Mitte Juli wurde in der Wohnung der Strom abgeschaltet, seither behilft sich Doris Kowarik mit Kerzen und Handylicht im Alltag. „Wir haben keinen Kühlschrank, wir haben keinen Tiefkühler, meine Lebensmittel sind alle kaputt geworden.“ Sie wäscht sich an ihrem Arbeitsplatz, einer Ordination, und lädt dort oder bei Nachbarn auch ihr Handy.
10.000 Euro für neue Elektroleitung
Der Grund für die Misere: Zu Ostern fiel im Wohnzimmer die Elektrik aus, schuld war ein Kabelbruch. Der Elektriker brachte dann erhebliche elektrische Mängel ans Tageslicht. Der Strom musste abgedreht werden, die rund hundert Jahre alte Elektroleitung müsste erneuert werden, doch weder die Mieter noch der Hauseigentümer wollen das bezahlen.

Eine Erneuerung würde laut der 52-jährigen Mieterin 10.000 Euro kosten: „Die Eigentümer reparieren es nicht. Sie weigern sich, stellen sich auf stur.“ Man wolle sie aus dem Gebäude raushaben, fügt sie hinzu, „weil wir einen Friedensmietzins haben, das heißt, wir zahlen nicht sehr viel Miete.“
Auch Kompromiss für Mieter kein Thema
Für den Hauseigentümer stellt sich die Sache anders dar. Sein Anwalt teilte gegenüber „Wien heute“ mit: „Die gegenständliche Wohnung wird seit mindestens drei Generationen von der Familie des heutigen Mieters bewohnt. Da es sich um eine Altbauwohnung handelt, ist aus rechtlicher Sicht für die Erhaltung des Wohnungsinneren weitgehend der Mieter zuständig, so auch für die Elektroanlage.“
Die Mieter wollen das nicht einsehen. Schließlich sei für die Erhaltung des Mietgegenstandes rechtlich der Vermieter zuständig. Auch auf einen Kompromissvorschlag des Vermieters, die Kosten gegen eine angemessene Anhebung des Mietzinses zu übernehmen, wollte man nicht eingehen.
Sieben Wochen ohne Strom
Seit bereits sieben Wochen muss eine Familie in Wien-Währing in ihrer Wohnung ohne Strom auskommen. Schuld daran ist eine desolate, an die 100 Jahre alte Elektroleitung, die erneuert werden muss. Das Problem: Weder die Mieter noch der Hauseigentümer wollen das bezahlen.
Kowarik: „Sie haben uns gesagt, wenn wir unsere Miete um 100 Euro pro Monat erhöhen würden, dann würden sie das zahlen.“ Das sei in ihren Augen Nötigung. Einen neuen Vertrag wollen die Mieter jedenfalls nicht. Sie zahlen für die 120 Quadratmeter in Währing noch einen alten Friedenszins, – im Monat rund 800 Euro für Miete und Betriebskosten. Der Fall liegt auch bei der städtischen Schlichtungsstelle, seit Wochen bisher ohne Ergebnis. Es wird in der Wohnung wohl noch länger dunkel bleiben.