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Wirtschaft

Hotel-Pleitewelle blieb bislang aus

Im Vorjahr wurde eine große Pleitewelle bei den Nächtigungsbetrieben prophezeit. Zu der ist es bislang nicht gekommen, erst 30 haben ihr Gewerbe für den Moment zurückgelegt. Die Nächtigungszahlen sind aber immer noch niedrig.

Man macht sich wieder auf den Weg nach Wien, allerdings verläuft dieser Weg noch schaumgebremst. 30 Prozent der Hotelbetten sind derzeit belegt. „Natürlich ist das Reisen international noch sehr zurückhaltend, europäische Gäste sind viele da. Die Deutschen sind wieder zurückgekehrt, aber auch italienische Gäste. Die Kongresse gehen uns noch ab“, erklärt die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, Michaela Reitterer.

Tourismusdirektor Kettner im Gespräch

„Licht am Horizont“ sieht Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner im „Wien heute“-Studio bei Elisabeth Vogel.

30 Gewerbe zurückgelegt

Auch das große Zusperren bei den Nächtigungsbetrieben ist bislang ausgeblieben, sagt der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner im „Wien heute“-Studio. „Wir haben keine Pleitewelle. Wir haben ungefähr 400 Pensionen und Hotels in Wien. Davon haben momentan 30 ihr Gewerbe zurückgelegt. Das muss nicht automatisch eine Schließung bedeuten. Gleichzeitig wissen wir von ungefähr 20 neuen Hotelprojekten.“

Die Nächtigungszahlen für das erste Halbjahr sind – vor allem im Vergleich zu den Vorjahren – ernüchternd. Von Anfang Jänner bis Ende Juni gab es 2019 noch 7,9 Millionen Nächtigungen. Im Vorjahr waren es aufgrund der ersten beiden starken Monate noch 2,8 Millionen. Heuer waren es erst rund 800.000 Nächtigungen, wobei die Hotels erst Ende Mai wieder aufsperren konnten. Im Juni zeigt sich jedoch schon ein deutlicher Aufwärtstrend, um 84 Prozent mehr als im Vorjahr.

Nachholbedarf bei Work-Life-Balance

Es geht bergauf, daher braucht man jetzt auch wieder Hotelpersonal. Da steht die Branche aber gerade vor einem Problem, sagt Reitterer. „Es sind einige aus der Branche gegangen. Manche sind mittlerweile wieder zurückgekehrt. Was wirklich schwierig ist, dass Lehrstellen nicht besetzt werden.“ Kettner führt das auf andere Gründe als die Pandemie zurück. „Die Pandemie war hier nicht die Ursache, sondern der Auslöser für eine Abwanderung in andere Branchen.“

Gerade bei den Gehältern und den Rahmenbedingungen, etwa der Work-Life-Balance, müsse der Tourismus noch nachholen, meint Kettner. Er zeigt sich aber überzeugt, dass die Hotellerie in Wien mit einem Ganzjahresbetrieb punkten kann. So gebe es immerhin eine Planungssicherheit.