Wartebereich in Krankenhaus
APA/dpa/Holger Hollemann
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Chronik

Stundenlanges Warten auf Patiententransport

Rund sieben Stunden hat eine Patientin am Montag nach einer Untersuchung im AKH auf ihren Rücktransport gewartet. Lange Wartezeiten auf Sanitäter häufen sich. Bessere Koordination soll jetzt helfen, aber die Verzögerungen haben viele Gründe.

Die Frau wurde zu einer Untersuchung ins AKH gebracht, wo es hieß, dass diese bis Mittag abgeschlossen sei. Ein Rücktransport danach könnte sich um ein bis zwei Stunden verzögern. Am Ende war es 20.30 Uhr, die schwerkranke Frau musste also mehr als sieben Stunden darauf warten, wieder zurückgebracht zu werden. Das wirft zunächst Fragen rund um die Betreuung auf: Wer kümmert sich in der Wartezeit um die Frau, was ist mit Essen und Trinken, begleitet jemand die Frau auf die Toilette? Und dann natürlich die Frage, warum Patienten und Patientinnen überhaupt so lange auf ihre Fahrt warten müssen.

Ein Angehöriger der Frau bezeichnete solche Wartezeiten als katastrophal, vor allem, wenn sie schon längere Zeit bekannt seien. Eine Krankenschwester habe ihm gesagt, sechs bis acht Stunden Wartezeit seien normal. Und eine Mahlzeit sei für Besuche eines Krankenhauses, bei denen es nur um eine Untersuchung geht, nicht vorgesehen. Der Angehörige fragte, wie es solchen Patienten gehe, wenn sie stundenlang allein auf sich gestelt ausharren müssen: "Mir geht es sehr schlecht und ich weiß überhaupt nicht, was mit mir geschieht. Und ich warte Stunden, bin einsam oder alleine.

Langes Warten auf Krankentransport

Die Klagen über lange Wartezeiten auf den Krankentransport häufen sich: Zu Wochenbeginn musste eine Patientin sieben Stunden ausharren, bis sie von Sanitätern vom AKH abgeholt wurde.

Systemversagen „Katastrophe an und für sich“

Im konkreten Fall dürfte es mit der Versorgung der Frau geklappt haben, vermutlich weil ein anderer Angehöriger darauf bestanden habe. Doch lange Wartezeiten auf Patiententransporte sind offenbar Bestandteil des Alltags, und nicht jeder Patient hat Angehörige, die sich in solchen Fällen einmischen können. Von einer „Katastrophe an und für sich“ sprach der Angehörige der Frau, von einem „Systemversagen“, ohne eine bestimmte Organisation allein dafür verantwortlich machen zu wollen. Aber wenn so lange Wartezeiten üblich seien, müssten Angehörige davon verständigt werden.

Für die aktuell längeren Wartezeiten machte Michael Berger, Leiter der Rettungszentrale beim Arbeitersamariterbund, eine Fülle von Gründen verantwortlich, die sich in fünf Bereiche unterteilen lassen:

  1. Ereignisse, die nicht in den Bereich der Rettungsorganisationen fallen
  2. die aktuellen Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen mit dem Coronavirus
  3. sogenannte Systembelastende Herausforderungen
  4. Finanzierung
  5. Personal

Vielzahl an Behinderungen

Zu Punkt eins gehören demnach etwa die Öffnungszeiten von Ambulanzen. Schon seit Jahren sei klar, dass eine Ausweitung der Ambulanzzeiten Spitzen bei den Transporten vermeiden und damit auch Wartezeiten verringern würden. Nach wie vor aber würden Patienten aber einfach zu den Ambulanzzeiten hinbestellt. Besser wären hier Zeitslots, zum Beispiel „in der Zeit von 8.00 bis 10.00 Uhr“ anstatt punktgenauer Termine. Die würden oft ohne Absprache mit den Rettungsorganisationen vergeben und Patienten abgelehnt, die auch nur Minuten zu spät kommen.

Laut Berger würden auch fixe Abholstationen in den Spitälern helfen. Aktuell müssten Sanitäter ihre Patienten aus allen Stationen der Spitäler abholen und zum Auto bringen. Das bedeute längere Fußwege und Zeitverlust. Ebenfalls Thema seien oft zu spät bestellte Abholungen oder unbesetzte Schalter in den Spitälern, wo Patienten dann ebenfalls länger warten müssten.

Aktuell seien in der CoV-Pandemie strengere Hygienemaßnahmen nötig und das Rettungsauto nach jedem Patienten zu desinfizieren, sowie auch nur Einzeltransporte möglich. Ordinationen, die nicht für die Behandlung betreuungsintensiver Personen geeignet seien sowie zeitintensive Überlandtransporte tragen demnach ebenfalls zur Überlastung der Rettungsorganisationen bei. Hinzu komme unter anderem noch, dass der Tarif für Krankentransporte nicht kostendeckend sei und es speziell im Sommer an Zivildienern fehle, die sich zu Rettungssanitätern ausbilden lassen wollen.

Neue Plattform soll Wartezeiten verkürzen

Ab Oktober sollen die Krankentransporte über eine Onlineplattform zentral koordiniert werden. Dadurch sollen sich die Wartezeiten deutlich verkürzen. Zentraler Punkt ist laut Berger, dass alle Organisationen und alle Spitäler Transporte über diese Plattform anmelden können. So können Transporte, die eine Organisation gerade nicht durchführen kann, an eine andere Organisation weiter gegeben werden.

Oder es wird ein Transport beim Roten Kreuz angemeldet und das Rote Kreuz sieht, dass ein Fahrzeug des Samariter Bundes mit einem Fahrzeug in der Nähe ist, dann könnte der Auftrag an dieses Fahrzeug weiter gegeben werden. Eine bessere Koordination und Absprache soll es also ermöglichen, Anfahrtswege zu reduzieren und damit verbunden auch Wartezeiten für Patientinnen und Patienten.