Erwin Steinhauer
APA/Herbert Pfarrhofer
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Kultur

Publikumsliebling Erwin Steinhauer wird 70

Das gesetzliche Pensionsalter hat er schon länger erreicht – im Ruhestand ist er deshalb noch lange nicht: Der vielseitige Künstler Erwin Steinhauer feiert am 19. September seinen 70er und steht weiterhin regelmäßig auf der Bühne.

Nicht zuletzt macht er seinen Fans ein Geschenk und präsentiert mit „Alles Gute … und alles Erfolgreiche“ Lieder aus den vergangenen 40 Jahren. Das Programm, das nach jetzigem Stand am 30. September erstmals in der Bühne im Hof in St. Pölten und im Oktober auch in Wien, Salzburg und Tirol zu sehen wird, ist eine Art musikalisches Best-of aus Steinhauers Kabarettprogrammen.

Biografie zum 70er

Begleitet wird er von „seinen Lieben“, Steinhauers Stammband rund um Peter Rosmanith, Georg Graf und Joe Pinkl. Mit dem Trio tourt der Jubilar seit geraumer Zeit auch mit „Ich bin Abenteurer und nicht Dichter“ zu Ehren des Dichters H. C. Artmann, der heuer ebenfalls einen Runden – den 100. – gefeiert hätte, durch die Lande.

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Erwin Steinhauer (l.) im Lumpazivagabundus
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Rechtsanwalt Georg ZANGER, Erwin STEINHAUER, Wolfgang NEUGEBAUER (Leiter des Dokumentationsarchivs des Österr. Widerstandes) und Karl STOJKA, der seine, ihm von der SS tätowierte Nummer  „Z 5742“ am linken Unterarm zeigt
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Das Aktionskomitee „Friedensflotte 95“ eine Pressekonferenz zu den bevorstehenden Aktionen der Friedensflotte. UBZ.: „Alle in einem Boot“: [v.l.n.r.] Davor BARTEL [ein Junge aus Sarajewo], Christian SCHULLER [Caritas, SOS-Mitmensch], Brigitte PESCHEL [Abg. NR. LF], Christian WINKLER [Initiator mirno more] Schauspieler  Erwin STEINHAUER und Klubobfrau der Grünen, Madeleine PETROVIC.
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Erwin Steinhauer
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Erwin Steinhauer als „Andre“ und Therese Lohner als „eine Frau“
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Erwin Steinhauer (r.) als Helge, der Vater, Sigrid Marquardt (l.) als „Grossmutter“ und Fritz Muliar als „Grossvater“
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Tamim Fattal (l.) als „Samir Nablisi“ und Erwin Steinhauer als „August Knapp“
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Erwin Steinhauer als „Zauberkönig“ und Alma Hasun als „Marianne“
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Erwin Steinhauer, Wolfgang Boeck und Andreas Vitasek
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Der Schauspieler Erwin Steinhauer bei einem „Handabdruck“ auf einer Leinwand
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Erwin Steinhauer (r.) in der Rolle des Blasi und Toni Boehm als Fery
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Erwin Steinhauer (l.) als Arthur Kirsch und Cornelia Lippert als seine Frau Helene Schwaiger
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Erwin Steinhauer als Prof. Immanuel Rath
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Der Kabarettist Erwin Steinhauer „Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien“
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Thomas Drozda und Erwin Steinhauer
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Erwin Steinhauer als „Prof. Immanuel Rath“ und Peter Scholz (re.) als „Herr Kiepert“
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Tobias Moretti mit Erwin Steinhauer
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Erwin Steinhauer als „Alter Moser“ und Florian Teichtmeister (r.) als „Junger Moser“
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Der Kabarettist Erwin Steinhauer „Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien“ und Schauspielerin Elfriede Ott
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Erwin Steinhauer (r.) als Leo Pfeffer und Siegfried Walther als Dr. Sattler
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Erwin Steinhauer radelt wieder als Gendarmerieinspektor in der fünften „Polt“-Verfilmung in den Weinbergen
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die Schauspieler Cornelius Obonya, Regisseur Julian Pölsler und Erwin Steinhauer
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Erwin Steinhauer als „Andre“
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Und die Musiker waren auch zur Stelle, als Steinhauer gemeinsam mit Fritz Schindlecker vor wenigen Tagen dessen Buch „Der Tragikomiker“ im Wiener Rabenhof vorstellte. Damit hat der langjährige Wegbegleiter seinem Freund zum 70er eine Biografie gewidmet, die eine erfolgreiche Karriere launig Revue passieren lässt.

