Evelyn Brezina: Leben mit Glasknochen
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LEUTE

Bilder aus Rollstuhl-Perspektive begeistern

Die Wienerin Evelyn Brezina zeigt im Internet ihr Leben aus Rollstuhl-Perspektive. Die 44-jährige Fotografin leidet an der Glasknochen-Krankheit, sie begeistert ihre inzwischen mehrere tausend Follower nicht nur mit ihren Fotos.

Evelyn Brezina lebt seit ihrer Kindheit mit sogenannten Glasknochen und hat rund 90 Knochenbrüche hinter sich. Davon lässt sie sich aber nicht unterkriegen und zeigt sich lebensfroh und voller Tatendrang. Mit ihrer positiven Einstellung und ihren Wien-Fotos aus Rollstuhl-Perspektive begeistert sie inzwischen knapp 4.000 Follower auf Instagram.

Sich selbst hat sie anfangs nicht gezeigt – aus Scham und Unsicherheit. Doch das Interesse an ihr und ihren Geschichten wurde immer größer, mittlerweile auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Reichweite. „Ich hab mich gezeigt und das hat so eine unfassbare Welle an positivem Feedback nach sich gezogen. Und dann habe ich gesehen, ich habe da ein Tool in der Hand, damit kann ich was bewirken. Damit kann ich Menschen erreichen“, meinte Brezina in „Wien heute“.

Evelyn Brezina: Leben mit Glasknochen
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Mit Anfeindungen und Beleidigungen muss sich die Wienerin schon seit ihrer Kindheit abgeben

Aufklärung würde fehlen

Das Leben im Netz spiegelt aber nicht immer die Realität wieder. Deshalb teilt sie auch unschöne Erfahrungen auf ihrer Seite: „Erst vor ein paar Wochen ist im Volksgarten ein Junge an mir vorbeigelaufen und brüllt seiner Mutter zu – so laut, dass es alle hören können: ,Mama, ist das da (und zeigt auf mich) ist das da ein Mensch. Ich war so schockiert, was glaubt der denn? Bin ich eine Pflanze, ein Tier, was denkt der sich jetzt dabei?“

Wien aus Rollstuhlsicht

Eine Wiener Fotografin, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, begeistert im Netz tausende Menschen. Selbst hat sie es nicht gerade leicht: Die 44-Jährige Evelyn Brezina leidet an der Glas-Knochen-Krankheit. Doch ihre positive Art, sowie ihre Fotos aus Wien kommen international gut an.

Besonders kränke sie bei diesen Begegnungen, dass Eltern darauf oft nicht reagieren würden und die Kinder wegzerrten. Genauso problematisch sei, wenn das Wort „behindert“ als Schimpfwort verwendet werde. „Das ist so abwertend und so verletzend. Ich kann das nicht mal in Worte fassen“, so Brezina.

Aufklärung seitens der Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen würde fehlen. Ihr wäre es viel lieber, direkt angesprochen zu werden und Kindern Fragen zu beantworten: „Ich geniere mich nicht mehr dafür wie ich aussehe. Ja, ich hab einen verbogenen Arm, ja, der zweite ist auch nicht gerade der Geradeste. Meine Unterschenkel sind verbogen. Ich trau mich trotzdem kurze Hosen anzuziehen.“ So offen, wie sie sich im Internet zeigt, ist Brezina auch auf Wiens Straßen unterwegs und freut sich über Gespräche – sowohl virtuell als auch im echten Leben.