Burgtheater in Wien
ORF.at/Carina Kainz
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Kultur

Viele Produktionen an Theatern am Start

Von Normalbetrieb ist noch keine Rede, aber an vielen Theatern der Stadt beginnt die neue Saison. Es stehen zahlreiche Premieren auf dem Programm, auch weil viele Produktionen aus der Lockdown-Zeit spielfertig sind. Als Rahmenprogramm gibt es umfangreiche Corona-Regeln.

Akademietheater, Burg, Josefstadt und Volkstheater: Schon in den ersten Tagen des Septembers darf sich das Publikum über einen Premierenreigen freuen. Viele Stücke warten seit Monaten fertig darauf, endlich vor Livepublikum in Szene gesetzt zu werden. Susanne Wolfs Dramatisierung des Schnitzler-Romans „Der Weg ins Freie“ war schon für die vergangene Saison geplant. Nun bildet Janusz Kicas Inszenierung am 2. den Auftakt im Theater in der Josefstadt, wo man glaubt, mit den drei ersten September-Premieren ganz am Puls der Zeit zu sein:

Nach der Eröffnungspremiere, die das Aufflammen des Antisemitismus im Wien um 1910 behandelt, geht es mit „Medea“ (ab 9.) um Fremdenhass, Anderssein, Asyl- und Machtpolitik und mit dem Saramago-Roman „Die Stadt der Blinden“ (Premiere am 16.) um eine Gesellschaft in einer Ausnahmesituation. Am 30. folgt Tolstois „Anna Karenina“ in der Inszenierung von Amalie Niermeyer.

Die Kammerspiele starten mit der „Dreigroschenoper“ unter der Regie von Torsten Fischer mit einem Klassiker in die Saison: Hausherr Herbert Föttinger und Maria Bill spielen die Hauptrollen. Das Publikum bekommt nun auch den Erstantritt von Regie-Legende Claus Peymann in der Josefstadt-Dependance geboten: Nach „Die Stühle“ bleibt er Ionesco treu und inszeniert „Der König stirbt“ (25.).

Sieben Premieren an der Burg

Regisseur Frank Castorf krönt den Premierenreigen am Burgtheater mit zwei Neuinszenierungen von Elfriede Jelinek und Peter Handke innerhalb von 14 Tagen: Gestartet wird am 4. mit Castorfs österreichischer Erstaufführung des neuen Jelinek-Stücks „Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!“, ehe anderntags die Wiedereröffnung des Haupthauses nach der Renovierung mit einer Matinee samt Festrede von Bachmann-Preisträgerin Nava Ebrahimi und der Wien-Premiere von Martin Kusejs „Maria Stuart“-Inszenierung gefeiert wird.

Österreichische Erstaufführung
LÄRM. BLINDES SEHEN. BLINDE SEHEN!
Elfriede Jelinek

Regie: Frank Castorf
Bühne: Aleksandar Denić
Kostüme: Adriana Braga Peretzki
Musik: William Minke
Videodesign und Kamera: Andreas Deinert
Licht: Lothar Baumgarte
Dramaturgie: Sebastian Huber
Mitarbeit künstlerische Produktionsleitung: Sebastian Klink

Mit: Mehmet Ateşçi̇, Marcel Heuperman, Dörte Lyssewski, Branko Samarovski, Marie-Luise Stockinger, Andrea Wenzl; 
Live-Kamera: Andreas Deinert, Mariano Margarit; Live-Videocutter: Georg Vogler; Tonangler*in: Flora Rajakowitsch, Matthias Ermert
©Matthias Horn
Marcel Heuperman, Mehmet Ateşçi, und Marie-Luise Stockinger in „Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!“

Johan Simons „Richard II.“ gab es bisher nur in Bregenz und im Fernsehen – ab 9. dann auch live im Burgtheater, wo am 18. „Zdenek Adamec“ von Peter Handke Premiere feiert. Nach der Uraufführung durch Friederike Heller in Salzburg und der Deutschen Erstaufführung durch Jossi Wieler in Berlin ist hier wohl ein radikalerer szenischer Zugriff zu erwarten. „Komplizen“ heißt das Gorki-Projekt von Simon Stone, eine Überschreibung der Stücke „Kinder der Sonne“ und „Feinde“, das am 26. am Burgtheater herauskommt. Dazu gibt es am 17. September mit „Mädchen wie die“ im Vestibül und am 22. mit „(Ob)sessions“ im Kasino noch zwei weitere Premieren.

„Wortkaskaden“ am Volkstheater

Endlich zünftig in seine Direktion möchte Kay Voges am Volkstheater Wien starten. Seine österreichische Erstaufführung von Wolfram Lotz’ „Die Politiker“ eröffnet am 3. die Saison: mit 13 Schauspielerinnen und Schauspielern, Live-Musik und einer „Kaskade aus Worten, die den Kreislauf anschmeißt, das Menschsein erforscht, in die Zeit lauscht – eine hochpoetische Flut für Hirn und Herz“. Danach kommen die Russen: „Erniedrigte und Beleidigte“ nach dem Roman von Fjodor Dostojewski feiert am 15. in der Regie von Sascha Hawemann Premiere.

Susanne Kennedys Münchner „Drei Schwestern“-Inszenierung ist ab 22. erstmals in Wien zu sehen. Eine Woche später folgen Gerhart Hauptmanns „Einsame Menschen“. „In einer Zeit voller gesellschaftlicher Umbrüche schildert diese Inszenierung den Kampf von Individuen, die neue Formen der Gemeinschaft suchen und dabei doch nicht zueinander finden“, kündigte das Haus an.

Abschiedsgala für José Carreras

Die Staatsoper zeigt am 4. die Wiederaufnahme-Premiere von „Falstaff“ in der Regie von Arturo Marelli und am 5. Simon Stones „La Traviata“-Inszenierung, die bei ihrer Premiere im März nur im Fernsehen zu sehen war. Am 14. wartet die Abschiedsgala für José Carreras, an der unter anderem auch Elīna Garanča mitwirkt, und am 28. die erste echte Saison-Premiere: Herbert Fritsch inszeniert Rossinis Meisterwerk „Il Barbiere di Siviglia“.

An der Volksoper hat am 11. Paul Abrahams Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ Premiere, quasi ein später Kommentar zur erfolgreichen Euro, während am 29. Martin Schläpfers vor zehn Jahren entstandener Ballett-Abend „Ein deutsches Requiem“ erstmals in Wien zu sehen ist. Im Theater an der Wien ist ab 19. die „Rappresentatione di Anima et di Corpo“ von Emilio de’ Cavalieri zu erleben, angeblich das erste vollständig überlieferte Stück Musiktheater.

Keine „Bravo“-Rufe ohne Maske

Das Covid-Sicherheitsprogramm in den Theaterhäusern ist umfangreich. Es gilt die 3-G-Regel für Besucherinnen und Besucher, die Karten müssen personalisiert sein. Je nach Sitzplatz gibt es zugewiesene Eingänge, ein Mund-Nasen-Schutz ist zu tragen. In der Staatsoper wird ausdrücklich gebeten, von Bravo-Rufen ohne Maske Abstand zu nehmen.