Probebohrung beim Naturhistorischen Museum
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Umwelt

NHM Wien plant Sondenfeld vor Museum

Das Naturhistorische Museum Wien (NHM Wien) will künftig auf Geothermie setzen – also auf Wärme und Kälte aus dem Boden. Diese Woche hat dafür eine Probebohrung für eine Testsonde stattgefunden. Ziel ist ein ganzes Sondenfeld auf dem Platz vor dem Museum.

Das Naturhistorische Museum ist ein Energiefresser, zumindest beim Heizen und Kühlen. In so einem historischen Gebäude seien natürlich die Fenster und die Fassade nicht so isoliert wie bei einem Neubau, erklärt Markus Roboch, wirtschaftlicher Direktor des Museums. Dazu kommen Faktoren wie die große Fläche von 40.000 Quadratmetern, die mehr als 900 Räume und die empfindlichen Exponate.

Allein fürs Heizen braucht das Museum nach eigenen Angaben so viel Energie wie rund 200 Einfamilienhäuser, etwa 2.250 MWh im Jahr. Bisher kommt diese aus Fernwärme beziehungsweise – fürs Kühlen – über sechs eigene Kältemaschinen im Haus. Bis 2030 will das Naturhistorische Museum jedoch CO2-neutral werden. Erreichen will man das unter anderem mit einem Umstieg auf Geothermie beim Heizen und Kühlen.

Probebohrung beim Naturhistorischen Museum
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Probebohrung auf 220 Meter Tiefe

Eine erste Machbarkeitsstudie der Geologischen Bundesanstalt gibt es schon. Diese Woche wurde nun eine Probebohrung im Innenhof des Museums in 220 Meter Tiefe durchgeführt – und eine Testsonde eingesetzt. „Damit sehen wir dann, wie viele Energie die Erde da unten hat, wie viel Wärme oder wie viel Kälte wir dadurch gewinnen können – und in welchen Abstand wir die Sonden setzen müssen“, so Roboch im Interview mit „Wien heute“.

Ziel ist es schließlich, das Museum mit 176 Erdwärmesonden zu versorgen. Diese sollen auf dem Maria-Theresien-Platz vor dem Museum unter den Asphalt kommen. „Aber keine Sorge, man sieht dann nachher nichts mehr – der Platz ist dann wieder so, oder noch schöner, als er jetzt ist“, betont Roboch. Der Sondentest läuft noch bis Dezember. Im nächsten Jahr sollen die konkreten Planungen starten.

Probebohrung für Erdwärme

Das Naturhistorische Museum soll zukünftig mit Erdwärme beheizt werden. Derzeit finden Probebohrungen statt.

Baustart frühestens 2023

„Frühestens im Jahr 2023 können wir mit der Bauphase, wenn die Finanzierung steht, beginnen“, sagt der wirtschaftliche Geschäftsführer. Aktuell werden laut dem Naturhistorischen Museum auch Gespräche mit dem Kunsthistorischen Museum geführt – ob auch für diese Sonden auf dem Platz errichtet werden sollen.

Das Naturhistorische Museum kann sich laut Roboch via Geothermie beim Heizen und Kühlen künftig komplett selbst versorgen, mit Ausnahme des Tiefspeichers. „Wir würden hier in den Schausälen und in den Büros Temperaturen um die 20 Grad, konstant im Sommer und Winter, zusammenbringen.“

Tiefspeicher braucht zusätzlich Fernkälte

Für den Tiefspeicher reicht die Kälte aus dem Boden nicht, da dieser auf 10 Grad gekühlt werden muss, um einen Schädlingsbefall der Exponate zu verhindern. Hier will das Museum aber von den aktuellen Kältemaschinen auf die klimafreundlichere Fernkälte umsteigen.

Die Geothermie-Umstellung ist eine von mehreren Maßnahmen des Museums, um bis 2030 CO2-neutral zu sein. Unter anderem wird auch die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach erweitert, außerdem sollen die Fenster sollen verbessert werden. Neben den Klimazielen ist das Heizen und Kühlen via Geothermie laut dem Museum langfristig auch billiger.

Geologe hofft auf Lösung von See-Rätsel

Die Probebohrung wird unterdessen auch geologisch begleitet. Alle drei Meter wurden Proben entnommen, in denen sich zahlreiche Fossilien finden – etwa Ablagerungen eines riesigen Sees vor zehn Millionen Jahren. „Ganz kleine Fossilien geben uns Aufschluss über die Wassertemperatur, über Wassertiefe“, erklärt Mathias Harzhauser, Leiter der geologischen Abteilung des Museums. „Wir können dann einen subtropischen See rekonstruieren, in dem tausende verschiedene Organismen gelebt haben.“

Dieser See sei dann jedoch gekippt und das ganze Ökosystem zugrunde gegangen, so Harzhauser. Warum, sei bisher jedoch nicht klar. „Anhand unserer Bohrungen können wir dem jetzt genau nachgehen, wann das passiert ist und welcher Prozess dahinter gesteckt ist“, schildert der Geologe.