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Coronavirus

Wien zweifelt an „Alles spült“

Gibt es an den Wiener Schulen mehr positive PCR-Tests, weil das Wiener Programm „Alles gurgelt“ strenger ist als „Alles spült“? Wien fordert nun eine Evaluierung der Spültests an Schulen. Unterdessen steigt die Zahl der positiven Schul-Tests in Wien stark.

In Wien gab es diese Woche bisher 1.134 positive PCR-Tests an den Schulen. Das sind doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum der Vorwoche (552). Insgesamt gab es österreichweit diese Woche 1.558 positive Tests, in der Vorwoche waren es 858. In diesen Daten fehlen noch die Resultate der zweiten Wiener Testrunde vom Mittwoch – die anderen Bundesländer testen ja nur einmal mit PCR. Schon jetzt ist aber klar: Der Löwenanteil bei den positiven PCR-Tests entfällt wieder auf Wien.

Mehr positive Ergebnisse bei Wiener Tests

Bei den Schul-Tests gibt es mehrere Unterschiede zwischen Wien und den anderen Bunesländern. In Wien wird mit Ausnahme der Volksschulen mit einem eigenen Programm getestet – also mit „Alles gurgelt“ statt „Alles spült“. Dabei schlägt der Test bereits bei einem höheren CT-Wert als positiv an. Außerdem fließen in die „Alles gurgelt“-Zahlen nicht nur die positiven Ergebnisse der Massentests an den Schulen ein, sondern auch etwa die zusätzlichen Testungen von symptomatischen Schülern bzw. nach positiven Fällen in der Familie mit „Alles gurgelt“.

Es fällt auf, dass es in Wien besonders viele positive Testergebnisse gibt. In der zweiten Schulwoche waren etwa 0,28 Prozent aller Wiener Gurgeltests positiv. Bei den in Wien durchgeführten Spültests waren es aber nur 0,12 Prozent. Und bei den anderen Bundesländern warten trotz teilweise hohem Infektionsgeschehen bei den Spültests nur 0,01 bis 0,09 Prozent der Proben positiv.

Ergebnisse Grafik Gurgeltests
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Ergebnisse der PCR-Tests in der zweiten Schulwoche

Testsystem findet „womöglich viel zu wenige Fälle“

Im Protokoll der Ampelkommission fordert die Stadt Wien nun, dass die Spültests evaluiert bzw. überprüft werden sollen. Ein zentraler Punkt dabei: Ab welcher Virenbelastung ist eine Probe positiv? „Ich stehe dazu, dass wir mit ‚Alles Gurgelt‘ viele Fälle an Schulen finden und darum auch viele Klassen gesperrt haben“, erklärt dazu Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) schriftlich gegenüber „Wien heute“.

„Unangenehm könnte lediglich sein, dass wir österreichweit ein Testsystem an Schulen haben, das womöglich viel zu wenige Fälle findet und sich deshalb auch Kinder unerkannt im Schulbetrieb anstecken“, so Hacker weiter. Es gehe bei der Validierung der Tests nun darum, dass sich sowohl Eltern als auch Kinder darauf verlassen könnten, dass die Tests gut und sicher seien.

Wien zweifelt an „Alles spült“

Hat Wien mehr positive Ergebnisse bei PCR-Tests, weil das Wiener Modell „Alles gurgelt“ strenger ist als das Modell „Alles spült“? Wien fordert jedenfalls eine Evaluierung der Spültests an Schulen. Die zentrale Frage: Ab welcher Virenbelastung ist eine Probe positiv?

Experte fordert strenge Auslegung der Tests

Michael Wagner, Mikrobiologe an der Universität Wien, fordert bei den Schulen nun eine strenge Auslegung der Laborergebnisse: „Geringe Virenlasten gibt es am Anfang der Infektion und ganz am Ende. Man hat oft wochenlang ganz wenige Viren im Rachen. Aber in der Schule, wo regelmäßig getestet wird, weiß ich ja, wer infiziert war. Und wenn plötzlich eine Schülerin oder ein Schüler positiv getestet wird, weiß ich, dass das eine frisch Infizierte ist – und dann muss ich die aus dem Infektionsgeschehen rausnehmen.“

Was ist nun aber der entscheidende Grenzwert ab dem eine Schülerin bzw. ein Schüler positiv ist? Vom Bildungsministerium wird nur ein Mindestwert vorgegeben, ab dem eine Probe positiv sein muss. Institute können innerhalb eines Rahmens entscheiden. Auch im Gesundheitsministerium heißt es, dass ein allgemein gültiger Grenzwert nicht möglich sei, weil die technische Herangehensweise der Institute unterschiedlich ist.

Weniger Klassen in Quarantäne

Trotz der zunehmenden Zahl an positiven Tests sind unterdessen deutlich weniger Schulklassen in Quarantäne als in der Vorwoche: Österreichweit sind es 70 – die meisten in Wien mit 19 Klassen. Grund sind die gelockerten Quarantäneregeln.