Jose Carreras auf der Bühne
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Kultur

Carreras verabschiedete sich von Staatsoper

Seit 1974 war Startenor Jose Carreras immer wieder und sehr gerne an der Wiener Staatsoper zu Gast. Nun sagt er endgültig Lebewohl – verabschiedet wurde der 74-jährige Publikumsliebling mit einer feierlichen Abschiedsgala.

„José Carreras ist ein Künstler, der dem Wort immer misstraut hat“, meinte Staatsoperndirektor Bogdan Roščić zum Auftakt des Abends. Und entsprechend verlief die Abschiedsgala am Dienstagabend dann auch, mit der Carreras dem Haus am Ring endgültig Lebewohl sagte. Der 74-Jährige übernahm das Singen und überließ dem eloquenten Hausherrn das Reden. Und der schlug den großen Bogen über eine enge Opernbeziehung, die nun endgültig endete.

„Wien zurecht stolz auf seine Musikkultur“

Im Interview mit „Wien heute“ fand der Startenor dann dennoch ein paar Worte: Es sei ein bitteres Gefühl, mit dem er sich von dem Wiener Opernhaus verabschiede „gleichzeitig kann ich mich glücklich und privilegiert schätzen, dass ich so oft die Möglichkeit hatte, hierherzukommen und in unterschiedlichen Rollen aufzutreten“, so Carreras. „Wien ist, wie wir alle wissen, eine besondere Musikstadt. Die Wiener sind da sehr stolz auf ihre Musikkultur – und zurecht“, so der Tenor.

Dabei schätzte der Tenor an Auftritten in Wien vor allem auch das Publikum: Es sei ein Gefühl des gegenseitigen Respekts und der Nähe. „In keinem anderen Opernhaus der Welt hat das Publikum so ein umfassendes Wissen über Opern“, so Carreras. Die Pandemie erlebt er als schwierige Zeit: Als Musiker sei es aber die Aufgabe, das Leben für die Menschen zumindest ein bisschen besser machen. Denn Musik gebe Hoffnung.

Erster Auftritt in „Rigoletto“ 1974

Ihren Ausgang nahm die musiktheatrale Liebesbeziehung zwischen dem spanischen Startenor und Wien am 28. Jänner 1974 mit einer „Rigoletto“-Inszenierung, in der Carreras den Herzog von Mantua sang. 1977 gelang ihm dann als Rodolfo in der „Boheme“ endgültig der Durchbruch. Bis 1996 dauerte die Hochphase der Engagements am Ring, denen sich seither nur mehr einzelne Konzertabende anschlossen.

Jose Carreras singt
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Das Publikum erklatschte sich insgesamt fünf Zugaben

Bereits 1988 war Carreras zum Ehrenmitglied der Staatsoper ernannt worden und damit in jenem Jahr, als er nach seiner überstandenen Leukämieerkrankung auf die Wiener Opernbühne zurückkehrte. 2013 folgte dann noch der Ehrenring des Hauses. „Die Staatsoper ist für ihn künstlerische Heimat“, konstatierte Roščić.

Unterstützung von Elina Garanca

Und dieser Heimat sang der schlanke, ergraute Carreras nun ein finales Adieu mit Liedern von Francesco Paolo Tosti, Furio Rendine oder Rodolfo Falvo, über weite Strecken lediglich begleitet von Lorenzo Bavaj am Klavier, bisweilen unterstützt vom Kallisto-Quartett. Dazwischen präsentierten sich mit der schwedischen Sopranistin Johanna Wallroth und dem madagassischen Bariton Michael Arivony zwei Mitglieder des neuen Opernstudios des Hauses als Vertreter der kommenden Sängergeneration, während sich Weltstar Elina Garanca ebenfalls einfand, um Carreras musikalisch auszubegleiten.

Fünf Zugaben erklatschte sich das begeisterte Publikum am Ende des Abends, dessen Erlöse nun in die karitative Stiftung Cape 10 fließen – ein weiterer Wohltätigkeitsakt des Sängers, der einst nach seiner überstandenen Leukämieerkrankung die Carreras-Stiftung gegründet hatte, die seither über 300 Mio. Euro für die Forschung lukrieren konnte.

Jose Carreras mit Bürgermeister Ludwig
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Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) überreichte Carreras den Goldenen Rathausmann

Erhielt Originalplakat und Rathausmann

Ganz mit leeren Händen musste die Opernlegende am Dienstagabend allerdings auch nicht nach Hause gehen, erhielt Carreras doch am Ende aus den Händen des Staatsoperndirektors ein Originalplakat jener „Boheme“, mit der er 1977 seinen Durchbruch gefeiert hatte. Von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gab es dann noch den Goldenen Rathausmann obendrauf.