Michael Ludwig am 23.8.2021 bei PK
APA/Hans Punz
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Politik

Ludwig: „Wiens CoV-Regeln für Österreich“

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) fordert ein Ende des „Fleckerlteppichs“ an Coronavirus-Schutzmaßnahmen in Österreich. Am Tag vor einem Treffen der Länderchefs mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) fordert Ludwig die bundesweite Übernahme der Wiener CoV-Regeln.

„Die Pandemie ist nicht vorbei – auch nicht für die Geimpften“, betonte Ludwig am Dienstag bei der Präsentation seiner Linie für das Treffen mit den restlichen Landeshauptleuten und Bundeskanzler Kurz. Wien fordere einheitliche Regeln für Tests und Maskenpflicht nach Wiener Vorbild für ganz Österreich. Schon seit Beginn der Pandemie habe Wien auf strengere Regeln gesetzt als die restlichen Bundesländer und sich dafür „viel Kritik anhören müssen seitens der Bundesregierung“.

Nun habe sich aber gezeigt, dass diese „sichere Linie notwendig war“. Bereits vor dem Sommer wäre es „vernünftig gewesen“, das „Wiener Modell österreichweit auszurollen“, sagte Ludwig. Angesichts einer vierten Welle und steigender Infektionszahlen brauche es einheitliche Regeln für alle.

„Alles gurgelt“ in ganz Österreich

Österreich sei zu klein für regionale Maßnahmen, sagte Ludwig weiters und forderte österreichweit strengere CoV-Maßnahmen. Konkret tritt er dafür ein, PCR-Tests, wie sie bei der Wiener Aktion „Alles gurgelt“ eingesetzt werden, in ganz Österreich anzubieten. Die Tests müssten weiter kostenlos bleiben, um möglichst viele zum regelmäßigen Testen zu animieren. Der Zutritt zu Veranstaltungen solle strenger kontrolliert werden, Zutrittstests sollen kürzer gültig sein und die Besucherinnen- und Besucherzahlen bei Großevents gedeckelt werden. Außerdem müssten das Contact-Tracing ausgebaut und die „3-G-Regeln“ strenger kontrolliert werden, sagte Ludwig.

Ludwig für bundesweite CoV-Verschärfungen

Angesichts der Corona-Entwicklungen will Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) schärfere Anti-COVID-Maßnahmen für ganz Österreich. Er kritisiert damit auch Bundeskanzler Kurz (ÖVP), der einen Fünf-Punkte-Plan ausgeschickt hat – noch vor dem Corona-Gipfel mit den Landeshauptleuten. Ludwig plädiert seinerseits für strengere, bundesweit einheitliche Maßnahmen.

„Hü-hott-Politik“ der Bundesregierung

„Man kann nicht immer der Sunnyboy sein, man muss auch Maßnahmen setzten, die unangenehm sind“, wenn das die Situation erfordere, sagte Ludwig in Richtung Bundesregierung. Die Rücknahme und Wiedereinführung vieler CoV-Schutzmaßnahmen im Sommer sei eine „Hü-hott-Politik“ gewesen, die viele Menschen verunsichert hätte. Bei den für Mittwoch angesetzten Gesprächen erwartete sich Ludwig einen „Austausch auf Augenhöhe zwischen Bund und Ländern“. Wien sei keine nachgeordnete Dienststelle des Bundes: „Ich bin kein Abteilungsleiter der Bundesregierung, sondern im Zuge des Föderalismus ein wichtiger Bestandteil dieser Republik.“

Dass die Bundesregierung erst jetzt nach dem Schulstart Maßnahmen verschärfen will, komme für ihn ohnedies erst „sehr spät“. Es gelte nicht nur, einen weiteren Lockdown zu verhindern, sondern auch eine Überlastung der Spitäler: „Wenn es stärkere Belagszahlen in den Spitälern gibt, ist es für Menschen, die einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Unfall haben, schwer möglich, zeitgerecht entsprechend auf Intensivstationen behandelt zu werden, wenn dort CoV-Patienten in größerem Ausmaß gepflegt werden müssen.“

Der von Kurz angekündigte Fünfpunkteplan, der unter anderem die Bettenbelegung an den Intensivstationen statt der 7-Tages-Inzidenz als neuen Leitindikator sieht und einen generellen Lockdown ausschließt, sondern auf „Schutzmaßnahmen“, wenn nötig, nur mehr für Ungeimpfte setzt, ist für Ludwig „nicht ausreichend, um mit der Situation umzugehen“. Er habe auf jeden Fall „eine Fülle an Vorschlägen“, die er morgen (Mittwoch, Anm.) unterbreiten werde.

Inzidenz bei ungeimpften Unter-18-Jährigen bei 331,53

Die Corona-Pandemie wird immer stärker eine Angelegenheit der jüngeren und nicht geimpften Bevölkerung. So ist die Inzidenz bei den ungeimpften Unter-18-Jährigen zehn Mal höher als bei den geimpften. Bei den 18- bis 59-Jährigen liegt sie fünf Mal höher und bei der Generation 60 plus ist sie fast vier Mal so hoch als bei den vollständig immunisierten Menschen in dieser Altersgruppe. Das zeigen die aktuellen Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

In allen Altersgruppen ist die Inzidenz weiter gestiegen. Bei Ungeimpften der Altersgruppe der Zwölf- bis 17-Jährigen liegt sie nun bei 331,53 und somit fast drei mal so hoch wie bei der nicht immunisierten Generation der Über-60-Jährigen. Bei der Gruppe der ungeimpften 18- bis 59-Jährigen liegt die Inzidenz nun bei 284,76 – nach 257,9 vor einer Woche. Besonders deutlich ist der Anstieg bei der ungeimpften älteren Bevölkerung ersichtlich. Betrug die Sieben-Tages-Inzidenz vor einer Woche noch 85, liegt sie nun mehr bei 132,52.

In Wien sind in den vergangenen 24 Stunden 479 Neuinfektionen gemeldet worden. 202 (+13) Menschen werden derzeit im Spital behandelt, 64 (-2) von ihnen intensiv. Und in Zusammenhang mit Corona sind bisher 2.374 (+6) Menschen gestorben.