Kinderarztpraxis
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Chronik

Kassen-Kinderärzte „aussterbende Spezies“

In Wien gibt es für rund 280.000 Kinder aktuell 72 Kassenkinderärztinnen und -ärzte. Der Rechnungshof kritisiert die mangelnde Besetzung an Planstellen und die mangelnde Umsetzung von Primärversorgungseinrichtungen.

Allein in den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Kassenkinderärztinnen und -ärzte von 84 Stellen auf 72 gesunken. In die Praxis von Dr. Rudolf Schmitzberger im 5. Bezirk kommen wegen des Mangels auch Patientinnen und Patienten aus der Donaustadt und Floridsdorf.

„Der niedergelassene Kinderarzt ist eine aussterbende Spezies. Wir wissen das in der Ärztekammer. Wir haben uns ganz gezielt darüber Gedanken gemacht. Wir hatten auch gerade eine Veranstaltung mit 150 Ärzten, Allgemeinmedizinern und Kinderärzten – und haben sie gefragt: Wo drückt der Schuh?“, so Schmitzberger.

Bessere Bezahlung und Bewertung gefordert

Dabei haben sich vier Punkte herauskristallisiert: Neben mehr Nachwuchs an Kinderärztinnen und -ärzte an sich, brauche es eine attraktivere Bezahlung. Von der Österreichische Gesundsheitskasse hat es seit 2018 zwar jedes Jahr eine Honorarerhöhung um zehn Prozent gegeben. Schmitzberger: „Was aber absolut noch fehlt ist die bessere Bewertung der Vorsorgemedizin. Wenn sie denken, dass der Mutter-Kind-Pass seit 25 Jahren in der Honorierung nicht angeglichen ist, dann ist das katastrophal.“

Mangel an Kassenkinderärzt_innen in den Favoriten, in der Leopoldstadt, in der Brigittenau und in Penzing. Dort kommen auf 1.000 Kinder (0-14 Jahre) 0.1 Kinderärzte.
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In Favoriten, der Leopoldstadt, Brigittenau und Penzing kommen auf 1.000 Kinder (0-14 Jahre) 0.1 Kinderärzte

Primärversorgungszentren als Lösung?

Alle Beteiligten, von Gesundheitskasse, Ärztekammer und Politik, so der Kinderarzt, wären gefordert, dass zu ändern. Von den 91 Kassenplanstellen sind derzeit 72 besetzt. Die ÖGK sagt dazu: „Wir bemühen uns sehr diese Stellen für Ärztinnen und Ärzte so attraktiv wie möglich zu gestalten und haben daher ab 2019 eine Ansiedelungsförderung, ein neues Honorierungsmodell (…) und ein Bonusmodell für erweiterte Öffnungszeiten umgesetzt."

Kassen-Kinderärzte „aussterbende Spezies“

In Wien gibt es für rund 280.000 Kinder aktuell 72 Kassenkinderärztinnen und -ärzte. Der Rechnungshof kritisiert die mangelnde Besetzung an Planstellen und die mangelnde Umsetzung von Primärversorgungseinrichtungen.

Eine rasche Lösung des Mangels sei vor allem das Vorantreiben anderer Strukturen und Primärversorgungseinrichtungen auch bei Kinderärztinnen und -ärzte. „Der Einzelkämpfer ist gut und wichtig und wer das machen möchte ist in Ordnung. Die jungen Kollegen wollen aber andere Formen der Zusammenarbeit. Es gibt bereits Modelle, zum Beispiel das Job-Sharing. Das heißt, das Teilen eines Vertrages. Das ist aber noch zu wenig bekannt“, so Rudolf Schmitzberger, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde.

Mit dem Kindermedizinischen Zentrum Augarten und einer anderen Stelle im 5. Bezirk steigt, laut ÖGK, die Zahl der Kassenärztinnen und -ärzte zumindest in Kürze wieder leicht auf 77.