Präsentation Klimaticket, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (Bgld./SPÖ), Verkehrslandesrat Heinrich Dorner (Bgld./SPÖ), Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (NÖ/ÖVP), Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (NÖ/ÖVP), Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (Wien/SPÖ) und Bürgermeister Michael Ludwig (Wien/SPÖ)
APA/HERBERT NEUBAUER
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Verkehr

Klimaticket: Lücken im Öffi-Netz schließen

Nicht nur, aber sehr viele positive Reaktionen hat es auf das Klimaticket gegeben. Für Wiens Bürgermeister Ludwig ist es ein Mittel, um Pendler zum Stehenlassen ihres Autos zu bewegen. Der VCÖ begrüßt das Ticket, das Angebot müsse aber verbessert werden.

Es sei ganz klar: Klimaziele im Verkehr ließen sich nur erreichen, wenn wir mehr Autofahrten auf den öffentlichen Verkehr verlagern. Damit das passiere, brauche es aber noch Verbesserungen, sagte Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich im „Wien heute“-Gespräch: „Wir brauchen mehr und häufigere Bahnverbindungen, beispielsweise die Stadt-Land-Verbindungen zwischen Wien und Niederösterreich, dass hier auch tagsüber häufiger die Züge verkehren.“ Die Teilzeitarbeit nehme zu und da brauche es auch einfach für die Teilzeitbeschäftigten gute Verbindungen.

Als zweite wichtige Verbesserung nannte Gratzer Busverbindungen dort, wo es keine Schiene gibt. Auch da gebe es bereits viele gute Beispiele, auch in Niederösterreich etwa, wo Busse gut verkehren. Aber dort, wo es noch Mängel gebe, müsse man noch aufholen: „ Ein gutes Öffi-Angebot ist die Voraussetzung dafür, dass wir die Klimaziele erreichen können.“

Ticket nicht nur zum Pendeln attraktiv

Das Klimaticket mache es attraktiv für Pendler, dann auch in der Freizeit oder am Wochenende den Ausflug mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. Auch Fahrten in den Urlaub seien nun interessant, weil ja keine zusätzlichen Kosten mehr aufkämen. Wie viele Menschen es tatsächlich zum Umsteigen bewegen könne, müsse man erst sehen. „Aber die Erfahrungen in Wien und auch in Vorarlberg und Tirol, wo es ja diese Jahresnetzkarten bereits gegeben hat, haben gezeigt, dass diese günstigen Jahresnetzkarten bei den Bürgerinnen und Bürgern gut ankommen und häufig genutzt werden“, sagte Gratzer.

Ziel sei es jedenfalls, bis 2030 die Zahl jener Pendler zu halbieren, die mit dem Auto nach Wien kommen. Gratzer gab sich optimistisch, nicht zuletzt wegen der bevorstehenden Parkraumbewirtschaftung. Auch das Potenzial des Fahrrads müsse genützt werden. So könnte sich die Halbierung ausgehen. Das sei realistisch und machbar, vor allem dann, wenn man, wie man jetzt gesehen habe, zusammenarbeite.

Klimaticket für Ludwig „ein“ Weg zum Umstieg

Wie Gratzer begrüßte auch Bürgermeister Michael Ludwig die Einführung des Klimatickets, weil der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel ein Weg sei, den CO2-Ausstoß zu verringern. Wien sei da mit der 365-Euro-Jahreskarte Vorreiterin. Mittlerweile würden mehr Menschen eine Jahreskarte der Wiener Linien besitzen als Autos in Wien angemeldet seien.

Mit der Einführung des Klimatickets ändert sich für Jahreskartenbesitzer der Wiener Linien nichts. Wer nur in Wien unterwegs ist, fährt weiter um 365 Euro pro Jahr mit Bus, Bim, U-Bahn und S-Bahn innerhalb der Stadtgrenze. Wer zwischen Niederösterreich oder Burgenland und Wien pendelt, kann mit dem Ticket für die drei Bundesländer mit 915 Euro pro Jahr günstiger als bisher unterwegs sein. Um 1.095 Euro schließlich gibt es eine Jahresnetzkarte, die österreichweit für alle öffentlichen Verkehrsmittel gilt.

Präsentation Klimaticket
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Klimaticket ein Weg, um CO2-Ausstoß zu verringern

Günstige Öffis allein für Ludwig zu wenig

Mehr als 300.000 Menschen würden täglich nach Wien pendeln, um in der Stadt zu arbeiten oder zu studieren, erinnerte Stadtchef Ludwig. Da seien günstigere Tarife der Öffis ein Argument, das Auto stehen zu lassen. Doch es brauche auch eine gut ausgebaute Infrastruktur – für Öffis und für Autos, betonte er einmal mehr. Auch der Ausbau der Infrastruktur sei für ein Umsteigen wichtig: „Wo Öffis gut ausgebaut sind, steigen Menschen auch auf die öffentlichen Verkehrsmittel um.“ Er verwies auf den Ausbau der U-Bahn und der Straßenbahn-Linien, vor allem in den Stadtentwicklungsgebieten.

Gerade in den neuen Stadtteilen brauche es ergänzend zum Öffi-Ausbau aber auch einen Ausbau der Verkehrs-Infrastruktur, brachte Ludwig ein aktulles Streitthema – Stichworte Lobautunnel und Stadtstraße Aspern – ein: „Wenn Sie eine Einbauküche bestellen, wird das mit der Lieferung mit dem Bus nicht so einfach gehen“, sagte Ludwig.

Lobautunnel für Klimaticket „kein Thema“

Die Wiener Nordostumfahrung samt dem umstrittenen Lobautunnel war bei den Verhandlungen zum Klimaticket kein Thema. Das bekräftigte Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei der Präsentation des Klimatickets am Donnerstag. Dieses sei ein Meilenstein, für den lange und intensive Verhandlungen nötig gewesen seien. Die Evaluierung der Nordostumfahrung solle im Herbst abgeschlossen werden. „Auch dort werden wir konstruktive Lösungen finden“, zeigte sie sich zuversichtlich.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) beteuerte ebenfalls: „Die Verhandlungen sind nicht miteinander verbunden gewesen.“ Im Vorfeld war vermutet worden, dass etwa Wien die Zustimmung zum Klimaticket von einer Realisierung des Straßenprojekts abhängig machen könnte. Ludwig sagte, dass er davon ausgehe, dass die Evaluierung bald abgeschlossen werde. Der Wiener Bürgermeister verwies einmal mehr auf die S10, die Mühlviertler Schnellstraße, über deren Weiterbau bereits entschieden worden sei. „Ich gehe davon aus, dass das für ähnliche Art und Weise auch für die Projekte in Wien gilt.“