Eine Behandlung in einem Primärversorgungszentrum in Meidling
R. Reichhart
R. Reichhart
Gesundheit

Ärzte können Sozialleistungen verschreiben

In Zukunft könnten in Arztpraxen nicht nur Medikamente, sondern auch soziale Angebote bei Belastung durch Isolation und Einsamkeit oder finanzieller Not und Arbeitslosigkeit verschrieben werden. In Wien nehmen fünf Praxen an dem Pilotprojekt teil.

Österreichweit wird in neun Arztpraxen in vier Bundesländern getestet, wie sich die „Soziale Verschreibung“ umsetzen lässt. In Wien beteiligen sich die AmberMed, die nichtversicherte Personen behandelt, die allgemeinmedizinische Gruppenpraxis Ouhadi/Pilz, das Primärversorgungszentrum Medizin Mariahilf, wo Gesundheits- und Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) früher Partner war, das Neunerhaus, das Personen ohne Obdach und Wohnung sowie ohne Krankenversicherung betreut, und die Teampraxis Breitenecker, die sich unter anderem um ältere Menschen mit HIV und Transgender-Personen kümmert.

Ziel ist es, die sozialen und psychischen Bedürfnisse der Patienten mitzudenken, entsprechende Maßnahmen zu verschreiben und die gewonnenen Erfahrungen zu sammeln. Dabei soll ein Handbuch zu Social Prescribing erstellt werden, mit dem eine nachhaltige und flächendeckende Ausrollung in Österreich ermöglicht werden soll. Das Ministerium stellt dafür eine Fördersumme von knapp 285.000 Euro zur Verfügung.

Zusammenarbeit mit Sozialeinrichtungen

Neben der allgemeinen Gesundheitsförderung der Patienten und Prävention soll der Fokus speziell auf Belastung durch soziale Isolation und Einsamkeit, psychische Belastung und Überforderung, finanzielle Notlagen, Arbeitslosigkeit und verschiedene soziale Bedürfnisse gerichtet werden. Die geförderten Projekte bauen das Social Prescribing in ihren Einrichtungen auf bzw. aus.

Dazu gehört die Etablierung eines Prozesses, um Patientinnen und Patienten mit nichtmedizinischen Bedürfnissen strukturiert an eigens dafür geschulte Fachkräfte zu vermitteln, die gemeinsam mit den Betroffenen Handlungsspielräume entwickeln. Wesentlich dabei ist der Aus- und Aufbau von regionalen Kooperationen, etwa mit Angeboten der Gesundheitsförderung, Wohnungslosenhilfe, Arbeitslosenunterstützung und Schuldnerberatung.