Schüler während des Unterrichts
ORF.at/Carina Kainz
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Bildung

Nachhilfebedarf deutlich gestiegen

Sommerferien ohne Lernen – das wird es für viele auch heuer nicht geben. Wiens Schülerinnen und Schüler benötigen diesen Sommer deutlich mehr Nachhilfe als letztes Jahr, berichten Nachhilfeinstitutionen. Auch die Sommerschule hat mehr Zulauf.

Viele Nachhilfeorganisationen wie die Schülerhilfe und das Lernquadrat bieten im August Intensivkurse an, um Wissenslücken zu schließen. Das Problem sei oft, dass vor allem jüngere Kinder erst spät oder gar nicht bemerken, dass sie Defizite haben, erklärt Susanne Weiss-Mittendorfer von der Schülerhilfe im 19. Bezirk. „Sie denken altersbedingt einfach kurzfristiger und nicht bis zur nächsten Prüfung im nächsten Schuljahr.“

Auch dieses Jahr konnten Kinder und Jugendliche mit einer negativen Note im Jahreszeugnis aufsteigen, und zwar dann, wenn das Fach im letzten Jahr positiv beurteilt wurde. Unter bestimmten Umständen konnte man aber auch mit mehreren Fünfern weiterkommen. Gerade diese Schülerinnen und Schüler stehen jetzt vor der Herausforderung, den Stoff aufzuholen, immerhin brauchen sie ihn im nächsten Jahr.

Schülerin lernt mit  Laptop
APA/Erwin Scheriau
Die Stoffvermittlung hat digital oft nicht so gut funktioniert wie im Klassenzimmer

Homeschooling als Auslöser

Die oftmals großen Defizite führen sowohl die Schülerhilfe als auch das Lernquadrat auf die langen Zeiten des Homeschooling zurück. Viele hätten sich selbst große Mengen an Stoff erarbeiten müssen. „Das erzeugt Lücken“, so Angela Schmidt vom Lernquadrat.

Speziell jene Schülerinnen und Schüler, die im vergangenen Herbst in eine neue Schulform gewechselt hätten – beispielsweise von der Volksschule ins Gymnasium – hätten Probleme gehabt. „Da hat sich gar keine Klassengemeinschaft aufbauen können und auch keine Beziehung zu den Lehrern.“

An den Problemfächern hat sich auch in der Fernlehre nichts geändert. Mathematik ist wie immer Spitzenreiter, gefolgt von Deutsch und den Fremdsprachen. Das sei über alle Altersgruppen hinweg gleich. „Aber die Älteren haben da schon mehr Angst“, so Gerhard Horwitz von der Schülerhilfe in Favoriten. Gerade die zukünftigen Maturantinnen und Maturanten würden sich oft sorgen, den Stoff bis zur Matura nicht nachholen zu können.

Runde zwei für die Sommerschule

Das Bildungsministerium startet auch dieses Jahr wieder die Sommerschule in den letzten beiden Ferienwochen. Dort sollen Wissenslücken in den Hauptfächern geschlossen werden. Neu ist, dass nun auch Oberstufenschülerinnen und -schüler das kostenlose Angebot in Anspruch nehmen können.

Auch die Sommerschule hat heuer mehr Zulauf zu verzeichnen als im vergangenen Jahr. In Wien haben sich insgesamt 10.000 Kinder und Jugendliche angemeldet, gut 3.000 mehr als 2020. Knapp 1.500 davon gehen in die Oberstufe. Bundesweit werden fast 40.000 Kinder die Sommerschule besuchen.

Schülerunion für Ausbau

Auch die Schülerunion, die auch die Bundesschulsprecherin stellt, bemerkt den gestiegenen Nachhilfebedarf. Alina Sablatnig führt das ebenfalls auf das Homeschooling zurück. „Das Lernerlebnis wird da einfach geschmälert. Man ist viel passiver, schweift viel leichter ab.“

Die Schülerunion begrüßt die Sommerschule prinzipiell. Sie sei ein guter Anfang, aber: „Zwei Wochen sind einfach zu wenig, um das alles aufzuholen“, so Sablatnig. Außerdem wünscht sie sich, dass die Sommerschule nicht zur vorübergehenden Erscheinung wird, sondern auch nach der Coronavirus-Pandemie bestehen bleibt.

Rechtzeitig anfangen

Auch Angela Schmidt vom Lernquadrat rät dazu, nicht erst kurz vor Schulbeginn mit dem Wiederholen anzufangen. „Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um loszulegen“, sagt sie. Wichtig sei dafür, sich fehlende Unterlagen zu organisieren. Man müsse nicht viel tun. Jeden Tag zwischen 30 Minuten und einer Stunde zu investieren, reiche vollkommen. „Für die ersten Schularbeiten zahlt sich das aber schon aus.“