Wiens Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos)
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Coronavirus

Wiederkehr für kürzere Quarantäne in Schulen

122 Schulklassen sind Ende vergangener Woche in Quarantäne gewesen. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) plant deshalb, die Quarantäne für Schüler zu verkürzen – sie sollen sich nach fünf Tagen „freitesten“ können. Unterstützung kommt aus Wien.

„Oberstes Ziel sind offene Schulen. Es kann sein, dass wir punktuell Klassen schließen müssen, dann nämlich, wenn es Infektionen gibt, die nicht mehr nachvollziehbar sind. Ich halte allerdings die Diskussion jetzt für wichtig, dass wir bundesweit einheitlich zu neuen Regeln kommen“, sagte Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) im „Wien heute“-Interview.

„Freitesten“ nach fünf Tagen

Eine Verkürzung auf fünf Tage kann er sich vorstellen. Fünf Tage mit Freitesten sei eine „gute Balance zwischen bildungspolitischer Notwendigkeit – nämlich Schülerinnen und Schülern Bildung zu gewährleisten – und auch gesundheitspolitischen Abwägungen, weil wir nach fünf Tagen mit einem PCR-Test sehr gut feststellen können, ob eine Person infiziert und infektiös ist.“

Wiederkehr im „Wien heute“-Interview (Langfassung)

Derzeit führt ein Fall in einer Volksschulklasse dazu, dass meist die gesamte Klasse in Quarantäne gehen muss. Das führt vor allem für die Eltern zu einem enormen Mehraufwand, die Sonderbetreuungszeit gilt auch erst ab Oktober. Wiederkehr plädiert dafür, die Kontaktgruppen K1 und K2 neu zu definieren.

Nur Sitznachbarn in Quarantäne

„Ich bin dem Vorschlag offen gegenüber, nicht mehr die ganze Volksschulklasse in Quarantäne zu schicken.“ Zumindest, solange es nur einen Fall gibt, sollen etwa nur die direkten Sitznachbarn zu Hause bleiben müssen, nimmt Wiederkehr Anleihen in Deutschland. Expertinnen und Experten kritisieren, dass das virologisch nicht haltbar sei, da sich das Coronavirus auch weiter in der Klasse verteilt. Der Ressortchef will daher in den Tagen nach einem Fall verstärkt testen.

Unterdessen fordern Wiener Gymnasiums-Schulsprecher in einem Offenen Brief unter anderem die flächendeckende Einführung von Luftfiltern, eine Impfpflicht für Kindergarten- und Lehrpersonal, die Streichung von Lehr- und Maturastoff sowie die Rückkehr der FFP2-Maskenpflicht im Schulgebäude. Unterzeichnet ist der Brief von 32 Schulsprecherinnen und -sprechern, das ist ein Drittel aller Wiener Gymnasien.

Vorbereitung „seit Juni“

Laut Wiederkehr sei es immer eine Abwägung, welche Maßnahmen man setzt. Es sei aber klar, dass in Woche eins noch nicht alles perfekt läuft. Er geht davon aus, dass die PCR-Gurgeltests auch nach der dreiwöchigen Startphase weitergehen werden. Nicht hören will Wiederkehr, dass man schlecht auf den Schulstart vorbereitet war. „Wir bereiten uns seit Juni darauf vor.“ Da habe es auch schon eine Testphase mit PCR-Tests gegeben.

Probleme mit CoV-Tests und Quarantäne

Die Verwirrung um die Corona-Tests reißt nicht ab. Die einen sollen zuhause testen, das funktioniert oft nicht. Die anderen testen in der Schule – das bedeutet enorm viel Aufwand für Lehrerinnen und Lehrer. Dazu kommen die strengen Quarantänebestimmungen.

Im Interview erneuerte der Stadtrat zudem seine Forderung, dass auch Lehrerinnen und Lehrer einen Impfnachweis verpflichtend liefern müssen. Die Stadt habe das schon bei neuem Kindergartenpersonal eingeführt – für die Lehrkräfte in Gymnasien brauche es aber eine Bundesregelung. Einen Alleingang bei den Pflichtschulen schließt Wiederkehr aus.