Michael Ludwig bei einer Pressekonferenz am Pult
APA/Helmut Fohringer
APA/Helmut Fohringer
Coronavirus

„2-G“ für Nachtgastro und größere Events

Die CoV-Regeln sind schon bisher in Wien strenger als in anderen Bundesländern. Am Dienstag stellte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) neue Maßnahmen ab 1. Oktober vor, darunter eine „2-G-Regel“ für die Nachtgastronomie und größere Events. Zudem müssen Kunden künftig im gesamten Handel wieder eine FFP2-Maske tragen.

Das bedeutet, dass nur geimpfte oder genesene Personen Zutritt haben. Die neuen Maßnahmen sollen ab 1. Oktober, einem Freitag, für vorerst einen Monat gelten: Neben der „2-G-Regel“ in der Nachtgastronomie für Gäste soll es für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine „2,5-G-Regel“ (geimpft, genesen oder PCR-getestet) geben.

„2-G“ wird ab Oktober auch bei Veranstaltungen und Zusammenkünften über 500 Personen drinnen wie draußen gelten. Die Frage, ob Sitzplätze zugewiesen wurden oder nicht, ist nicht relevant. Das gilt hiermit auch für größere Konzerte, Fußballspiele und Theateraufführungen mit mehr als 500 Personen.

Wien verschärft Coronaregeln

Die FFP2-Maske im Handel muss auch von Geimpften getragen werden. Für die Nachtgastro gilt die „2-G“-Regel. In Restaurants oder zum Friseur darf man auch mit einem Test, aber nur mehr mit einem PCR-Test. Auch Veranstaltungen ab 500 Personen sind von der „2-G“-Regel betroffen.

Antigen-Tests bei Lokalbesuchen nicht mehr gültig

Im Handel soll es für Kunden eine allgemeine FFP2-Masken-Pflicht geben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Außerdem muss in sämtlichen Bereichen, wo noch ein CoV-Test als Nachweis gilt, eine PCR-Untersuchung gemacht werden. Antigen-Tests sind dort – also etwa in der Gastronomie – nicht mehr gültig.

Dass die Maßnahmen erst mit Beginn des nächsten Monats in Kraft treten, begründete Ludwig damit, dass man den Betrieben Zeit zur Umsetzung geben wolle. Die neuen Regeln gelten grundsätzlich für Personen ab zwölf Jahren. Für jüngere Kinder ändert sich nichts.

Ludwig sprach sich zudem für eine „3-G-Regel“ am Arbeitsplatz aus. „Noch besser wäre eine ‚Zweieinhalb-G-Lösung‘“, fügte er hinzu. Das müsse jedoch vom Bund umgesetzt werden. Ludwig empfahl, hier die Sozialpartner einzubinden. Es gebe dazu aktuell Gespräche zwischen den Sozialpartnern, hieß es am Dienstag aus dem Gewerkschaftsbund zur APA.

Grafik zu neuen CoV-Regeln in Wien
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

„Quote der Geimpften erhöhen“

Am Vormittag hatte der Bürgermeister mit Ärztinnen und Virologen, Prognostikerinnen und anderen Fachleuten beraten. Der Sinn der neuen Maßnahmen sei, die Quote der Geimpften zu erhöhen, so Ludwig bei der Pressekonferenz am frühen Nachmittag. Außerdem sollten die Regeln einheitlicher und verständlicher werden. Das bedeutet also nun: Dort, wo bisher „3-G“ gültig war, wird auf „2,5-G“ reduziert. Es sind nur noch PCR-Test-Zertifikate erlaubt.

Man sehe im europäischen Vergleich Länder mit hoher und geringer Impfquote, darunter Österreich, so Ludwig eingangs. In Österreich sei die Pandemie sehr politisiert erlebt worden. „Bei uns haben Politiker zuerst die Pandemie abgesagt und sind dann draufgekommen, dass zu wenig geimpft wurde.“

„Spitalspersonal stößt an Limits“

Auch Geimpfte seien entgegen anderen Behauptungen betroffen, vor allem dann, wenn Operationen verschoben werden müssen. 214 CoV-Infizierte seien derzeit in Wiens Spitälern. Es herrsche Stufe fünf, planbare Operationen müssten bereits verschoben werden. Das Durchschnittsalter liege auf den Intensivstationen bei 48 Jahren. Das Spitalspersonal stoße an die Limits, berichtete Ludwig aus Rückmeldungen. Auch das sollte man bei weiteren Maßnahmen berücksichtigen, so der Bürgermeister.

Der medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds, Michael Binder, berichtete in der Pressekonferenz, dass neun von zehn Intensivpatienten nicht geimpft seien. Die – vergleichsweise wenigen – geimpften Personen mit schweren Verläufen hätten meist Vorerkrankungen.

Kritik und Verständnis

Kritik kam postwendend vom Handelsverband. Analysen hätten gezeigt, dass der Handel kein CoV-Hotspot sei, versicherte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will: „Ungeachtet der wissenschaftlichen Fakten müssen sich die Wiener Geschäfte nun erneut auf eine Verschärfung der Maskenpflicht einstellen, die keinerlei Auswirkung auf das Infektionsgeschehen haben wird.“ In der Gastronomie treibe wiederum „2,5-G“ die Komplexität der CoV-Regeln in luftige Höhen. Österreich werde zum Europameister der Komplexität in der Coronavirus-Bekämpfung.

Die FPÖ wetterte gegen eine „Impfpflicht durch die Hintertür“. Wien habe die schärfsten CoV-Maßnahmen und trotzdem die höchsten Zahlen, wunderte sich Wiens FP-Chef Dominik Nepp. „Diese Unsinnigkeiten nun weiter zu verschärfen wird nicht zum Ziel, die Impfquote zu erhöhen, führen.“

Zustimmung zur neuen CoV-Regelung kam hingegen von den Bundestheatern, die mit dem Burgtheater, der Staatsoper und der Volksoper jeweils Kapazitäten von über 500 Besuchern haben. „Es sind strenge, aber notwendige Maßnahmen, unser Ziel ist und bleibt die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs“, sagte Holding-Chef Christian Kircher. Eigene Erhebungen würden zeigen, dass die Impfquote der Besucherinnen und Besucher der Bundestheater bereits bei ca. 90 Prozent liege.