Keif bis Polt

Dass er „intensiv und nachhaltig“ das österreichische Kulturleben beeinflusst hat, wie es der damalige SPÖ-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bei der Verleihung des Goldenen Wiener Verdienstzeichens 2010 formulierte, wird niemand ernsthaft bestreiten.

Steinhauer hat seit der Gründung der Kabarettgruppe Keif 1974 (gemeinsam mit Wolfgang Teuschl und Erich Demmer) die österreichische Kabarettszene mitgeprägt, hat vom Burgtheater abwärts an nahezu allen wichtigen heimischen Theaterbühnen gespielt und ist u. a. als eigenbrötlerischer Landgendarm Simon Polt zum fixen Bestandteil österreichischer Fernsehunterhaltung geworden.

Erwin Steinhauer radelt wieder als Gendarmerieinspektor in der fünften „Polt“-Verfilmung in den Weinbergen
ORF/Hubert Mican
Als Gendarm Polt gehört Steinhauer zur bekanntesten Riege der österreichischen Fernsehschauspieler

Start als Kabarettist

Erwin Steinhauer wurde am 19. September 1951 in Wien geboren, wuchs am Alsergrund auf, maturierte mit 17, brach das auf Wunsch des Vaters begonnene Studium (statt Jus wurde es allerdings Lehramt für Deutsch und Geschichte) ab – und wurde Kabarettist. Nach Engagements u. a. am Wiener Kabarett Simpl und am Düsseldorfer Kom(m)ödchen brachte er 1982 mit „Entlassen!“ sein erstes Soloprogramm heraus, dem etliche weitere – darunter „Cafe Plem-Plem“ (1984) und „Auf der Schaufel“ (1989) – folgten.

Zwischen 1992 und 2001 legte er mit der Begründung „Wenn sich bei dem Kabarett, das man macht, außer dem Bankkonto nichts bewegt, dann hat das keinen Sinn“ eine Kleinkunstpause ein. Später hatte er u. a. mit dem Farkas/Grünbaum-Programm „Was lachen Sie?“ mit Heinz Marecek großen Erfolg.

Mein Alsergrund – mit Erwin Steinhauer durch den 9. Bezirk

Alsergrund, der neunte Wiener Gemeindebezirk, liegt im Herzen von Wien, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Inneren Stadt, auf der anderen Seite begrenzt vom Donaukanal. Hier, in der ehemaligen Vorstadt Lichtental, wuchs Erwin Steinhauer auf. Der Kabarettist und Schauspieler erinnert sich in der Lichtentaler Kirche, wo Franz Schubert etliche seiner Werke zur Aufführung brachte, an seine Zeit als Ministrant und führt auch an unbekannte Plätze, die sein Leben geprägt haben.

Nicht nur Qualität

Steinhauer hat in Dutzenden Hörspielen und mehr als 100 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Nicht alle waren Qualitätsprodukte, wie er in seiner 2007 erschienenen Biografie offen zugibt: „Auf meiner Filmliste ist vieles darunter, das ich gemacht hab, um zu überleben. Nicht immer war ich relevant und oft nicht einmal besonders wichtig, sondern ich war einfach der, wegen dem die Leute gern lachen.“

TV-Hinweis

Der ORF widmet Erwin Steinhauer in ORF2 und ORF III bis zum 27. September einen Schwerpunkt – mehr dazu in tv.ORF.at.

Mit den Verfilmungen von Alfred Komareks Polt-Krimis durch Julian Pölsler, in den drei „Brüder“-Filmen von Wolfgang Murnberger, aber auch in der ORF-Krimiserie „Trautmann“, in der TV-Satirereihe „Die 4 da“ und der Fernsehserie „Die Toten von Salzburg“ hat er jedenfalls an vielen Produktionen mitgewirkt, die Bestand haben. Zuletzt war er etwa im TV-Dreiteiler „Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe“, in Michael Kreihsls Verfilmung des Daniel-Glattauer-Romans „Die Wunderübung“ oder in der Komödie „Vier Saiten“ – ebenfalls unter der Regie von Kreihsl und an der Seite von Otto Schenk und Marianne Mendt – zu erleben.

