Teilzeit-Radweg in der Alszeile in Dornbach
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Verkehr

Gespaltene Bilanz zum „Teilzeit“-Radweg

Seit Ende Mai gibt es in Dornbach auf der Alszeile einen neuen Radweg. Das Besondere: Er ist nur zwischen 7.30 und 19.00 Uhr im Betrieb, sonst dürfen dort Autos parken. Die Bilanz in der Bevölkerung ist gespalten – vor allem die Parkplätze gehen manchen ab.

„Das ist alles ein Scheiß“, kommentierte ein Radfahrer die neue Regelung gegenüber „Wien heute“. „Das ist eine halbe Lösung, die nichts bringt. Obwohl ich Radfahrer bin, bin ich nicht wirklich glücklich mit dieser Lösung.“ Vor allem die Parkplätze bei der nahen Apotheke in der Vollbadgasse fehlen, kritisierten andere. „Ich wohne am Berg oben, ich kann ohne Auto nicht hinunter und jetzt kann ich da nirgends parken“, erzählte eine 80-Jährige.

Wiens erster „Teilzeit“-Radweg

Viel Unzufriedenheit also in Dornbach, wo seit 28. Mai ein Radweg die Gemüter eigentlich beruhigen sollte. Die Ausgangslage in der Alszeile war besonders für Radfahrer suboptimal. Der einzig legale Weg führte zwischen den Straßenbahnschienen durch, viele wichen deshalb auf einen Fußweg neben den Weinbergen aus.

Reaktionen von Passanten

Die Bürgerinitiative setzte sich deshalb schon seit längerem für eine sichere Lösung ein, der Bezirk sprang dann im Vorjahr auf den Zug auf und erarbeitete gemeinsam mit der Initiative die jetzige Lösung. Unter der Woche von 7.30 bis 19.00 Uhr fällt der Parkstreifen stadtauswärts weg, stattdessen darf dort bis zum Himmelsmutterweg geradelt werden.

Vorteil „auch für Autofahrer“

Für die Initiative ist das ein Triumph, meinte Martin Petraschek. „Die Lösung wird sehr gut angenommen.“ Er sieht eine Verbesserung für die Radfahrerinnen und -fahrer, die sicherer vorankommen. „Aber für die Autofahrer ist es auch ein Vorteil, weil sie nicht mehr durch die Radfahrer blockiert werden, genauso wie die Straßenbahn.“

Ein Radfahrer auf dem Radweg in der Vollbadgasse
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Vorteile soll es laut Initiative auch für die Straßenbahnen geben – weil sie von Radfahrern nicht mehr eingebremst werden

Laut Petraschek ist auch das Feedback aus der Bevölkerung größtenteils positiv. Die Parkplatzsituation habe sich nicht wirklich verschärft, „weil genug Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind. Die Leute parken jetzt in Seitengassen und man merkt auch, dass in der Nacht, wenn Parken wieder möglich wäre, nur sehr wenige Fahrzeuge stehen.“

Kritik rund um Apotheke

Die Nacht ist auch nicht das Problem für die Apothekenkundschaft, meinte die Besitzerin Karin Orth. Als ein „wirtschaftliches und soziales Desaster“ bezeichnete sie die aufgelassenen Parkplätze. Kritik übte sie vor allem an der Lösung in der Vollbadgasse, der Verbindung zwischen Dornbacher Straße und Alszeile. Auch hier wurden Parkplätze aufgelassen, damit die stadteinwärts fahrenden Radler einen sicheren Weg zum Radstreifen in der Alszeile vorfinden.

„Die meisten unserer Kunden sind nun mal alte Menschen, teilweise auch gehbehindert. Wir haben auch eine Physiotherapie, wo die Leute mit dem Rollator kommen. Die können nur mit dem Auto kommen“, meint Orth. Einige Kundinnen und Kunden würden derzeit mehrere Häuserblöcke entfernt stehen bleiben, „aber die meisten der Kunden bleiben weg“.

15 Parkplätze und 2.000 Anrainer

15 Parkplätze seien weggefallen. Der Bezirk bot ihnen dafür Taxiplätze ums Eck an. Dort dürfen die Kundinnen und Kunden nun für zehn Minuten halten. „Nur das genügt einfach nicht“, so Orth. Der Probleme ist man sich im Bezirk bewusst, versicherte Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer (SPÖ). Das Projekt laufe noch bis zum Herbst und wird parallel von der MA46 evaluiert.

Es sei aber klar, dass sich einiges ändern müsse – etwa bei der Apotheke, so Pfeffer. 2.000 Anrainerinnen und Anrainer taten sich dort laut Pfeffer zusammen und äußerten ihren Unmut. Genaue Details, wie es mit dem „Teilzeit“-Radweg weitergeht, soll es aber erst nach Abschluss der Studie Ende September, Anfang Oktober geben.

Ein Radfahrer auf dem Radweg in der Vollbadgasse
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Die Apotheke (links) in der Vollbadgasse – gegenüber der Radstreifen

Verbesserungen und versöhnliche Worte

Vorschläge für Verbesserungen hätte Petraschek von „Dornbach radelt sicher“ noch einige. „Wir würden uns wünschen, dass das in einen permanenten Radweg umgewandelt wird und idealerweise baulich getrennt wird von der Straße“, erklärte er. Auch die Länge ist noch ausbaufähig. Bis Neuwaldegg sollte es gehen, sagte etwa eine vorbeifahrende Radfahrerin.

Echt nah: Radspur auf Test in Dornbach

Ein Teilzeit-Radweg ist manchen Dornbachern ein Dorn im Auge. Der Streifen dient tagsüber den Radlern und nachts parkenden Autos. Eine Probefahrt in der Vollbadgasse.

Außerdem sei das Ende des derzeitigen Teilstücks gefährlich, „weil man wieder von der neuen Radspur zurückschwenken muss in den Schienentrog, was oft zu gefährlichen Situationen führt“, so Petrascheck. Auch hier müsse es Anpassungen geben, genauso beim Weg stadteinwärts.

Karin Orth hofft ebenfalls auf eine gute Lösung, auch für ihre Kundschaft. „Wir sind sehr dafür, dass im 17. Bezirk eine gute Möglichkeit geschaffen wird, mit dem Fahrrad durchzukommen.“ Sie schlägt vor, den Radweg durch die Alsgasse, ein paar Hundert Meter weiter, zu führen, da gebe es auch keine Straßenbahn – und keine Apotheke.