Rudolf Edlinger 2003 im Parlament
Apa/Robert Jaeger
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Politik

Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger tot

Der frühere Finanzminister und Wiener Finanzlandesrat Rudolf Edlinger ist tot. Der langjährige sozialdemokratische Politiker verstarb heute 81-jährig. Das teilte der SPÖ-Pensionistenverband (PVÖ) mit, als dessen Präsident Edlinger bis 2019 fungierte.

Edlinger starb am Samstag um vier Uhr früh im Kreise seiner Familie, wie der nunmehrige Präsident des PVÖ Wien, Harry Kopietz, gegenüber Radio Wien sagte. „Als langjähriger Mandatar des Wiener Landtages und Gemeinderats, als Nationalratsabgeordneter, als Mitglied der Wiener Stadtregierung sowie als Finanzminister und zuletzt als Präsident des PVÖ Wien hat Edlinger dem politischen Geschehen in Österreich mit seinen Stempel aufgedrückt“, schrieb Kopietz in einer Aussendung am Samstag.

Würdigung als „Universalpolitiker“

Mit seinem „intensiven Engagement“ seien „zahlreiche nachhaltige Errungenschaften für die ältere Generation verbunden, an denen Edlinger tatkräftig mitgewirkt hat“. Dazu zählen laut Kopietz etwa die gesetzlich verankerte jährliche automatische Pensionsanpassung an die Inflationsrate, die mehrmals darüber liegende Erhöhung für niedrige Pensionen, die Erhöhung des Pflegegeldes 2016, die automatische Negativsteuer für lohnsteuerfreie Pensionen sowie die Mitwirkung an einigen Steuerreformen, die Pensionsbezieherinnen und -bezieher „ebenfalls lukrieren haben können“.

Polit-Legende Rudi Edlinger ist tot

„I würd eher mein Hund auf mei Wurst aufpassen lassen, als die ÖVP aufs Geld der Steuerzahler“. Einer der vielen legendären Aussagen von Rudi Edlinger, der im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit gestorben ist. Edlinger war SPÖ Stadtrat, Finanzminister und unter anderem auch Rapid-Präsident.

„Mit Fug und Recht kann man Edlinger als Universalpolitiker bezeichnen, den nicht nur bemerkenswertes Sachwissen, Arbeitsfleiß sowie hohes Verantwortungsgefühl, sondern auch die stets bewahrte Nähe zu den Menschen, das Wissen um deren Sorgen, Nöte und Probleme, auszeichnete“, so Kopietz.

Rapid als Leidenschaft

Neben der Politik war Fußball eine weitere große Leidenschaft Edlingers. Er übernahm nach seinem Ausscheiden aus der Politik von 2001 bis 2013 die Präsidentschaft des Fußballvereins Rapid. Seit 2003 fungierte er zudem als Präsident des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands. Von 2003 bis 2019 war er Vorsitzender bzw. Landespräsident des Wiener Pensionistenverbandes.

Rapid-Präsident Rudolf Edlinger während einer Pressekonferenz am 19. August 2010 in Wien.
APA/Herbert Neubauer
Von 2001 bis 2013 war Edlinger Rapid-Präsident: Im Bild während einer Pressekonferenz am 19. August 2010

Noch vor zwei Wochen saß Edlinger beim 3:0-Heimsieg Rapids in der Bundesliga gegen den WAC auf der Tribüne. Der Rapid-Präsident mit der zweitlängsten Amtszeit war im November 2014 zum Ehrenpräsidenten des Clubs gewählt worden. „Rudi Edlinger hat eine Ära geprägt und war ein Präsident, der ein echtes Vorbild bleibt“, sagte der aktuelle Rapid-Präsident Martin Bruckner am Samstag. „Ich habe auch seinen Rat sehr geschätzt und oft angenommen. Seine Verdienste rund um unseren Herzensverein sind nicht hoch genug einzuschätzen.“

Rapid legt Kondolenzbuch auf

Ähnlich reagierten die beiden Rapid-Geschäftsführer. „Rudi Edlinger war ein großer Rapidler und auch eine enorm große menschliche Persönlichkeit“, meinte Christoph Peschek. „In seine Ära fallen großartige sportliche Erfolge und wichtige infrastrukturelle Maßnahmen und Weichenstellungen. In Gedenken an Rudi werden wir selbstverständlich unser Heimspiel gegen Ried mit einer Trauerminute beginnen und mit Trauerflor antreten. Unser Klub verliert einen großen Rapidler.“ Ein Kondolenzbuch wurde bereits aufgelegt.

