisse nicht, was in der Impfung drinnen ist und wolle daher noch zuwarten, hört man am häufigsten, wie eine Straßenumfrage von „Wien heute“ zeigt.

Demonstranten mit Ö-Fahne im Schweizergarten
APA/Georg Hochmuth
Die CoV-Demos im Winter und Frühjahr waren wohl nur die Spitze des Eisbergs der Impfskeptiker

Was hinter der Impfskepsis steckt, hat Barbara Prainsack von der Universität Wien im Rahmen von zwei Studien untersucht. Impfen sei immer schon ein politisiertes Thema gewesen, weil es sich um einen Eingriff in den Körper handelt, sagt die Politikwissenschaftlerin. „Es geht beim Impfen nicht nur um gesundheitliche Abwägungen. Sondern auch darum, dass sich da häufig eine bestimmte Einstellung zum Staat, zur Regierung, zu Institutionen, wie der Wissenschaft, zeigt. Es kann Misstrauen sein, es kann aber auch ein Privileg sein, dass man sagt: Mir schafft niemand was an. Ich kann alles alleine.“

Nicht „alter, ungebildeter Mann“

„Dieser Protoyp, den man sich da vorstellt, dass das der ältere, ungebildete Mann ist – der ist es tatsächlich nicht. Wenn man sich die Soziodemographie anschaut – Alter oder Bildung – gibt es da keine großen Unterschiede zu den geimpften oder impfwilligen Personen“, führte Jakob-Moritz Eberl vom ACCP aus. Der größte Unterschied sei die Wahrnehmung der Pandemie und der Gefährlichkeit der Erkrankung. „Da wird das Virus auch verharmlost, mit der Grippe gleichgesetzt. Auch Verschwörungstheorien wird angehängt und das Vertrauen in die Gesellschaft ist einfach dort niedriger.“

Im Studio: Uni Forscher Jakob-Moritz Eberl

Warum wollen sich so viele nicht gegen das Coronavirus impfen lassen? Jakob-Moritz Eberle von der Wiener Uni forscht dazu. Er sagt, dass viele das Vertrauen in Institutionen verloren haben.

Ausgewertet nach Wahlverhalten zeigt sich bei den Daten des ACCP, dass eher FPÖ-Wählerinnen und -Wähler in die Gruppe der Impfgegner fallen. „Die wichtigste Informationsquelle dieser Impfstoffskeptikerinnen Facebook ist“, so Eberl. Traditionelle Medien würden mit Politik und Wissenschaft hingegen „unter einer Decke stecken“.

FPÖ-Politiker als Vorbilder

Zu erreichen sind diese Personen nur schwer. „Auch eine breite Informationskampagne, die von der Politik ausgehen würde, würde sie nicht erreichen, weil sie der Politik nicht vertrauen. Wem sie gerade noch vertrauen würden, und Vorbildcharakter hätten, wären FPÖ-Politikerinnen und Politiker“, spricht Eberl eine mögliche Strategie an. Sonst empfiehlt der Forscher: „Alles, was man ausprobieren kann, sollte man ausprobieren. Wir haben in der Hinsicht einfach nicht mehr so viel Zeit.“ Lediglich eine Impfpflicht sei der falsche weg: „Theoretisch könnte es diese Gruppe auch radikalisieren.“