Mitarbeiter des AUVA Spitals UKH Meidling
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Gesundheit

Umfrage: Spitalsärzte stark belastet

Wiens Spitalsärzten geht es nicht gut. Laut zwei Befragungen der Wiener Ärztekammer und des Betriebsrats an der Medizinuni der Bundeshauptstadt leiden sie unter schlechten Arbeitsbedingungen, unzulänglicher Bezahlung und Symptomen wie Erschöpfung.

Belastet fühlen sich die Mediziner in den Krankenhäusern am meisten durch den hohen bürokratischen Aufwand. Dahinter folgen in der ersten Umfrage Personalknappheit, psychische Belastung, Ressourcenknappheit, Ansteckungsgefahr und Überstunden. Über die Hälfte der befragten Spitalsmediziner bezeichnete sich als „sehr oft“ bzw. „oft“ emotional oder körperlich erschöpft. Rechnet man „manchmal“ hinzu, sind es sogar über 80 Prozent. An der Umfrage teilnehmen konnten insgesamt 1.640 angestellte Ärztinnen und Ärzte, tatsächlich Fragen beantwortet haben 673 von ihnen.

Rund 60 Prozent der Befragten stimmten bei „fühle mich alleingelassen“ zu, etwa die Hälfte bei „fühle mich geschwächt/anfällig krank zu werden“ und „denke, dass ich es nicht mehr aushalte“. Rund 35 Prozent stimmen der Aussage „habe das Gefühl, an einem Burnout zu leiden“ zumindest „manchmal“ zu.

Flexible Arbeitszeiten und höhere Gehälter gefordert

Der Wiener Kammervizepräsident Gerald Gingold bezeichnete das als ein „mehr als alarmierendes Zeichen“, für Ärztekammer-Präsidenten Thomas Szekeres sind die Dienstgeber gefordert: „Es ist fünf Minuten vor zwölf.“ Schon jetzt wandern viele Ärztinnen und Ärzte deswegen ins Ausland ab, warnte Szekeres.

Gingold sprach sich gemeinsam mit dem MedUni-Betriebsratsvorsitzenden Johannes Kastner für eine Attraktivierung der Arbeitsbedingungen, flexiblere Arbeitszeiten, vernünftige Kinderbetreuung an Ort und Stelle und eine marktgerechte Anpassung der Gehälter aus. Generell brauche es mehr medizinisches Personal und einen vernünftigen Recruiting-Prozess dafür.

45 Prozent mit Arbeitszeiten unzufrieden

Laut der zweiten Befragung, die im Juli und August unter Wiener AKH-Ärzten durchgeführt wurde, sind 45 Prozent mit ihren Arbeitszeiten unzufrieden, bei den Wissenschaftszeiten sind es sogar 74 Prozent, sagte Kastner. Ebenfalls drei Viertel sind mit ihrem Grundgehalt unzufrieden. 84 Prozent sind für eine Wahlmöglichkeit zwischen Zeitausgleich und Geldleistung bei der Abgeltung ihrer Überstunden.

Noch auf der guten Seite sei man bei der Bewertung der medizinischen Qualität im AKH, rund 70 Prozent der Ärzte vergeben hier ein Sehr gut oder Gut. Fast zwei Drittel sind auch bereit, weiterhin 60 Stunden pro Woche zu arbeiten. „In Summe zeigt das, dass die Leute noch immer motiviert sind“, so Kastner.