Ein Taxi-Telefon bei einem Taxistandplatz in Wien
APA/GEORG HOCHMUTH
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Chronik

Kunden leiden unter Taxi-Not in Wien

Wer in Wien ein Taxi oder einen Fahrtendienst braucht, der hat es momentan schwer. Besonders abends scheint es kaum möglich zu sein, nach Hause zu kommen. Urlaub und Pandemie bremsen die Branche, heißt es seitens der verschiedenen Unternehmen.

„Es war ein Freitagabend. Wir waren in Grinzing. Wir wollten nach dem Lokalbesuch nach Hause fahren. Und haben ein Uber bestellt. Uber hat nicht einmal die Fahrt angenommen…“, berichtet ein Mann gegenüber wien.ORF.at. Ebenso erfolglos blieben drei Versuche bei Wiener Taxifunkunternehmen. Auch die Gastronomie kennt das Problem. Speziell wenn am Abend für die Gäste ein Taxi bestellt werden soll. „Wir warten vielleicht 20 Minuten und dann heißt es, es gibt kein Taxi“, sagte Aleksandra Pecer vom Alser Cafe gegenüber „Wien heute“.

Mangel an Taxi, Uber & Co.

Taxis und App-Fahrtendienste sind derzeit in Wien oft Mangelware, besonders in den Abendstunden. Laut den Unternehmern liegt das zum einen an der Urlaubszeit, zum anderen sind das auch die Nachwehen der Lockdowns.

„Weil nicht genug zu verdienen war“

Die Taxi-Innung in der Wiener Wirtschaftskammer bestätigt die längeren Wartezeiten und spricht von einem Urlaubsproblem. Denn derzeit seien viele der Fahrerinnen und Fahrer in ihren Heimatländern auf Urlaub. Seit Anfang des Jahres brauchen auch Uber- und Bolt-Fahrer einen Taxischein. Das heizt den Fahrermangel zusätzlich an.

Und die gesamte Branche kämpft noch mit den Folgen der Coronavirus-Krise. „In der Kernzeit des Lockdowns hatten wir Umsatzausfälle zwischen 70 und 80 Prozent“, sagte Taxi-Unternehmer Christoph Schallaböck. Viele haben Wagen stillgelegt, trotz staatlicher Hilfen wäre es „für viele Unternehmer nicht mehr profitabel weiter zu arbeiten. Und die haben gesagt, bevor ich in einen Ausgleich oder Konkurs schlittere, höre ich auf. Der hat sein Gewerbe einfach stillgelegt. Detto Lenker haben aufgehört, weil nicht mehr genug zu verdienen war“, so Schallaböck.

Tausende Uber-Fahrer gaben auf

Der Österreich-Chef des Fahrtendiensts Uber, Martin Essl, bestätigte gegenüber Radio Wien, „dass nun der von uns vorhergesagte Fahrermangel spürbar wird“. Vorbestellte Fahrten seien weniger betroffen. Problematisch werde es bei Fahrten von Taxistandplätzen, weil diese derzeit oft leer seien, „weil die Fahrer mit dem Bedienen der Nachfrage nicht nachkommen“. Richtig durchschlagen würden die negativen Effekte aber erst, wenn Tourismus und Geschäftsreisen wieder anziehen.

Laut Essl haben mit Jahresbeginn und der damit verbundenen Gesetzesänderung „tausende Mietwagenfahrer“ aufgegeben. Es gebe bei weitem nicht genug Fahrer mit Taxilenkerausweis, um die hohe Nachfrage auf der Uber-Plattform zufriedenzustellen. Die momentanen Partner sind voll ausgelastet und erzielen sehr hohe Umsätze. Von den Mietwagenlenkern seien bisher nur wenige zurückgekehrt, vor allem wegen der Taxiprüfung. Essl verwies hier auf das schon bekannte Problem, dass ein veralteter Prüfungskatalog abgefragt worden sei. Außerdem konnte es mehrere Wochen lang dauern, bis ein Taxischein ausgestellt worden sei.

Innung verspricht Entspannung im September

„Im 4. Quartal 2019 haben 27 Personen die Taxilenkerprüfung geschafft, im zweiten Quartal 2021 waren es 84. Aktuell kommen mehr als drei Mal so viele TaxilenkerInnen auf den Markt als vor der Corona-Krise. Von einem Taxilenkermangel kann also keine Rede sein. Wenn Uber eine punktuelle Knappheit an Lenkern als Vorwand heranzieht, um damit an der Taxilenkerausbildung rütteln zu können, ist das der falsche Weg", sagte Eveline Hruza von Taxi 40100. Denn die bisherigen Mietwagen-Fahrer hätten bereits Ende 2019 gewusst, dass sie ab 2021 einen Taxischein benötigen. "Wenn manche die Möglichkeit der Prüfung nicht oder erst spät nutzen, ist das kein Versagen des Systems.“

Die Taxiinnung betonte jedenfalls, dass sich die Wartezeiten auf Taxis spätestens im September wieder verkürzen würden, wenn die Fahrer und Fahrerinnen wieder aus dem Urlaub zurück seien.