Telemedizin
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Gesundheit

CoV als Turbo für digitale Medizin

Die Digitalisierung der Medizin hat durch die Corona-Pandemie große Schritte nach vorne gemacht. Neben E-Rezept erleichtern Innovationen wie die Überwachung des Blutdrucks durch eine App den Alltag von Patienten und Medizinern.

Behandlung und Nachsorge werden durch schon länger entwickelte, nun aber auch eingesetzte Neuerungen einfacher. Bluthochdruck-Monitoring via App und tagesaktuelle Auswertung von Herzschrittmacher-Daten geben Betroffenen Sicherheit und sparen Zeit und Wege, sprach Peter Lehner, Obmann der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS), am Mittwoch von einem „Gamechanger“.

„Es hat Jahre, fast Jahrzehnte gedauert, bis wir den E-Impfpass umgesetzt haben“, sagte Lehner bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Coronakrise sei ein „Turbo“ gewesen. „Immer mehr Patientinnen und Patienten sind bereit, persönliche Daten bereitzustellen für die Forschung“, freute sich der SVS-Obmann. Nur damit gelinge es der Medizin, Fortschritt zu erreichen. Lehner betonte, nach einer Welle der Abmeldung von der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) gebe es nun eine Welle der Anmeldung.

Digitale Medizin und Arztbesuch ergänzen einander

Datenschutz in Kombination mit Digitalisierung sei enorm wichtig, betonte Lehner. Der Mensch brauche in speziellen Fällen auch persönlichen Kontakt und Beratung. Bluthochdruck betreffe als sogenannte Volkskrankheit rund 25 Prozent der Bevölkerung, das ist jeder vierte in Österreich, betonte SVS-Chefärztin Eva Hilger. „Regelmäßige Selbstmessungen und Monitoring durch den Arzt sind das Um und Auf“, sagte sie zur Möglichkeit, dass der Betroffene regelmäßig seinen Blutdruck per SMS an den behandeln Arzt übermittelt und dieser dann reagieren und den Patienten etwa mit Medikamenten neu einstellen kann.

Vorteile für Patienten

„Ich bin begeistert von dem, dass ich jetzt meine Blutdruckwerte drei Mal am Tag mitteilen kann und dass sich das Ärzte ansehen. Das gibt mir insgesamt Sicherheit“, berichtete ein Patient, der unter erhöhtem Blutdruck leidet und bereits zwei Herzinfarkte erlitten hat. Die Blutdruckwerte könnten manuell eingeben oder automatisch übermittelt werden. Ein Ärzteteam reagiert dann unter anderem auch per Chat-Funktion oder SMS an den Patienten. In der SVS werden bereits rund 430 Betroffene so betreut.

Auch Herzschrittmacher mit Funksender können täglich Daten an Ärzte schicken. „Sollte etwas nicht funktionieren, dann bekomm ich sofort einen Anruf, dass das Vorhofflimmern nicht aufhört und ich mich beim Internisten melden soll“, berichtete ein anderer Patient, der 2018 einen Schlaganfall erlitten hatte. Er hat bereits vor mehr als 20 Jahren die Diagnose Vorhofflimmern mit Herzrhythmusstörungen bekommen. Durch die Überwachung sei ein weiterer Schlaganfall verhindert worden, so Lehner. Das Projekt wurde in der SVS im Jänner gestartet, derzeit werden 18 Herzschrittmacherpatienten digital betreut