Theater in der Josefstadt – Innenansicht
Theater in der Josefstadt
Theater in der Josefstadt
Kultur

„2-G“ als neue Herausforderung für Theater

Die ohnehin gebeutelte Kulturszene hat neue Probleme: Aufgrund der ab Oktober geltenden „2-G-Regel“ dürfen keine Getesteten mehr in Theater, die mehr als 500 Plätze aufweisen. Viele Abonnements müssen nun zurückgegeben werden. Die Auslastung ist jetzt schon deutlich geringer als vor der Pandemie.

Theaterbesucherinnen und -besucher seien wegen der neuen „2-G-Regel“ verunsichert und besorgt, hieß es aus dem Theater in der Josefstadt. Denn bei Nicht-Geimpften, die die Karten bereits gezahlt haben, müsse nun der Verkauf rückabgewickelt werden. Dies sei logistisch herausfordernd, meinte eine Sprecherin des Theaters. Während im Haupthaus mit über 500 Plätzen „2-G“ gilt, bleiben es in den Kammerspielen „3-G“.

Das Theater in der Josefstadt meldet nach 32 Vorstellungen eine Auslastung von 52 Prozent im Haupthaus und durchschnittlich 77 Prozent in den Kammerspielen, so hält man insgesamt bei einer Auslastung von 60 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2019 betrug die Auslastung über die Häuser hinweg durchschnittlich 81 Prozent.

Bundestheater: „Strenge, aber notwendige Maßnahme“

Zustimmung zur neuen Corona-Regelung kommt hingegen von den Bundestheatern, die mit dem Burgtheater, der Staatsoper und der Volksoper drei Häuser mit je einer Kapazität von über 500 Plätzen haben. Laut dem Geschäftsführer der Bundestheater, Christian Kircher, sei die „2-G-Regel“ eine strenge, aber notwendige Maßnahme. Das Ziel sei es, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Eigene Erhebungen würden zeigen, dass die Impfquote beim Publikum der Bundestheater bei ca. 90 Prozent liege. Wie sich die neue Regeln langfristig auf die Zuschauerzahlen auswirken, könne jetzt noch nicht abgeschätzt werden.

Das Burgtheater in Wien
ORF.at/Carina Kainz
Auch das Burgtheater hat deutlich weniger Zuschauer

Burg: Auslastung um 20 Prozent zurückgegangen

Im Burgtheater verzeichnete man seit dem Saisonstart am 4. September bis zum vergangenen Sonntag (19. September) eine Auslastung von rund 65 Prozent. Verglichen mit September-Monaten der Vergangenheit ist das ein Auslastungsrückgang von etwa 20 Prozent. Im letzten Herbst vor Corona lag die Auslastung zum Start der Direktion von Martin Kusej im gesamten Monat September 2019 sogar bei außergewöhnlichen 88 Prozent, beim Auftakt ins letzte Jahr von Karin Bergmann im September 2018 verzeichnete man 83 Prozent, wie das Haus bekannt gab. Besonders freute man sich über 450 neue Abonnements, die seit dem Sommer verkauft wurden.

Reaktionen auf die neuen CoV-Maßnahmen

Ab Oktober gelten in Wien schärfere CoV-Maßnahmen. Manche Branchenvertreter reagieren irritiert.

Nicht jeder will Maske tragen

Über die Gründe für den bereits bestehenden Besuchermangel in zahlreichen Häusern lässt sich mangels systematischer Erhebung nur spekulieren, es dürfte sich wohl um ein Zusammenspiel aus Abneigung gegen FFP2-Masken und Abschreckung durch die herrschende „3-G-Regel“ handeln, wird gemutmaßt. Auch das gute Wetter in den ersten Septemberwochen wird als möglicher Grund genannt.

Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus im Theater sei kein vorherrschender Auslöser, nicht ins Theater zu kommen, schließt die Sprecherin eines Theaters aufgrund bisheriger Publikumsrückmeldungen. Allen Häusern gemein ist die Wahrnehmung, seitens des Publikums „viel Wohlwollen“ zu erhalten.

Volkstheater: Kartenverkauf unter Erwartungen

Keine konkreten Zahlen wollte das Volkstheater nennen, das nach der Renovierung nun unter dem neuen Direktor Kay Voges in die erste volle Saison startete. „Wir müssen feststellen, dass die (wohl berechtigten) Warnungen und Verschärfungen in Sachen Covid den Verkauf von Karten nicht beflügeln. Die Kartenverkäufe liegen unter den Erwartungen“, heißt es in dem Statement.

Die Auflösung des „Premierenstaus“ in Wien führe dazu, „dass die Aufmerksamkeit auf Produktionen extrem kurz ist und Produktionen nicht in den Köpfen der Zuschauer*innen verankert werden können“. Das Volkstheater leide zusätzlich an der Tatsache, „dass alles neu ist (Gebäude, künstlerische Leitung, Ensemble, lange Schließung) und wir feststellen müssen, dass das neue Volkstheater-Angebot noch nicht zur Routine der Wiener*innen gehört“. Die Covid-Auflagen würden dazu führen, dass Theater von vielen Besuchern als wenig einladend wahrgenommen werden. „Die aktuellen Verschärfungen – so wichtig diese sein mögen – sind eine weitere Hürde bei der Mobilisierung der Zuschauer*innen“, heißt es.

Volkstheater Wien
ORF.at/Christian Öser
Schwierige Mobilisierung von Besuchern im Volkstheater

Bei den leeren Plätzen handle es sich auch nicht immer um nicht gebuchte Plätze: So habe es im Volkstheater vermehrt Fälle gegeben, in denen Besucherinnen und Besucher keine aktuell gültigen Tests vorweisen konnten bzw. das Testergebnis nicht rechtzeitig angekommen ist und dadurch der Theaterbesuch doch nicht möglich war. Es gebe aber „auch sehr positives Feedback auf den Umgang des Volkstheater mit der Situation“. Die Kontrolle der Nachweise sowie der gestaffelte Einlass, der mittlerweile sehr gut funktioniere, würden positiv angemerkt.