Blutplasmaspende
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Chronik

Streit um Geld für Blutplasma-Spenden

Nirgendwo in Europa können so viele Plasmamedikamente hergestellt werden wie in Wien. Das liegt daran, dass man in Wien für eine Blutplasma-Spende Geld bekommt. Das Rote Kreuz übt daran aber Kritik – und hat eine Wettbewerbsklage eingebracht.

In Wien kann man in sechs Plasmazentren, die von Pharmaunternehmen betrieben werden, gezielt Blutplasma spenden. Es dauert eine Stunde, rund 25 Euro bekommt man dafür.

Mit Blutplasma werden Medikamente hergestellt, die Menschen mit defektem Immunsystem oder Bluterkrankheiten helfen. „Es dauert sieben bis zwölf Monate, als relativ lange, bis das Endprodukt zur Verfügung steht“, so Matthias Gessner, der Vorsitzende der Interessensgemeinschaft Plasma, gegenüber „Wien heute“.

Weltmeister bei Plasmamedikamenten

Laut einer aktuellen Studie der Wirtschaftskammer Wien wird kaum woanders so viel Blutplasma gespendet wie hierzulande, was auch die Medikamentenproduktion beflügelt. „Tatsächlich sind wir Weltmeister der Produktion dieser Medikamente auf Blutplasmabasis. Zehn Prozent der weltweiten Blutplasmaprodukte werden in Wien gefertigt“, so Alexander Biach, Standortanwalt der Wirtschaftskammer Wien.

Die Plasmamedikamentenproduktion sei ein Milliardenmarkt, der 9.000 Jobs sichere, heißt es. Hinter den Kulissen sorgt dieser Markt aber auch für Zwist. Das Rote Kreuz hat gegen einen der Plasmazentrenbetreiber eine Wettbewerbsklage eingebracht.

Kritik an überhöhten Geldbeträgen

Die Klage zielt darauf ab, dass plasmasammelnde Unternehmen in Zukunft – wie im Blutsicherheitsgesetz geregelt – keine überhöhten Geldbeträge mehr bezahlen und dass damit wieder gleiche Voraussetzungen für die Ansprache von Spenderinnen und Spendern herrschen.

„Gewinnorientierte Unternehmen, die in Österreich Blutplasma sammeln, bieten für eine Spende überhöhte finanzielle Beträge, die aus Sicht des Roten Kreuzes weit über eine Entschädigung des tatsächlichen Aufwands hinausgehen und somit gesetzeswidrig sind. Diese Unternehmen sprechen dieselben Spendergruppen an wie das Rote Kreuz. Das Rote Kreuz befürchtet, dass diese Art der Spenderwerbung mittel- und langfristig die Vollversorgung mit Blutprodukten in Gefahr bringt“, heißt es in einer Stellungnahme des Roten Kreuz.

Streit um Plasma-Produktion

Wien ist laut Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) die Weltstadt der Plasma-Produktion. Die Produzenten bezahlen den Spendern Geld – daran übt allerdings das Rote Kreuz Kritik.

Spenden weiterhin benötigt

Die Pharmafirmen und Wirtschaftsvertreter sind hier anderer Ansicht. „Wir haben in Österreich ein sehr kluges Aufwandsentschädigungssystem für Plasmaspender aufgebaut. Und an diesem finanziellen Entschädigungssystem soll und darf aus wirtschaftlicher Sicht, aber letzten Endes auch aus Medikamentenproduktionssicht, nicht gerüttelt werden“, so Biach. Rechtsstreit hin oder her – Blutspender und Plasmaspender werden jedenfalls weiterhin dringend benötigt.