Die heimischen Krebse sterben innerhalb kürzester Zeit an der Krankheit. Invasive Tiere kommen aus anderen Gebieten nach Österreich und stören das Gleichgewicht des heimischen Ökosystems. Um zu verhindern, dass eine eingeschleppte Art überhand nimmt, beobachtet der Forstbetrieb Wien ständig, ob sich neue Tierarten in Wien ansiedeln.

„Da spazieren Krebse über den Fußweg.“ Ungefähr diese Worte waren es, mit denen Alexander Mrkvicka vom Forstbetrieb Wien (MA 49) im vergangenen Jahr von den Marmorkrebsen am Wienerberg erfuhr.
Probleme mit invasiven Arten
Der Marmorkrebs ist nur ein Beispiel für invasive Tierarten. Sie kommen aus anderen Gebieten und siedeln sich in Österreich an. Tausende Arten haben das schon gemachtm und meistens ist das kein Problem. Aber manche eingewanderte Tiere machen heimischen Arten den Lebensraum streitig oder sie schleppen Krankheiten ein, die für andere Tiere gefährlich sind. Wieder andere sind Schädlinge in der Landwirtschaft und für Hobbygärtnerinnen und -gärtner.
Grüner Bote vom Mittelmeer
Dazu gehört die Grüne Reiswanze. Mit ihrem Rüssel sticht sie Gurken, Tomaten und Zucchini an und saugt den Pflanzensaft heraus. An diesen Stellen verschimmeln oder verfaulen die Früchte. Die Grüne Reiswanze gibt es im Mittelmeer-Raum schon lange. „Aber durch die Klimaerwärmung ist sie auch zu uns gekommen“, so Experte Mrkvicka. Allerdings könnte sich das Problem in einigen Jahren von selbst lösen, nämlich dann, wenn die natürlichen Feinde der Reiswanze ebenfalls zu uns kommen.

Viele gebietsfremde Arten kommen aus Versehen nach Österreich. Oft sind sie als blinde Passagiere bei Gütertransporten mit an Bord und siedeln sich dann hier an. Es gibt allerdings auch gebietsfremde Arten, die absichtlich in Österreich angesiedelt werden. Erdäpfel sind nur ein Beispiel. Sie stammen ursprünglich aus Amerika, werden aber schon seit Jahrhunderten auch in unseren Breiten angebaut.
Auch der Harlekin-Marienkäfer wurde absichtlich nach Europa gebracht. Wie der heimische Marienkäfer ernährt er sich von Blattläusen. Allerdings frisst der Harlekin-Marienkäfer deutlich mehr und eignet sich damit als natürlicher Schädlingsbekämpfer. In den 1980er Jahren wurde er so im großen Stil eingesetzt. Andere gebietsfremde Tierarten sind schon so lange bei uns, dass viele gar nicht wissen, dass sie eigentlich nicht in Österreich heimisch sind. Dazu zählen der Fasan und die Regenbogenforelle.

Gekommen, um zu bleiben
Einmal etablierte invasive Arten wieder loszuwerden ist kaum möglich. Wenn es so weit gekommen ist, kann man nur noch versuchen, die weitere Ausbreitung einzudämmen. Deshalb wird in erster Linie versucht zu verhindern, dass sich neue Tier- und Pflanzenarten überhaupt unkontrolliert ansiedeln können. Denn auch für invasive Arten gelten die Regeln des Tier- und Pflanzenschutzes.
Im Fall des Marmorkrebses haben Mrkvicka und sein Team ein Gitter in den Abfluss der Teiche am Wienerberg eingezogen, damit die Tiere nicht in den Liesingbach vordringen können. „Zu Fuß kommen sie nicht in die nächsten Gewässer, da müssten sie schon die Triester Straße überqueren“, so der Experte.
Nun ist es aber wichtig, die Öffentlichkeit zu informieren. Denn viele Menschen würden herumirrende Krebse in Gewässer setzen, weil sie denken, ihnen damit zu helfen. „Aber sie schaden damit den heimischen Krebsarten.“ Aus demselben Grund gibt es Marmorkrebse auch nicht mehr in Tierhandlungen zu kaufen – um zu verhindern, dass sie ausgesetzt werden, wenn sie zum Beispiel zu groß für ihr Aquarium geworden sind.
Der Waschbär – noch kein Wiener
Eine weitere invasive Art ist der Waschbär. Er ist ein Allesfresser und so gefräßig, dass eine zu große Population schon mal ganze Vogelarten in einem Gebiet ausrotten könnte. In Wien ist das aber derzeit nicht der Fall. Es gebe vereinzelte Sichtungen und ein- bis zweimal im Jahr verletzte Waschbären, erzählt Mrkvicka. „Aber das ist noch nicht so viel, dass sie zum Problem werden.“

Um frühzeitig zu erkennen, wenn Waschbären mehr werden sollten, ist es wichtig, Beobachtungen zu zählen. Gerade in Wien funktioniert das sehr gut. „Es gibt hier viele Naturinteressierte, und die bemerken auch Tiere, die irgendwo im Waldviertel keiner mitbekommen würde“, so Mrkvicka. Sollten sich die Beobachtungen an einem Punkt häufen, würde sich ein Team des Forstbetriebs die Stelle ansehen und gezielt Maßnahmen setzen.