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Coronavirus

„1-G-Regel“: Gastro, Bars und Fitness dagegen

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker denkt derzeit laut darüber nach, nur noch Geimpften Zutritt zu Gastronomie oder Fitnesscentern zu gewähren. Ablehnung dieser Ideen kommt von Branchenvertretern von Gastronomie, Fitness und Nachtgastronomie.

Ein ganz klares Nein zu den Verschärfungen kommt vom Branchenvertreter der Fitnesscenter in der Wiener Wirtschaftskammer Martin Becker. „Das wäre die Katastrophe schlechthin“, sagt er im Radio-Wien-Interview. Man müsse davon ausgehen, dass die Fitnessbranche bereits jetzt mehr als 30 Prozent der Kundinnen und Kunden verloren habe. „Und jede Verschärfung, jede neue Maßnahme, jedes neue Zugeständnis kostet uns selbstverständlich Kunden. Und das können wir uns schlichtweg nicht mehr leisten“, sagt er.

Das würde für viele Betriebe „das endgültige Aus“ bedeuten, ist Becker überzeugt. Auch, weil es dann Lösungen für die Refundierung von bereits bezahlten Jahreskarten geben müsse – und das könnten die Betriebe keinesfalls stemmen.

Gastronomie will noch zuwarten

Der Spartenobmann Gastronomie in der Wiener Wirtschaftskammer, Peter Dobcak, möchte jedenfalls noch abwarten, bevor solch eine Regel umgesetzt wird. Für ihn komme das nur infrage, „wenn vorab garantiert ist, dass wir sämtliche Bevölkerungsschichten erreicht haben und die wissen, worum es geht, dann wird das in letzter Konsequenz notwendig sein.“ Das sei derzeit aber noch nicht der Fall, im Radio-Wien-Interview sieht Dobcak noch „viel Luft nach oben“. „Ich glaube, dass wir Bevölkerungsschichten in Wien haben, die noch nicht verstanden haben, wie wichtig die Impfung ist. Und das halte ich für den ersten wichtigeren Schritt“, so Dobcak.

Denn es könne nicht sein, dass strengere Maßnahmen wieder auf den Schultern der Wirtinnen und Wirte durchgesetzt werden: „Weil es sonst auch Lokale geben wird, wo 50 Prozent der Gäste in der Sekunde wegfallen“, so der Branchenvertreter. Einzelne Wirte sehen das durchaus anders. So äußerten sich etwa Szene-Gastronom Martin Ho und Thomas Figlmüller, Geschäftsführer des gleichnamigen Restaurantbetriebs, gegenüber der „Krone“ durchaus positiv.

Nachtgastronomie will „2-G-Regel“ ausgeweitet sehen

Die Nachtgastronomie ist derzeit die einzige Branche in Wien, in der bereits die „2-G-Regel“ gilt – Clubbesucherinnen und -besucher müssen entweder geimpft oder mittels PCR getestet werden. Dabei sollte es auch bleiben, sagt Stefan Ratzenberger, Sprecher der Nachtgastronomie im Radio-Wien-Interview. „Ich glaube, das ist auch eine sehr gute Lösung. Es ist uns wichtig, dass man hier auch immer die Alternative offen lässt“, so Ratzenberger. Zumindest so lange, bis wirklich allen Personengruppen ausreichend lange ein Impfangebot gemacht werden konnte.

Er halte es für sinnvoller, stattdessen die „2-G-Regel“ auch auf andere Bereiche auszudehnen – speziell etwa auf Zeltfeste oder Musikfestivals, wo es in den vergangenen Wochen zu Fällen und teils Clustern gekommen war. Auch eine generelle „2-G-Regel“ fände Ratzenberger sinnvoller: „Ich glaube, österreichweit 2G einzuführen, wäre wesentlich besser“, so der Branchenvertreter.

Ludwig will mit Experten beraten

Vor der Entscheidung über das weitere Vorgehen wird sich Bürgermeister Ludwig jedenfalls wieder mit Fachleuten aus den Bereichen Medizin, Prognostik oder auch Statistik beraten, wie am Montag im Büro des Bürgermeisters mitgeteilt wurde. Ob es laufende Gespräche geben wird oder eine Videokonferenz, sei noch offen, hieß es.

Im Ludwig-Büro geht man jedoch nicht davon aus, dass die Verkündung von etwaigen Sonderregelungen noch diese Woche erfolgt. Dies werde wohl erst in der darauffolgenden Woche der Fall sein. Man müsse jedenfalls auch auf die Verordnung des Bundes warten, wurde betont. Denn diese sei die Basis für etwaige strengere Maßnahmen in der Bundeshauptstadt.