Italienische Schönschrecke
Matthias Kropf
Matthias Kropf
Umwelt

Die Rettung der „Wiener Linien Schrecke“

Forscherinnen haben in Wiesen entlang der Bim-Gleise und U-Bahn-Trassen eine ungeahnte Artenvielfalt gefunden – und einen Plan erstellt, um diese zu retten. Ein Tier etwa, das sich neben den Öffis besonders wohlfühlt, wurde „Wiener Linien Schrecke“ getauft.

Ein Forschungsteam der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) untersuchte zwei Jahre lang 25 Öffi-Flächen entlang der Gleiskörper von U-Bahn- und Straßenbahn-Linien. Besonders das Vorkommen verschiedener Pflanzenarten, Heuschrecken, Tagfalter und Wildbienen stand im Fokus.

Auf den insgesamt knapp 3,7 Hektar Untersuchungsflächen konnte das wissenschaftliche Forschungsteam 378 Pflanzenarten sowie 25 Heuschrecken-, 40 Tagfalter- und 155 Wildbienenarten nachweisen. Bei den Tagfaltern konnten sieben gefährdete Arten der Roten Liste nachgewiesen werden.

„Wiener Linien Schrecke“ getauft

„Wildbienen sind für den Klimaschutz essenziell, da sie einen großen Beitrag zur Bestäubung unterschiedlichster Pflanzenarten beitragen“, so BOKU-Wildbienenspezialistin und Projektleiterin Bärbel Pachinger. Unter den erhobenen Arten fanden sich auch Besonderheiten. So konnte die „Grobpunktierte Schmalbiene“ nachgewiesen werden. „Von ihr sind aus Österreich bisher lediglich zwei Funde bekannt, wobei der jüngere bereits 48 Jahre zurückliegt. Also eine kleine Sensation“, so Pachinger.

Es haben sich auch einige Charaktertiere für die Flächen gezeigt, so etwa die wärmeliebende „Italienische Schönschrecke“. „Entlang der Gleise fühlt sie sich anscheinend besonders wohl. Wir haben sie daher liebevoll ‚Wiener Linien Schrecke‘ genannt", so Pachinger.

Neues Ansäen von Blumenwiesen

Um in Zukunft das Netz der Wiener Linien für Pflanzen und Tiere attraktiver zu gestalten, erstellten das Forschungsteam und die Wiener Linien einen Pflegeplan für jede Fläche. Dieser sieht vor, dass auf den Flächen unter anderem seltener gemäht wird.

Die Biodiversitätsstrategie der Wiener Linien wird durch neues Ansäen von Blumenwiesen und Zurückdrängen von unerwünschten Pflanzenarten erweitert. So soll ein Naturparadies für Wildbienen & Co. erschaffen werden.

„Dieses Kooperationsprojekt liegt uns besonders am Herzen“, betont Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer: „Die Insektenvielfalt ist durch fehlende Lebensräume und den Klimawandel in große Bedrängnis geraten. Die verbesserte Pflege der Wiener Linien Flächen kann einen wesentlichen Beitrag leisten, um unseren Pflanzen und Tieren in der Stadt zu helfen.“