Hausärztin in ihrer Ordination
ORF
ORF
Politik

Maßnahmenmix gegen Ärztemangel nötig

Weniger Bürokratie, mehr Geld und flexiblere Kassenverträge: Das sind nur einige der Maßnahmen, mit denen dem Mangel an Kassenärzten in Österreich begegnet werden müsste. Grundlage dafür sind Rechenmodelle des Simulationsforschers Niki Popper für die Ärztekammer.

Die Maßnahmen müssten zudem auch zeitnah und regional abgestimmt eingesetzt werden, sagte Popper bei der Präsentation seiner Ergebnisse gemeinsam mit dem Obmann der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart. Die Ausgangssituation ist geprägt von einem Rückgang der besetzten Kassenstellen von aktuell rund 47.000 auf 44.400 im Jahr 2030. Nach 2030 bleiben die Zahlen bei den niedergelassenen Allgemeinmedizinern relativ konstant, während die Zahl der Kassen-Fachärzte wieder steigt, geht aus den Simulationsberechnungen hervor.

In den letzten zehn Jahren haben 22 Prozent der Personen mit inländischen Universitätsabschluss keine Turnusausbildung in Österreich begonnen. Selbst wenn man diese Zahl auf 15 Prozent senken könnte, würde dies das Problem nicht lösen. Denn es dauert mindestens 3,5 Jahre, bis die Ausbildung abgeschlossen ist. Damit sei in den nächsten fünf Jahren keine Steigerung der Ärztezahl zu erwarten. Auch mehr Studienplätze würden das akute Problem nicht lösen, weil sich das erst in 15 bis 20 Jahren auswirken würde, erläuterte Popper.

Attraktive Kassenverträge sollen Wahlärzte anlocken

Die Verträge von Kassenärzten attraktiver zu gestalten sei demnach eine Maßnahme, die zu mehr Kassenärzten führen würde. So könnte der pensionsbedingte Rückgang innerhalb der nächsten 15 Jahre ausgeglichen werden, wenn ein Viertel der Wahlärzte unter den Allgemeinmedizinern dauerhaft einen Kassenvertrag annehmen würde. Dann hätten von den niedergelassenen Allgemeinmedizinern rund 60 Prozent einen Kassenvertrag statt wie bisher 47 Prozent.

Sowohl Popper als auch Steinhart zogen aus dem Modellberechnungen den Schluss, dass nicht eine Maßnahme ausreicht, sondern ein Bündel notwendig sei. Der Ärztekammer-Vizepräsident plädierte dafür, gemeinsam mit der Politik und der Sozialversicherung einen solchen Mix zu erarbeiten. Teil davon sollte ein Abbau der Bürokratie für die Ärzte sein, meinten sowohl Steinhart als auch Popper. Zudem brauche es flexible Kassenverträge und Zusammenarbeitsformen. Und Steinhart bekräftigte auch die Forderung nach mehr öffentlichem Geld für die niedergelassene ärztliche Versorgung.