Bub spielt im Kindergarten
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Coronavirus

Pandemie verstärkt Probleme in Kindergärten

Seit März 2020 prägt die Corona-Pandemie das öffentliche und private Leben. Kindergärten etwa blieben dennoch großteils geöffnet, wenn auch oft nur im Notbetrieb. Die Pandemie legte hier etwa beim Personal Probleme offen oder verstärkte sie sogar, wie eine Studie zeigt.

Personalmangel war während der Pandemie eine der größten Belastungen für das Ppersonal in Kindergärten. Außerdem erschwerte zu wenig Information, wie mit der Corona-Situation umgegangen werden soll, die Arbeit. Das sind die wesentlichsten Erkenntnisse aus einer Studie der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien und des Netzwerks Elementare Bildung (NEBÖ). Für die nicht repräsentative Studie wurden 467 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von April bis Juni online größtenteils in Wien befragt.

Zum Zeitpunkt der Studie gab jede fünfte Befragte an, sich täglich unter Zeitdruck zu fühlen und nie ausreichend Planungs- und Vorbereitungszeit für ihre Arbeit zu haben. Mehr als ein Drittel hatte zudem das Gefühl, nie ausreichend Erholungspausen in der Arbeit zu haben. Der zu geringe Personalstand und daraus resultierende Zeitmangel wurde von den Befragten auch am belastendsten empfunden, zeigt die Erhebung von Michael Methlagl, Jutta Majcen und Natascha Taslimi, die auch NEBÖ-Sprecherin ist.

 Kundgebung „Kindergarten-Personal singt Minister Faßmann ein Lied“, Banner mit Aufschrift: „Warum sprecht ihr nicht mit uns?“
APA/Herbert Neubauer

Angst um Gesundheit und inhaltliche Auswirkungen

Laut Studie gab es in der Pandemie auch noch Probleme beim Informationsfluss: Nach Wahrnehmung von mehr als jeder dritten Mitarbeiterin gab es nie oder fast nie klare und zeitgerechte Informationen zum Umgang mit der Covid-Situation in der Arbeit. Während es für die Schulen Leitlinien des Bildungsministeriums gab, sei bei den Kindergärten wiederholt auf die Zuständigkeit der Länder verwiesen worden, so das Forschungsteam. Immerhin 29 Prozent hatten täglich Angst um ihre Gesundheit.

Die Pandemie wirkte sich auch inhaltlich auf die tägliche Arbeit im Kindergarten aus: Mehr als die Hälfte der Pädagoginnen gab an, dass ansonsten übliche Aktivitäten mit den Kindern durch Pandemie-Maßnahmen unmöglich gemacht wurden.

Auch positive Konsequenen

Kindergärten litten schon vor der Pandemie unter Personalmangel. Coronainfektionen sowie der durch die Pandemie notwendig gewordene Planungs-, Arbeits- und Informationsaufwand verschärften also die ohnehin schon angespannte Situation noch weiter. Allerdings gab es auch positive Konsequenzen wie etwa die Unterstützung durch die Kolleginnen, viel Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum und Wertschätzung für die geleistete Arbeit, wie in der Studie betont wurde Auch Freude an der Arbeit war eine wichtige Ressource: Trotz widriger Umstände hatten weniger als zwei Prozent nie oder fast nie Freude an der Arbeit.

Fazit: Handlungsbedarf ist gegeben

„Die eher stark ausgeprägten Erschöpfungswerte der Personen zeigen, dass im Bereich der elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen Handlungsbedarf besteht“, so das PH-Forschungsteam in seinem Resümee mit Verweis auf die hohen psychischen Anforderungen an die Arbeit im Kindergarten. Die Qualität der Arbeitsbedingungen müsse generell erhöht werden, etwa durch ausreichende Personalressourcen, verstärkte Kommunikation zwischen den Hierarchien und mehr Anerkennung und Wertschätzung.