1969 in den Gemeinderat

Edlinger, am 20. Februar 1940 geboren, erlernte den Beruf eines Lithografen, in dem er bis 1962 tätig war. In Abendkursen absolvierte er die Handelsschule und 1967 bis 1969 den Hochschullehrgang für Werbung und Verkauf an der damaligen Hochschule für Welthandel. Edlinger wirkte schon früh in der Jungen Generation der SPÖ mit, 1958 wurde er Bezirkssekretär und 1962 hauptberuflicher Landessekretär der Jugendorganisation.

Ab 1964 fungierte Edlinger als Bezirksparteisekretär der SPÖ Währing und Obmann der Wiener Jungen Generation. Nach der Gemeinderatswahl 1969 zog er in den Wiener Gemeinderat beziehungsweise Landtag ein. Im September 1976 wurde er zum Landesparteisekretär der Wiener SPÖ bestellt.

1997 Wechsel in Bundespolitik

Ab 1981 war Edlinger als Klubobmann der Sozialdemokratischen Fraktion im Wiener Gemeinderat tätig. Am 25. Juni 1986 wechselte er als Amtsführender Stadtrat für Wohnbau und Stadterneuerung in die Landesregierung. Im November 1994 übernahm er das Ressort Wirtschaft und Finanzen. Von Jänner 1997 bis Februar 2000 war Edlinger dann Finanzminister. Nach dem Ausscheiden aus der Regierung durch die Bildung der schwarz-blauen Koalition im Jahr 2000 blieb er noch zwei Jahre als Nationalratsabgeordneter politisch aktiv.

Legendärer Wurst-Sager

Gerne fungierte Edlinger als Reibebaum, nur selten nahm er sich ein Blatt vor den Mund. So trug er etwa gern eine Krawatte mit blauen Schweinen. Legendär wurde etwa sein Spruch, wonach er lieber seinen Hund auf die Wurst als die ÖVP auf das Budget aufpassen lassen würde.

„Die Nachricht vom Tod von Rudolf Edlinger macht mich tief betroffen. Mit großer Leidenschaft hat Rudolf Edlinger Jahrzehnte lang das politische Geschehen in Österreich geprägt“, schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen. „Ich habe ihn in meiner Zeit im Parlament als sozial verantwortungsvollen Politiker sehr geschätzt, und es war immer eine Freude mit ihm zu diskutieren. Besonders in Erinnerung bleibt mir sein ausgeprägter Sinn für Humor.“

„Aufrechter und engagierter Sozialdemokrat“

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner würdigte Edlinger als aufrechten und engagierten Sozialdemokraten, der sich in all seinen Funktionen immer für die Anliegen der Menschen stark gemacht habe. „Die Lücke, die er hinterlässt, ist groß. Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie“, so Rendi-Wagner. Dass Edlinger „unfassbar fehlen“ werde, betonte auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch.

Wiens Bürgermeister und SPÖ-Landesparteichef Michael Ludwig reagierte in tiefer Trauer. „Als einer meiner Amtsvorgänger als Wiener Wohnbaustadtrat, langjähriger Mandatar des Wiener Landtages und Gemeinderats, als Nationalratsabgeordneter sowie als Finanzminister und zuletzt als Präsident des PVÖ Wien hat Rudi dem politischen Geschehen in Österreich immer seinen Stempel aufgedrückt“, teilte der Bürgermeister mit. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) würdigte ihn als „Politiker, der Empathie und sozialdemokratische Wert großgeschrieben hat“.

„Es ist unfassbar traurig, dass Rudi Edlinger von uns gegangen ist“, so Arbeiterkammerpräsidentin Renate Anderl: „Ein langjähriger Wegbegleiter in der Politik und bei Rapid wird sehr fehlen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“ PVÖ-Präsident Peter Kostelka würdigte die „lange und erfolgreiche politische Karriere“ des Verstorbenen, und PVÖ-Ehrenpräsident Karl Blecha hob die freundschaftlich und politische Verbundenheit seit Jugendtagen hervor.

Würdigungen auch von Opposition

„Rudolf Edlinger war ein fachlich versierter Sozialpolitiker, der sich durch Feingefühl und Konstruktivität ausgezeichnet hat. Diese Eigenschaften haben die jahrelange positive Zusammenarbeit im Österreichischen Seniorenrat bis zuletzt geprägt“, sagte Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec in einer Aussendung.

Auch Nationalratsabgeordnete Rosa Ecker, FPÖ-Frauen- und Seniorensprecherin, bedauerte das Ableben Edlingers. „Mit all seiner Erfahrung aus der Wiener Kommunalpolitik und dem Ministeramt war Rudolf Edlinger als Obmann des Wiener Pensionistenverbandes 16 Jahre lang aktiv und ein starkes Sprachrohr für die Anliegen der Senioren. Für diesen Einsatz möchte ich ihm heute besonders danken.“