Auf den größten Bühnen des Landes

Als Regisseur inszenierte Steinhauer u. a. „Muttertag“ der Gruppe „Schlabarett“, aber auch Mitterers „Ein Jedermann“ oder Nestroys „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ in der Josefstadt. Als Burgtheater-Ensemblemitglied (1982–88) spielte Steinhauer u. a. „Der Herr Karl“ und den Minister Flint in „Professor Bernhardi“, am Volkstheater den Fortunatus Wurzel im „Bauer als Millionär“, an der Volksoper und am Theater an der Wien den „Fledermaus“-Frosch, bei den Salzburger Festspielen den „Mammon“ im „Jedermann“.

Am Theater in der Josefstadt war er u. a. als Oskar in „Geschichten aus dem Wiener Wald“, Bankier Natter in „Das weite Land“, Zwirn im „Lumpazivagabundus“, Patriarch Helge in „Das Fest“ und Pädophiler in David Harrowers Missbrauchsdrama „Blackbird“ zu sehen.

Erwin Steinhauer (r.) als Leo Pfeffer und Siegfried Walther als Dr. Sattler
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2014 spielte Steinhauer die Rolle Leo Pfeffer im Stück „Die Schüsse von Sarajevo“

Gedenken an Ersten Weltkrieg

Im Gedenkjahr 2014 – in Erinnerung an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren – stand er etwa als Untersuchungsrichter Leo Pfeffer in die „Schüsse von Sarajevo“ auf der Bühne bzw. als Gouverneur von Bosnien-Herzegowina für Andreas Prochaskas „Das Attentat – Sarajevo 1914“ vor der Kamera. Außerdem adaptierte Steinhauer gemeinsam mit Franz Schuh Karl Kraus’ apokalyptisches Drama „Die letzten Tage der Menschheit“ zu einem eindringlichen Theaterabend. Das daraus entstandene Hörspiel wurde bei der ORF-Publikumswahl zum besten des Jahres gewählt.

Apropos Preise: Über einen diesbezüglichen Mangel kann sich Steinhauer auch nicht beschweren. Er darf u. a. den Salzburger Stier, die Romy, den Karl-Skraup-Preis und Goldene Ehrenzeichen aus Wien und dem Burgenland sein Eigen nennen. Für die Rolle des traumatisierten Kriegsreporters in „Thank You For Bombing“ (2016) erhielt er den Diagonale-Schauspielpreis, ein Jahr später wurde er zum Kammerschauspieler ernannt.

Klare politische Ansagen

Steinhauer zeigt sich auch regelmäßig als politischer Kommentator. In einem APA-Interview meinte er unlängst, während Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) beweise, dass es keine FPÖ brauche, um FP-Politik zu machen, seien die Grünen „eine der größten Enttäuschungen meines Lebens in der letzten Zeit. Aber da bin ich sicher nicht allein. Wenn es jetzt Wahlen gäbe, wären sie wohl einstellig. Nach Bruno Kreisky war ich immer Grün-Wähler. Was ich in Zukunft wählen werde, weiß ich nicht. Die Grünen müssten viel mehr auf Konfrontation gehen. Und ich denke, sie könnten damit auch Erfolg haben.“

Der Schauspieler Erwin Steinhauer bei einem „Handabdruck“ auf einer Leinwand
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Steinhauer beim „Langen Tag der Flucht“

Justizministerin Alma Zadic und Umweltministerin Leonore Gewessler zeigten zwar „unvergleichliches höheres Niveau“ in ihrer Arbeit als andere, hätten aber gegen einen Regierungspartner, der sich „mit allen Mitteln, auch jenen der Unwahrheit, an die Macht klammert“, keine Chance. „Wenn jemand so den Parlamentarismus verhöhnt wie Herr (ÖVP-Finanzminister Gernot, Anm.) Blümel, bleibt mir der Mund offen stehen.“

Es stimme ihn traurig, dass die SPÖ daraus keinerlei Kapital schlagen könne. Die Frage, wo er sich in der Konfliktlinie Pamela Rendi-Wagner – Hans Peter Doskozil denn einordnen würde, beantwortet der „familiär verwurzelte Sozialdemokrat“ überraschend: „Bei Barbara Blaha. Und Andreas Babler. Das wären die Sozialdemokraten, die für mich Zukunft bedeuten würden.“