Peter Klimek
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Coronavirus

CoV: Experte erwartet bald „mehr Dynamik“

Die CoV-Neuinfektionen sinken in Wien seit rund zwei Wochen. Der Komplexitätsforscher Peter Klimek von der MedUni Wien rechnet jedoch damit, dass die vierte Welle bald mehr Fahrt aufnimmt. Und: Das Impftempo in Wien reicht laut Klimek nicht zum Bremsen.

„Ein bisschen überrascht hat uns die Entwicklung schon“, sagt Klimek im Interview zu „Wien heute“ – war doch ein starker Anstieg der Zahlen prognostiziert worden. Im Nachhinein gebe es jedoch eine Erklärung: „Was wir gehabt haben ist, dass wir einen langsam ansteigenden Trend gehabt haben, über den August in den September hinein, was die lokale Transmission anbelangt hat.“ Zusätzlich habe es jedoch Fälle durch Reisen gegeben – und zudem den Start der Tests an den Schulen.

Das ändere jedoch nichts daran, dass es nun über mehrere Wochen hinweg betrachtet, einen ansteigenden Trend gebe, betont der Komplexitätsforscher – und der Herbst beginne ja gerade erst. „Es ist zu erwarten, dass dann, auch wenn das Wetter herbstlicher wird, nocheinmal mehr Dynamik reinkommt“, so Klimek. Im Vorjahr sei es Mitte Oktober losgegangen, mit dem Höhepunkt inklusive Lockdown im November. „In einem ähnlichem Zeitraum würde ich auch jetzt mit mehr Dynamik rechnen“, meint Klimek.

Interview mit Komplexitätsforscher Klimek

Die CoV-Zahlen werden nach der aktuellen leichten Erholung wieder deutlich ansteigen: Laut Komplexitätsforscher Peter Klimek im „Wien heute“-Studio-Interview ist noch keine Entspannung in Sicht.

„Sehr langsames Impftempo“ in Wien

Grundsätzlich gebe es in den verschiedenen Bundesländern immer größere Unterschiede bei der CoV-Lage, abhängig von der Impfrate, erklärt der Forscher – etwa zwischen Oberösterreich und dem Burgenland. Im Burgenland sind über 71 Prozent zumindest einmal geimpft, in Oberösterreich unter 60 Prozent. In Wien gebe es zudem einen „Metropoleneffekt“, der die Ausbreitung von Viren begünstige: „Das hängt mit den Lebensumständen, mit den Arbeitsumstände zusammen.“

Zahl der durchschnittlichen Corona-Impfungen in Wien pro Tag, von April bis September
Grafik: ORF, Zahlen: Stadt Wien
Die Zahl der Cov-Impfungen pro Tag ist im September deutlich niedriger als in den Monaten davor

In Wien sehe man momentan „leider ein sehr langsames Impftempo“, konstatiert Klimek. „Dass wir jetzt diese vierte Welle mit dem Impffortschritt abdrehen können, das scheint aus heutiger Sicht leider unplausibel. Daher müssen wir leider davon ausgehen, dass wir jetzt nochmal mit Maßnahmen diese Welle etwas abflachen können“, sagt der Forscher in „Wien heute“. Auch dass man in Wien in den nächsten Wochen und Monaten komplett auf Maßnahmen zur Kontaktreduktion wird verzichten können, hält Klimek aufgrund der Impfzahlen für „eher unwahrscheinlich“.

Nur 55.464 Erstimpfungen im September

In Wien wurden im September 55.464 zum ersten Mal gegen das Coronavirus geimpft, 64.630 Menschen holten sich den Zweitstich. Wurden im Juni in Wien noch im Schnitt 16.800 Menschen pro Tag geimpft, so waren es im September nur 4.400 pro Tag – auch deutlich weniger als im Sommer.

Ein Bezirksvergleich zeigt aber auch, dass die niederschwelligen Aktionen der Stadt – wie das Impfen in der Moschee oder im Gemeindebau – wirken dürften. Gerade in den Bezirken mit niedrigen Impfquoten, die im Fokus der Aktionen stehen, waren die Zuwächse relativ zur Bevölkerungszahl gesehen am stärksten, etwa in Favoriten, in der Brigittenau, in Rudolfsheim-Fünfhaus oder in Meidling.

Auch im Bundesländervergleich schneidet Wien bei den Impfungen im September gut ab, bei einem Bevölkerungsanteil von 21 Prozent wurden rund 26 Prozent der Impfungen im September in Wien gesetzt, zeigen Zahlen aus dem Büro des Gesundheitsstadtrates. Insgesamt liegt Wien mit einer Durchimpfungsrate von 63,4 Prozent (Erstgeimpfte) auf dem vierten Platz im Ländervergleich. Besser sind das Burgenland, Niederösterreich und die Steiermark. Der Österreich-Schnitt liegt derzeit bei 64,2 Prozent.

Leichter Rückgang bei Schul-Tests

Unterdessen liegen die endgültigen PCR-Resultate der Schul-Testungen in dieser Woche vor – mittlerweile ist auch die zweite Runde in Wien, wo auch am Mittwoch untersucht wird, ausgewertet. Insgesamt wurden 1.183 Kinder und Jugendliche positiv auf das Coronavirus getestet, in der Vorwoche waren es 1.131. In Wien ist die Zahl von 825 positiven Ergebnissen in der vergangenen Woche auf 759 leicht gesunken.