Fichtenwald
ORF
ORF
Wissenschaft

Forscher sehen kranke Bäume aus der Luft

Ob ein Baumbestand krank oder gesund ist, das kann aus der Luft bessererkannt werden als am Boden. Das zeigt ein Forschungsprojekt in Bayern, an dem Wiener Forscher beteiligt waren. Gerade in Zeiten, in denen Wälder durch steigende Temperaturen gestresst sind, lassen sich geschwächte Bäume leichter identifizieren.

Das Team wählte für sein Feldexperiment jeweils 140 Bäume aus einem jüngeren und einem älteren Fichtenbestand in Bayern nahe der österreichischen Grenze aus, heißt es in einer Aussendung der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Bei der Hälfte der Bäume wurde ein 20 Zentimeter breiter Steifen der Rinde in einer Höhe von 130 Zentimetern entfernt, um die Bäume gezielt zu stressen. Geleitet wurde das Projekt vom Institut für Geomatik der Boku. Beteiligt waren auch die Deutsche Raumfahrtagentur (DLR), die Bayerischen Staatsforste, die Österreichischen Bundesforste und die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).

Lichtreflexionen aus der Luft beobachten

Über zwei Wachstumsperioden hinweg verfolgten die Wissenschaftler den Zustand der jeweiligen Baumgruppen mit verschiedenen Methoden. Einmal wurde die Verfärbung der Nadeln, deren Fehlen, die Blüten-und Zapfenbildung oder der Borkenkäferbefall vom Boden aus erhoben. Andererseits wurden Nadelproben entnommen und dann im Labor analysiert.

Viele Stämme im Fichtenwald
APA/HERBERT PFARRHOFER
Rund 300 Fichten waren Teil des Forschungsprojekts

Als dritte Methode kamen „flugzeuggetragene Hyperspektraldaten“ ins Spiel, mit denen die Lichtreflexionen in einem großen Wellenlängenbereich beobachtet werden können. So lasse sich nicht nur auf das vorhandene Chlorophyll, sondern auch auf die Zellstruktur oder den Wassergehalt rückschließen.

Wenn es den durch den Eingriff der Forscher geschwächten Bäumen schlechter zu gehen begann, ließ sich das anhand letzterer Methode früher ablesen, berichten die Wissenschafter im Fachblatt „Remote Sensing of Environement“. „Die Ergebnisse zeigen somit das große Potenzial der hyperspektralen Fernerkundung für die Erfassung von Vitalitätsveränderungen gestresster Bäume und stellt somit einen wesentlichen Schritt in Richtung Früherkennung dar“, so Boku-Forscher Markus Immitzer.

Wollen Satelliten nutzen

Für derartige Herangehensweisen gebe es jedenfalls angesichts der Klimaveränderungen viel Bedarf, meinen die Forscher. Dazu komme, dass in den kommenden Jahren derartige Daten etwa von Satelliten des europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus kostenfrei verfügbar sein werden. In Verbindung mit Künstlicher Intelligenz (KI) wollen die Wissenschaftler künftig den Zustand der Baumkronen im Überblick besser einschätzen.